DFB-Team braucht "Philipp-artiges": Joshua Kimmich geht als Rechtsverteidiger in die EM
Von Simon Zimmermann
Der rechte Flügel ist vor dem EM-Start die Problemzone im deutschen Team. Joshua Kimmich soll sich zum Wohle der Mannschaft "opfern" und die Sorgen beheben. Der Bundestrainer weicht wohl erneut von seinem eigentlichen Plan ab.
Die Rechnung beim DFB-Team ist eigentlich ganz einfach: Während im zentralen Mittelfeld ein Überangebot an Top-Qualität vorhanden ist, liegt die rechte Seite ein wenig brach. Und weil Joachim Löw in einem 3-4-3-System in die EM starten möchte, braucht es auf dem rechten Flügel einen Spieler, der sowohl defensiv stabil stehen kann, als auch offensiv Akzente setzt. Auf der anderen Seite dürfte diese Rolle Robin Gosens zukommen, der bei der Generalprobe gegen Lettland überzeugte und auf den die Position vor der Dreierkette maßgeschneidert ist.
Ganz und gar nicht ist diese für Lukas Klostermann maßgeschneidert. Der RB-Verteidiger hat seine Stärken in der Defensive, ist aber der einzige "echte" Rechtsverteidiger im deutschen Aufgebot. Gefahr im Offensivspiel versprüht der 25-Jährige eher wenig.
Kimmich dagegen vereint alle Qualitäten, die es für die rechte Seite braucht. Dynamisch, zweikampfstark, Zug nach vorne. "Philipp-artiges", nannte es der Bundestrainer nach dem 7:1 gegen Lettland. Gemeint war natürlich Ex-Kapitän Philipp Lahm.
Kimmich bereit für die Rolle auf dem rechten Flügel
Und ähnlich wie Lahm bei der WM 2014 könnte auch Kimmich 2021 vom Zentrum auf den Flügel versetzt werden. Nicht seine Lieblingsrolle, aber für den Erfolg der Mannschaft würde sich der Bayern-Star fügen. Schließlich hat er selbst den EM-Titel als großes Ziel aufgerufen. "Am Ende ist es die Entscheidung des Trainers. Wenn er mich als Rechtsverteidiger sieht und das Gefühl hat, dass ich da der Mannschaft am besten helfen kann, weil wir dann am stärksten sind, dann spiele ich Rechtsverteidiger", erklärte Kimmich zuletzt.
Löws Kaderplanung führte unweigerlich zur Kimmich-Versetzung
Eigentlich wollte Löw Kimmich nicht mehr auf der Seite einsetzen. Doch mit seiner Kader-Planung setzte sich der Bundestrainer selbst unter Druck. Ridle Baku, der ebenfalls prädestiniert wäre für diese Rolle, wurde nicht nominiert und stattdessen mit der U21 Europameister. Kimmichs Versetzung scheint vor dem EM-Start am kommenden Dienstag gegen Frankreich (21 Uhr) fast schon alternativlos.
Sieht auch Philipp Lahm so: "Er ist sicher mehr Spezialist, als ich es war. Seine beste Position ist die vor der Abwehr. Die deutsche Nationalmannschaft hat aber mit Kroos und Gündogan die Lenker und Denker von Man City und Real in ihren Reihen und deshalb ist es schon eine gute Überlegung, Joshua rechts vor der Dreierkette einzuplanen", erklärte er gegenüber der Bild.
Löw-Entscheidung soll stehen: Kimmich als Rechtsverteidiger bei der EM
Nach Informationen des Blattes soll die Entscheidung auch schon feststehen. Demnach plant Löw mit Kimmich bei der EM nun doch auf der rechten Seite. Wohl die beste Option - dennoch hat der Plan auch einige Schwächen.
Zum einen würden mit Gündogan und Kroos zwei Spieler das Zentrum bilden, deren Stärke die Defensive mit Sicherheit nicht ist. Gegen Gegner wie Frankreich könnte das DFB-Team ohne echten Sechser ein wenig die Stabilität abhanden kommen.
Zum anderen ist der rechte Flügel nicht Kimmichs Wunsch- und Paraderolle. Er kann dort zwar starke Leistungen bringen, echte Weltklasse verkörpert er aber nur im Zentrum. Schon bei den Bayern zeigte er als Rechtsverteidiger vor allem taktisch das ein oder andere Defizit auf der rechten Seite. Gut, dass im DFB-Team eine Dreierkette hinter ihm verteidigt. So kann Kimmich etwas sorgloser seinem Offensivtrieb nachkommen.