DFB-Frauen gegen Frankreich: Olympia-Quali gegen Lieblingsgegner?
Von Helene Altgelt
Wann und wo wird gespielt?
Deutschland trifft am Freitag, den 23. Februar, um 21 Uhr auf Frankreich. Gespielt wird im Groupama Stadion, der Heimat von Olympique Lyon. Die ARD überträgt live und kostenlos, im TV und als Stream.
Worum geht's?
Für Frankreich geht es um "l'honneur et la gloire", um die Ehre und den Ruhm, denn als Gastgeber sind die Bleues bereits für die Olympischen Spiele qualifiziert. Anders als Deutschland. Das DFB-Team hat die Chance, sich mit einem Sieg im Halbfinale direkt zu qualifizieren. Zwölf Teams nehmen bei den Spielen teil, sechs sind bereits qualifiziert: Neben Frankreich auch Brasilien, Kolumbien, Neuseeland, Kanada und die USA.
Die Olympia-Qualifikation wäre für die Elf von Horst Hrubesch immens wichtig. Bereits 2021 hatten die DFB-Frauen die Olympischen Spiele verpasst. Ein zweites Fehlen in Folge wäre fatal, da das Turnier im Frauenfußball einen sehr hohen Stellenwert genießt. Nach der verkorksten WM und dem Champions-League-Aus der deutschen Teams hat die DFB-Elf die Chance, zu zeigen: Wir sind immer noch da.
Was passiert, wenn Deutschland nicht gewinnt?
Deutschland hatte bei der Auslosung Glück: Da Frankreich bereits qualifiziert ist, könnte es noch eine zweite Chance geben. Die DFB-Elf muss entweder das Halbfinale oder das Spiel um Platz 3 gewinnen, um sich zu qualifizieren.
Allerdings wäre das keine einfache Aufgabe. Im zweiten Halbfinale spielt Spanien gegen die Niederlande. Die Weltmeisterinnen um Aitana Bonmatí sind favorisiert, Deutschland könnte also auf die Niederlande treffen. Auch sie waren zuletzt aber in besserer Form als Deutschland.
So lief die Vorrunde
Durchwachsen. Dass sich die Hrubesch-Elf qualifizierte, lag mehr an der eher schwachen Gruppe als an den hervorragenden Leistungen der DFB-Frauen selbst. Die ersten Spiele waren durch die Unsicherheit nach der WM geprägt: Ist Martina Voss-Tecklenburg noch Trainerin, wer übernimmt?
Auch danach waren die Resultate wechselhaft. Überzeugende Spiele wie das 3:0 gegen Dänemark reihten sich neben schwachen Leistungen ein. Durch den entscheidenden Sieg gegen Dänemark schien die Qualifikation schon fast geschafft. Dann verspielte Deutschland sie doch noch beinahe, remisierte nur gegen Wales. Das Halbfinale konnte nur erreicht werden, weil auch Dänemark patzte. Ein passendes Ende der Vorrunde. Deutschland ist sicherlich Underdog, hat aber dank des Losglücks keine schlechten Chancen.
Wie ist Frankreich einzuschätzen?
Die jüngste Bilanz gegen Frankreich ist gut. Beim EM-Halbfinale konnte Deutschland sich mit 2:1 durchsetzen, ein Testspiel kurz danach endete mit dem gleichen Resultat. Auch bei der Weltmeisterschaft 2015 siegte die DFB-Elf, Sara Däbritz sieht Deutschland daher als "Angstgegner" für Frankreich, wie sie vor der Partie sagte. Däbritz muss es wissen, sie spielt bereits seit fünf Jahren im Nachbarland.
In den letzten beiden Begegnungen waren Kopfballtore von Alexandra Popp entscheidend. Abgesehen davon war es aber eine enge Angelegenheit. Frankreich hat mit Kadidiatou Diani und Marie-Antoinette Katoto gleich zwei Spielerinnen, die nicht nur schnell, sondern auch treffsicher sind. Auch auf den Flügeln ist Frankreich sehr gut besetzt. Die Aufgabe ist also knifflig. Um zu gewinnen, wird Deutschland wie im EM-Halbfinale an sein Limit gehen müssen und sollte vor allem in der Verteidigung kompakt stehen.
Auch wenn Frankreich schon qualifiziert ist, werden die Bleues wohl die Motivation haben, zu beweisen: Wir haben unseren Platz auch sportlich verdient. Auch der Nations-League-Titel und ein positives Gefühl vor Olympia sollten Motivation genug sein. Zudem wäre es die Chance, endlich mal den Angstgegner zu besiegen, der aktuell weniger bedrohlich scheint als noch zu Höchstzeiten.
Stimmen zum Spiel
Die DFB-Auswahl gibt sich optimistisch, Giulia Gwinn etwa sprach von zuletzt "guten Leistungen" und betonte, dass die ganze Elf für Olympia brennt und sich auch für Hrubesch qualifizieren will. "Feuerwehrmann" Hrubesch hatte im Herbst übernommen und sollte eigentlich nur für wenige Spiele im Amt sein. Inzwischen steht aber fest, dass der im Team sehr beliebte Trainer die Elf auch bei Olympia betreuen würde. Hrubesch ist von seinem Team überzeugt: "Es macht ja eigentlich mit dieser Qualität überhaupt keinen Sinn, ein Spiel zu verlieren."
Auch in Frankreich gab es zuletzt viele Diskussionen um den Trainer, diese aber weniger positivier Art. Hervé Renard wollte sich für einige Tage "ausleihen" lassen, um die Elfenbeinküste beim Afrika-Cup zu betreuen. Am Ende scheiterte es nicht am französischen Verband, sondern am Geld. Außenbahnspielerin Selma Bacha sagte jetzt, sie habe dieses Verhalten ihres Trainers verletzt, auch wenn sie seinen Ehrgeiz verstehe. Im Sommer wird Renard das Team wohl verlassen.
Renard hatte vor der Partie warme Worte für Deutschland übrig: "Sie sind eine Referenz im Frauenfußball. Komplizierte Weltmeisterschaft, aber sie hatten eine sehr schwierige Gruppe in der UWNL und haben sich qualifiziert", sagte er: "Wir kennen ihre Stärken vor allem in der Luft. Die Gelegenheit ist großartig."
Wer spielt?
Wie die deutsche Startelf aussehen könnte, wurde bereits berichtet: Im Training ließ Hrubesch mit einem 4-4-2 spielen. Falls gegen Frankreich wie erwartet die gleiche Elf auf den Platz geht, sähe das so aus:
Frohms - Gwinn, Hendrich, Hegering, Linder - Oberdorf, Nüsken, Bühl, Huth - Popp, Schüller
Mit dieser Startelf waren die DFB-Frauen auch in das entscheidende Spiel gegen Dänemark gegangen - und gewannen überzeugend mit 3:0. Große Überraschungen waren daher nicht zu erwarten. Auf französischer Seite fehlt mit Wendie Renard die Abwehrchefin, weshalb Flanken ein probates Mittel sein könnten.