DFB kämpft um Bayern-Juwel Jamal Musiala: Löw plant Nominierung im März
Von Christian Gaul
Aufgrund der aktuell eher schwächeren Jahrgänge mehren sich die Stimmen, die dem deutschen Nachwuchs ein bescheidenes Zeugnis ausstellen. Umso wichtiger scheint es den Verantwortlichen, rechtzeitig Nägel mit Köpfen zu machen und junge Spieler, die - bedingt durch eine doppelte Staatsbürgerschaft - noch unentschlossen sind, durch eine "Kalkül-Nominierung" an die DFB-Auswahl zu binden.
So auch im Fall von Jamal Musiala?
"Es besteht dringender Handlungsbedarf, damit wir eine Wende einleiten. Reformen und Mut sind notwendig, um die Zukunft des deutschen Fußballs zu sichern. Wir müssen schnell handeln, weil uns nicht nur die ein oder andere große Nation überholt hat, sondern uns im Nachwuchsbereich inzwischen auch kleinere Länder den Rang abgelaufen haben", bestätigte der Leiter der DFB-Akademie, Tobias Haupt, kürzlich gegenüber t-online.de, wie schlecht es um den deutschen Nachwuchs bestellt ist.
Der U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz wurde noch deutlicher. "Wir sind so was von abgeschlagen", befand Kuntz Ende letzten Jahres (Quelle: kicker meets DAZN). Da jedoch Reformen bekanntlich eine gewisse Zeit benötigen, um diskutiert, akzeptiert und umgesetzt zu werden und letztlich Früchte tragen, ist der DFB scheinbar derweil gewillt, jungen Spielern die "Pistole auf die Brust zu setzen".
Mit 15 Liga-Einsätzen in die Nationalelf - Leistungsprinzip als Unwort
Aktuell wird von der Sport Bild berichtet, das Jamal Musiala vom FC Bayern kurz vor einer Nominierung für die deutsche A-Nationalmannschaft steht. Der 17-Jährige besitzt neben der deutschen auch die englische Staatsbürgerschaft und spielte bereits in der U16 für beide Nationen, bevor er in den folgenden Jahrgängen für die Young Lions auflief.
Ende Februar soll Musiala seinen ersten Profivertrag bei den Münchnern unterschreiben, das Talent brachte es bislang auf 15 Einsätze in der Bundesliga, 14 davon in der laufenden Saison.
Im März soll Bundestrainer Jogi Löw den zweifelsohne hochbegabten Musiala für die A-Länderspiele vor der kommenden Europameisterschaft nominieren wollen. Wird der junge Mann dort für Deutschland eingesetzt, darf er nicht mehr für Englands Auswahl spielen. Sicherlich ist Englands Nationaltrainer Gareth Southgate ebenso gewillt, es den Deutschen gleichzutun, doch Musiala soll aktuell zum DFB tendieren.
Nachdem bereits viel über die Löwsche Abkehr vom Leistungsprinzip diskutiert wurde, wird diese Maßnahme die Kritik weiter befeuern. Zwar ist der Plan mit Musiala nicht zu vergleichen mit den "Not-Einbürgerungen" von Cacau, Rink oder Dundee, doch besonders folgende von Haupt gewählte Worte bekommen einen unnachahmlichen Beigeschmack.
"Zentraler Aspekt unseres Konzepts ist es, den Spieler wieder ins Zentrum zu stellen. Bisher standen zumeist zu viele andere Interessen im Fokus - die Spieler und Talente, um die es ja eigentlich gehen sollte, werden oftmals leider nur am Rande mitberücksichtigt", so der Leiter der Nachwuchs-Akademie des DFB.
Inwiefern ein 17-Jähriger, der bislang nur 15 Bundesliga-Spiele vorweisen kann und zu einer Entscheidung gezwungen wird, die prinzipiell seine gesamte Länderspiel-Karriere bestimmt, "im Zentrum" steht oder ob man beim DFB "andere Interessen im Fokus" hat, muss jeder selbst für sich beantworten.