DFB mit erneutem Appell für den Amateur- und Jugendsport
Von Yannik Möller

Inmitten weiterer Einschränkungen in der Corona-Pandemie geht es im Amateur- und Jugendfußball nicht wie erhofft weiter nach vorne, sondern erneut Schritte zurück. Dem DFB gefällt das gar nicht: Erneut positioniert sich der Verband auch öffentlich mit der klaren Forderung nach mehr Vertrauen und Möglichkeiten für den Sport - auch wissenschaftlich begleitet.
In den letzten anderthalb Monaten kam es in den meisten Bundesländern zu vorsichtigen Öffnungsschritten beim Sport, also auch im Fußball. Während mit den einschließlich 14-Jährigen wieder in etwas größeren Gruppen trainiert wurde (zunächst noch kontaktfrei, zum Schluss auch mit Zweikämpfen), mussten sich die Jugendfußballer, die 15 Jahre oder älter sind, mit der Möglichkeit des Einzeltrainings begnügen. Einzelne Ausnahmen bestätigten die Regel.
Schon mit diesen ersten Lockerungen im Amateur- und Jugendfußball hat sich der DFB für weniger Einschränkungen in diesem Bereich eingesetzt. Beispiel: Noch im letzten Oktober, angesichts der sämtlichen Schließungen dieses Sport-Bereiches, betonte Prof. Dr. Tim Meyer, dass es auf dem Spielfeld "sehr unwahrscheinlich" sei, sich selbst durch einen positiven Fall zu infizieren.
?️ DFB-Präsident Fritz Keller zur sogenannten "Bundes-Notbremse":
— DFB (Verband) (@DFB) April 22, 2021
"Wer draußen Fußball spielt, gefährdet seine Gesundheit nicht, ganz im Gegenteil: Er stärkt sie. Freiluftsport sollte unter Einhaltung der bewährten Hygienekonzepte endlich wieder umfassender ermöglicht werden." pic.twitter.com/CCVg7pmX0q
Der Vorsitzende der Medizinischen Kommission seitens des DFB und der UEFA, auch tätig als Leiter Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb, erklärte (via fussball.de): "Übereinstimmendes Ergebnis war, dass während des Fußballspielens die Dauer der engen Kontakte so kurz ist, dass es eigentlich auf dem Spielfeld kaum zu Infektionen kommen kann.
Weiter: "Festzustellen ist in diesem Zusammenhang, dass Fußball entgegen anderslautender Annahmen eben kein Kontaktsport ist, sondern eine Sportart mit geringen Kontakten. Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass Fußball im Freien an der frischen Luft ausgeübt wird."
DFB angesichts weiterer Einschränkungen im Amateur- und Jugendfußball enttäuscht: "Harte Fakten erneut negiert"
Angesichts der sogenannten Bundesnotbremse kommt es aber nun nicht zu den seit einigen Wochen geforderten Lockerungen im Amateur- und Jugendfußball, sondern zu wieder mehr Einschränkungen. So dürfen die bis 14-Jährigen beispielsweise nur noch in maximal Fünfergruppen, aber ohne jeglichen Kontakt trainieren.
DFB-Präsident Fritz Keller zeigte sich enttäuscht und verwies auf die bekannten Daten: "Die Politik sollte jede Entscheidung auf der Basis von Fakten treffen. Immer mehr wissenschaftliche Studien von Aerosolforschern und Epidemiologen belegen das äußerst minimale Infektionsrisiko an der frischen Luft und die wachsenden Gefahren für die Gesundheit aufgrund des Bewegungsmangels. Wer draußen Fußball spielt, gefährdet seine Gesundheit nicht, ganz im Gegenteil: Er stärkt sie."
Er ergänzte, die Sportler hätten "mehr Vertrauen und Unterstützung verdient", während sie "klare Perspektiven und keine schwer nachvollziehbaren Entscheidungen" bräuchten.
Auch Vizepräsident Rainer Koch meldete sich zu Wort. Für den Verband sei klar, dass dieser Bereich "kein pandemisches Problem" darstelle, "sondern vielmehr fixer Teil der Lösung" sein könne. Koch weiter, ebenso deutlich: "Das ist keineswegs der erhoffte und in unseren Augen längst überfällige Schritt in die richtige Richtung. Das Gegenteil ist der Fall. Nahezu alle Expert*innen-Meinungen und harten Fakten wurden erneut negiert."
Immerhin sei der Sport sehr wichtig für die Gesellschaft, für die Gesundheit, für die Lebensfreude - "ganz besonders [bei] Kindern und Jugendlichen". Dass ihnen die Möglichkeit auf den Sport verwehrt bleibe, könne "drastische Folgen" haben: Einerseits für das körperliche und psychische Wohlergehen, andererseits auch "für den Unterbau in unseren Vereinen".
Experten-Meinung: "Lasst die Kids wieder kicken. Wahnsinn, was wir aktuell machen"
Einer der mehreren Experten, auf die der DFB verweist, ist Dr. Gerhard Scheuch. Der Biophysiker und Aerosolforscher vertritt seine Thesen auch regelmäßig im TV. Er betont unter anderem, dass laut Studien 99,9 Prozent aller Ansteckungen in geschlossenen Räumen erfolgen. "Ich würde Öffnungen für den Sport daher sehr befürworten. Sport ist gesund, Sport tut gut - und er motiviert die Menschen, Innenräume zu verlassen. Er bringt sie an die frische Luft", so Dr. Scheuch.
Speziell für den Fußball hat er eine eindeutige Meinung: "Fußball ist völlig unbedenklich." Ob es seiner Ansicht nach Begrenzungen in Gruppen und ohne Kontakt geben müsse? Ein "klares Nein" seinerseits: "Spielformen, Zweikämpfe, also ein ganz normales Mannschaftstraining sind problemlos möglich. [...] Darum: Lasst die Kids wieder kicken. Es ist ja Wahnsinn, was wir aktuell machen."
Auch die geltende Altersbeschränkung, die ohnehin für sehr viel Verwirrung und Fragen gesorgt hat, halte er für "überflüssig". Da es im Freien "so gut wie keine Ansteckungen" gebe, könne man diese Regelung dementsprechend "aufheben". Dr. Scheuch nochmals mit klaren Worten: "Vergesst die Angst. Das Risiko an der frischen Luft wird leider an vielen Stellen heillos überschätzt."
Zuletzt gab es auch innerhalb der Bundesliga die ersten Stimmen, die laut wurden und sich für die Amateur- und Jugendsportler einsetzten. So etwa an der Alten Försterei, im Stadion von Union Berlin. Ein Banner der Eisernen, sichtbar für das Heimspiel gegen Werder Bremen (3:1) angebracht, mit der Message: "Gebt Kindern und Amateuren ihren Sport zurück!"
So werden die Rufe nach deutlich weniger Beschränkungen für den Fußball in diesem Bereich immer mehr und immer lauter. Allerdings waren sie auch in den letzten Monaten schon nicht gerade leise, die Reaktionen der DFB-Funktionäre auf derartige Entscheidungen schon zuvor deutlich. Einen Einfluss auf die politischen Entscheidungen hatten sie bislang leider nicht.