Schweinsteiger kritisiert Löw wegen Boateng: "Ist mir ein Rätsel"
Von Dominik Hager
Die Fußball-Fans dürfen sich bei der EM auf Bastian Schweinsteiger freuen, der während des Turniers als ARD-Experte fungieren wird. Seine Aufgabe wird es sein, die Spiele der DFB-Auswahl einzuordnen und zu analysieren. Der frühere Bayern-Star übt gegenüber der Sport Bild jedoch schon im Vorfeld Kritik an Bundestrainer Joachim Löw und seiner Kader-Zusammenstellung.
Betrachtet man den Kader von Joachim Löw und die letzte Spielzeit, dann fällt sofort auf, dass ein absoluter Leistungsträger fehlt. Die Rede ist von Jérôme Boateng, der im Gegensatz zu den Rückkehren Mats Hummels und Thomas Müller nicht im 26er-Kader steht. Bei Bastian Schweinsteiger führt diese Tatsache zu Unverständnis. Zwar hält er die Nominierung von Müller und Hummels für "auf alle Fälle richtig", jedoch hätte auch Boateng mitgenommen werden müssen.
"Es ist mir persönlich ein Rätsel, wieso Jerome Boateng nicht nominiert wurde. Er hat maßgeblichen Anteil an der Sechs-Titel-Saison des FC Bayern, an der Meisterschaft diese Saison", zeigt sich Schweinsteiger wenig verständnisvoll. "Wenn ich die Innenverteidiger der abgelaufenen Saison durchgehe, war er für mich der beste Mann der Liga", bilanziert die Bayern-Legende.
Eine Meinung, mit der er nicht ganz allein auf weiter Flur steht. Zuletzt erwähnte auch Hansi Flick anerkennend, dass Boateng sein konstantester Verteidiger über die Saison hinweg war.
Schweinsteiger sicher: "Angebrachte Kritik ist für Löw kein Problem"
Es ist jedoch schon mal schön zu sehen, dass Schweinsteiger vor klaren Worten und deutlicher Kritik nicht zurückschreckt. Genau das erwartet man schließlich von einem TV-Experten, bekommt es allerdings eher selten zu hören.
Für den früheren Nationalspieler gibt es jedoch keinen Grund, sich mit Kritik zurückzuhalten, selbst wenn nach all den Jahren und Erfolgen mit Sicherheit ein Band zwischen Löw und Schweinsteiger besteht. Daher glaubt der frühere Bayern-Star aber auch zu wissen, dass der DFB-Coach mit konstruktiver Kritik umgehen kann.
"Es gibt keine Hemmschwelle. Es gab während der Karriere Situationen, in denen man im Vier-Augen-Gespräch kritische Fragen gestellt hat. Vor einem Millionen-Publikum ist das was anderes", erklärt er. "Der Bundestrainer weiß aber: Wenn es sachlich ist, fachlich fundiert, dann ist angebrachte Kritik kein Problem. Jogi Löw weiß das einzuschätzen", führt der Weltmeister von 2014 fort.
Löw wird mit kritischen Fragen zu Boateng klarkommen müssen
Der Bundestrainer wird schon im Vorfeld seiner Kader-Bekanntgabe gewusst haben, dass er für seine Entscheidung gegen Boateng von vielen Seiten Kritik abbekommen wird. Dass sich Schweinsteiger hinter seinen ehemaligen Teamkollegen stellt und wenig Verständnis für dessen Nichtberücksichtigung zeigt, dürfte den Coach auch nicht sonderlich überrascht haben.
Nichtsdestotrotz wird sich Joachim Löw erklären müssen, sollte die Abwehr in Abwesenheit von Boateng nicht wie gewünscht funktionieren. Leistungstechnisch stand Boateng schließlich zuletzt deutlich über anderen Verteidigern, die es in den Kader geschafft haben. Als Beispiel wäre unter anderem Niklas Süle zu nennen.
Die Hoffnung dürfte nun darin bestehen, dass das Duo Rüdiger & Hummels, welches sich prinzipiell gut ergänzen müsste, den Laden hinten dicht hält. Klappt das nicht, wird sich der DFB-Coach berechtigterweise noch häufiger unangenehmen Fragen zum Thema Boateng stellen müssen.