Deutsches Olympia-Team ohne Dorsch und Vagnoman - Ache und Schlotterbeck rücken nach
Von Simon Zimmermann
Nach seinem Wechsel zum FC Augsburg hat Niklas Dorsch seine Olympia-Teilnahme abgesagt. Stattdessen geht es für den U21-Europameister ins Trainingslager mit dem FCA. Für Stefan Kuntz der nächste bittere Schlag, zumal auch Josha Vagnoman verletzt passen muss. Zwei Bundesliga-Profis rücken für das Duo nach.
Die Social-Media-Abteilung des FC Augsburg ist alles andere als eine graue Bundesliga-Maus. Den Transfer von U21-Europameister verkündete der FCA mit einem kreativen Video auf den sozialen Kanälen. Den Fuggerstädtern ist mit der Verpflichtung des 23-jährigen Mittelfeldspielers ein Coup gelungen. Rund sieben Millionen Euro kostete das Eigengewächs des FC Bayern, das seine Signatur unter einen bis 2026 gültigen Vertrag setzte.
Voll und ganz überzeugt sei er vom Schritt nach Augsburg, betonte Dorsch bei seiner Vorstellung. FCA-Sportchef Stefan Reuter freute sich darüber, dass sich Dorsch für Augsburg und gegen andere namhafte Klubs entschieden habe.
Dorsch verzichtet auf Olympia: Vorbereitung mit FCA wichtiger
Eigentlich sollte es für Dorsch nun aber nach Japan gehen. In Tokio findet ab Ende Juli das olympische Fußballturnier statt. Für Dorsch war im Kuntz-Team eine ähnliche Rolle wie bei der U21-EM vorgesehen: als Mittelfeld-Abräumer und Leader. Doch den Olympia-Traum muss sich Dorsch abschminken.
Schuld daran ist ausgerechnet sein Wechsel in die Fuggerstadt, von dem Dorsch so überzeugt ist. Denn mit Marco Richter und Felix Uduokhai stehen zwei weitere Augsburger im 19-köpfigen Olympia-Aufgebot. Beim FCA will man keinen dritten Spieler abstellen, der damit große Teile der Vorbereitung und möglicherweise den Pflichtspielauftakt verpasst. Zumal sich Dorsch als Neuzugang zusätzlich an Kollegen und Abläufe gewöhnen muss.
Statt nach Tokio geht es für Dorsch am Samstag ins Trainingslager an den Walchsee. Dorsch verzichte freiwillig auf das Turnier, wie der FCA am Freitagnachmittag offiziell mitteilte. "Durch den Vereinswechsel war ich in einer Zwickmühle. Einerseits will man das einmalige Erlebnis einer Teilnahme an den Olympischen Spielen natürlich wahrnehmen. Andererseits will ich natürlich auch so schnell wie möglich beim FCA ankommen, die Mannschaft kennenlernen und die speziellen fußballerischen Inhalte verinnerlichen. Der FCA schenkt mir mit dem Fünfjahres-Vertrag großes Vertrauen, dass ich gerne von Anfang an zurückzahlen möchte. Dazu braucht es eine gemeinsame Vorbereitung mit dem Team, um zum Start der Saison bestens vorbereitet zu sein", wird Dorsch zitiert.
"Wir haben mit Marco Richter und Felix Uduokhai bereits zwei Spieler für die Olympischen Spiele abgestellt und unterstützen den DFB sehr gerne. Allerdings ist es bei Niklas Dorsch natürlich eine besondere Situation, wenn er neu zu einem Verein kommt und die Teamkollegen und Abläufe erst noch kennenlernen muss. Da ist eine Vorbereitung mit dem Team enorm wichtig", erklärte Reuter die Entscheidung, die er Stefan Kuntz persönlich mitgeteilt habe.
Dorsch und Vagnoman müssen passen - Ache und Schlotterbeck rücken nach
Für den DFB-Trainer der nächste Schlag ins Kontor. Kuntz hatte sich schon zuvor über mangelnde Unterstützung beschwert und es als Blamage bezeichnet, dass Deutschland nur 19 statt der erlaubten 22 Spieler nominieren konnte. "Einige große Vereine wollten leider nicht so wie erhofft helfen", beschwerte sich Kuntz.
Neben der Absage von Dorsch muss Kuntz auch auf HSV-Rechtsverteidiger Josha Vagnoman verzichten, der mit einem Muskelfaserriss ausfällt. Mit Ragnar Ache (Eintracht Frankfurt) und Keven Schlotterbeck (SC Freiburg) kann Kuntz immerhin zwei Spieler als Ersatz mit nach Tokio nehmen.
Da die Vereine aber das Recht haben, eine Olympia-Abstellung ihres Spielers zu verweigern, sind dem DFB und Kuntz die Hände gebunden. Trotz des Fehlens in der Vorbereitung und möglicherweise beim ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal geben die meisten Bundesliga-Klubs in der Olympia-Frage aber kein glückliches Bild ab, auch wenn man das Vorgehen bei Dorsch zumindest nachvollziehen kann.
Dennoch, ein Blick gen Süden nach Spanien reicht, um zu sehen, wie es auch anders gehen kann...