Müller kritisiert Löw-Taktik: "Sind de facto gescheitert"

Löw holte Müller vor der EM zurück
Löw holte Müller vor der EM zurück / Soccrates Images/Getty Images
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Während England, Italien, Spanien und Dänemark noch um den EM-Titel kämpfen, sind die deutschen Stars längst im Sommerurlaub. Überzeugen konnte das DFB-Team eigentlich nur im Spiel gegen Portugal, weshalb Thomas Müller auch die Taktik von Joachim Löw kritisierte.


Obwohl die Fünferkette in den letzten Monaten vor der EM überhaupt nicht funktioniert hatte, hielt Löw auch während des Turniers stur an seinem Konzept fest. Die Folge war ein nur wenig abgestimmtes und vor allem uneingespieltes Team, das - bis auf die Portugal-Partie - riesige Probleme damit hatte, offensiv etwas zustande zu bekommen.

Auch Thomas Müller, dessen Rückkehr eigentlich ein Boost für den Angriff sein sollte, enttäuschte während des Turniers. Was in erster Linie daran lag, dass er nicht seine Paraderolle hinter einem fixen Stürmer einnehmen konnte, sondern häufig auf die Außenbahn ausweichen musste. Dass ausgerechnet er kurz vor Schluss gegen England die riesige Chance auf den Ausgleich vergab, passt ins unglückliche Bild, das unsere Auswahl beim Abschiedsturnier von Löw abgegeben hat.

Thomas Muller, Jordan Pickford
Müller nach seiner Großchance gegen Löw / Marc Atkins/Getty Images

In seinem monatlichen Newsletter (via SID) bezog der Bayern-Star Stellung zur EM und übte indirekt auch Kritik an Löw und dessen taktischem Konzept. "Mit unserer Bestrebung, durch eine eher abwartende, kompakte Defensivstrategie ohne Gegentor zu bleiben sind wir de facto gescheitert", urteilte Müller.

Sieben Gegentore in vier Spielen

Trotz der Defensivstrategie kassierte Deutschland im Turnierverlauf sieben Gegentore in gerade einmal vier Spielen, zwei davon im Achtelfinale gegen die Three Lions. Dort hätten sich "beide Mannschaften mit ihren Fünferketten nahezu neutralisiert", beschrieb Müller, der ergänzte: "Bei so einem Spielverlauf gewinnt oft der, der das erste Tor macht." Und das war leider nicht die deutsche Auswahl, die vor dem Gegentor lediglich eine Chance durch Timo Werner hatte und ansonsten abgemeldet war.

Der 31-jährige Müller, der 106 Länderspiele auf dem Buckel hat, sieht daher reichlich Arbeit auf den neuen Bundestrainer Hansi Flick zukommen: "Wir haben tolle Spieler, aber es sind noch viele Hausaufgaben zu machen." Eines wollte er dennoch klarstellen: "Die Truppe, auf die ich gestoßen bin, hatte die Qualität, den Willen und auch die Arbeitsmoral, wieder an alte Erfolge anzuknüpfen."

Für ihn persönlich gehe es nun darum, "sportliche Enttäuschungen wie die EM [...] zusätzlich noch in positive Arbeitsenergie umzuwandeln. Wie immer möchte und muss ich mich da aufs Neue beweisen. Motivation und Ehrgeiz habe ich generell in einem ausreichenden Maße."