Deutschlands Katar-Reaktion: Nennt bloß nicht den Täter beim Namen!

Alexander Hassenstein/Getty Images
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Ich frage mich, wie sich ein katarischer Milliardär dabei fühlt, wenn die deutsche Nationalmannschaft vor einem Spiel gemeinsam den Spruch "Human Rights" bildet. "Stimme zu", wird er sich wohl dabei sagen, denn was kann man sonst über solch eine völlig mutlose und allgegenwärtige Gewissheit verlautbaren?

Was kommt wohl als nächstes, hab ich mir vor dem Rumänien-Spiel gedacht. "Live", "Love", oder gar "#Zusammen"? Die von Sportdirektor Oliver Bierhoff mit Liebe für den Fußball aufgebaute Marketing-Abteilung arbeitete bestimmt bis in die Nachtstunden hinein, um darauf eine Antwort zu finden.

Doch so es kam nicht. Die Spieler der "Mannschaft™" ließen sich viel mehr dazu hinreißen, vor der Partie ihre Trikots falsch herum anzuziehen, um ihre Namen zu präsentieren. Denn wie wir alle wissen, findet im Profi-Fußball überhaupt kein Personenkult statt. Doch auch ein wohlwollender Zuschauer wie ich konnte nicht ganz durchblicken, welch ein Zweck dahinter steckte.

Nach dem Spiel kam dann die große Enthüllung: Es handelte sich um einen Hinweis auf die 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Ach so, ergibt eigentlich Sinn. Es ist eigentlich genau dasselbe wie ein Baby, das in hoch artistischer Art und Weise in Form eines genau komponierten Schrei-Konzerts den Wunsch nach einer bestimmten Sorte Pudding äußert.

Aber im Ernst, war hier vor sich geht, ist klar: Die Nationalmannschaft hat keinerlei Interesse daran, die in Katar aufgekommenen Missstände, die, und das wird leider in den Medien kaum beachtet, nordkoreanische Sklaven beinhalten, zu beleuchten und zu kritisieren. In Anbetracht der Tatsache, dass die involvierten Menschen davon besessen sind, ein Produkt zu erzeugen, ist dies überhaupt keine Überraschung und total verständlich.

Die verallgemeinerte und mit allen möglichen schwammigen Phrasen ins völlig Unkenntliche entstellte "Kritik", die der DFB mit den beiden Aktionen vor den letzten Länderspielen äußert, zeugt davon, dass man lediglich versucht, dem Begehren der Öffentlichkeit nachzukommen, um den medialen Druck einzudämmen. Es macht die Situation aber nur noch schlimmer.

Es tut mir leid, dass ich der allgemeinen Stimmung rund um das sportlich gut aussehende Gesicht der DFB-Elf solch eine Narbe versetze, und ich bin mir sicher, dass es auch bei uns zur Genüge Loblieder und Analysen zum 1:0-Sieg gegen Rumänien und kommenden Spielen geben wird. Doch bitte vergesst nicht, dass das von Oliver Bierhoff angeführte Unternehmen nicht nur der Nationalmannschaft im Wege steht, sondern auch dem nationalen Gewissen.