DFB-Coaches im Nominierungsstress: Erst 2/3 des WM-Kaders stehen
Von Dominik Hager
In knapp zwei Wochen ist es so weit. Das lange Warten hat ein Ende und Hansi Flick wird den 26-köpfigen WM-Kader nominieren. Selbst wenn Millionen von Hobby-Bundestrainer den 57-Jährigen für diesen Job beneiden, ist es gerade in diesem Jahr enorm schwierig, aus einem großen Pool an Spielern die richtigen Namen zu schöpfen. Assistent Danny Röhl kündigte im Vorfeld bereits schmerzhafte Entscheidungen für einige DFB-Kicker an.
Die Teilnahme an einem WM-Turnier ist für jeden Fußballer ein echter Kindheitstraum. Umso enttäuschender ist es natürlich, dann bei der Norminierung knapp durchs Raster zu fliegen. Aktuell haben 44 Spieler, die auf der vorläufigen Liste von Hansi Flick stehen, noch die Chance, ein Ticket nach Katar zu erhalten.
Co-Trainer Danny Röhl kündigte bereits an, dass es für "zahlreiche Kandidaten demnächst eine Enttäuschung geben wird", da sie den "Cut" knapp verpassen werden. "Es wird für einige Spieler schmerzhaft", stellte dieser gegenüber t-online klar.
Flick und Röhl vor schwierigen Abwägungen: "Großer Fokus auf das Zwischenmenschliche"
Nun gelte es für das Trainer-Team zu überlegen, "was für den Kader das Beste ist." Wichtig sei dabei nicht nur die individuelle Stärke oder die taktische Funktion der Spieler, sondern "ganz besonders auch das Zwischenmenschliche". Darunter fallen Attribute wie Teamführung, Energie und Stimmung. Aufgrund der Tatsache, dass einige Spieler kaum oder gar nicht zum Einsatz kommen werden, müssen diese "bereit sein, im Training alles zu geben und die anderen zu pushen, auch wenn sie selbst auf der Bank sitzen."
Zum aktuellen Zeitpunkt wissen auch Flick und sein Trainerteam noch nicht genau, welche 26 Spieler für die große WM-Challenge am besten geeignet sind. Laut Röhl stehen stand jetzt gerade mal "zwei Drittel der Spieler ca. fest". Bei den weiteren Spielern gilt es insbesondere nach Akteuren Ausschau zu halten, die mehrere Positionen beherrschen und als "Hybridspieler" eingestuft werden können.
Nur zwei Drittel der Kaderplätze bereits besetzt: Was wird aus den angeschlagenen Spielern?
Geht man die Namen der deutschen Nationalspieler durch, fallen einem 16 Spieler ins Auge, die sicher mit dabei sein dürften. Dabei handelt es sich um Manuel Neuer, Marc-André ter Stegen, Antonio Rüdiger, Niklas Süle, Nico Schlotterbeck, David Raum, Leon Goretzka, Joshua Kimmich, Ilkay Gündogen, Jamal Musiala, Jonas Hofmann, Leroy Sané, Sege Gnabry, Thomas Müller, Kai Havertz und Timo Werner. Dies entspricht ungefähr einem Drittel, was wiederum bedeutet, dass noch zehn Plätze besetzt werden müssen.
Hierbei wird auch eine Rolle spielen, in welcher Form sich die zuletzt verletzten Spieler befinden und ob diese überhaupt rechtzeitig fit werden. Ein Marco Reus dürfte grundsätzlich gesetzt sein, plagt sich aber noch immer mit Folgen seiner Verletzung herum. Deutlich kritischer ist die Lage bei Florian Wirtz, der nach seinem Kreuzbandriss noch keinen Einsatz absolvieren konnte. Röhl äußerste sich in Bezug auf den jungen Leverkusener jedoch positiv. "Seine Leistungen im Aufbautraining sind hervorragend, da bekommen wir positives Feedback." Wirtz habe "sehr viel Qualität" und sei ein Spieler, der "zwischen den Linien sehr gefährliche Pässe spielen kann, extrem fokussiert arbeitet und jedes Spiel gewinnen will". Demnach beobachte man "seine Genesung sehr genau."
Offen ist auch noch der Kaderplatz von Lukas Klostermann, der seit Monaten wegen seiner Syndesmoseverletzung fehlt und sich im Aufbautraining befindet. "Wir wollen herausfinden, ob solche Spielertypen für die WM bereit sind und, wenn ja, in welcher Form", so Röhl. Es sei grundsätzlich auch denkbar, dass ein Spieler mitfährt, "der noch keine Minute gespielt hat."
Götze, Hummels und Stürmer-Duo trumpfen auf: Reicht es für einen Kaderplatz?
Neben den Fragezeichen in Bezug auf die angeschlagenen Spieler, stellt sich zudem die Frage, wie man mit dem ein oder anderen Routinier umgehen soll. Mit Mario Götze und insbesondere Mats Hummels haben sich zwei erfahrene Spieler zuletzt in einer hervorragenden Verfassung präsentiert und mächtig Eigenwerbung betrieben. Demnach könnte es für Spieler wie Tah oder Brandt eng werden, die in den letzten Jahren zwar fast immer dabei waren, aber nie wirklich relevant für den Erfolg des DFB-Teams geworden sind.
Spannend wird auch zu sehen sein, was auf der Sürmerposition passiert, wo sich insbesondere Niclas Füllkrug und Youssoufa Moukoko stark präsentiert haben und Spieler wie Karim Adeyemi oder Lukas Nmecha aus dem Kader verdrängen könnten.