Deutschland verzweifelt an Südkorea: Die Einzelkritik zum DFB-Team

  • Erstes WM-Gruppenaus der DFB-Frauen-Geschichte
  • Keine Alternative zu Popp-Toren
  • Zweites schwaches Spiel in Folge
Das deutsche Team tat sich extrem schwer, die südkoreanische Abwehr zu überwinden
Das deutsche Team tat sich extrem schwer, die südkoreanische Abwehr zu überwinden / Justin Setterfield/GettyImages
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Die DFB-Frauen sind raus aus der WM! Zum ersten Mal scheitert eine deutsche Frauen-Nationalmannschaft in einer WM-Gruppenphase. Weil Marokko im Parallelspiel Kolumbien schlug, reichte ein Remis gegen Südkorea nicht für das Achtelfinal-Ticket.

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg stellte beim 1:1 gegen Südkorea die Formation der deutschen Mannschaft um. Sie verzichtete auf eine der normalerweise drei zentralen Mittelfelspielerinnen und entschied sich mit Alexandra Popp und Lea Schüller für eine Doppelspitze. Doch auch diese Umstellung brachte nicht den gewünschten Effekt, immer wieder wurde Popp nur über hohe Bälle in die Mitte gesucht, im Angriff fehlte die Kreativität.

Tor und Abwehr

Merle Frohms (Tor): 7/10

Verhinderte einen noch früheren Gegentreffer mit einer Glanzparade in der dritten Spielminute, hatte allerdings beim Gegentor keine Chance. Ab Mitte der ersten Halbzeit hatte sie scheinbar leichte Oberschenkel-Probleme. Die Torhüterin war nur nach einer Ecke einmal nicht konsequent genug (72.)

Svenja Huth (Rechtsverteidigung): 6/10

Die 32-Jährige agierte wie im ersten Spiel gegen Marokko wieder deutlich offensiver im Gegensatz zum letzten Spiel. Wie gewohnt offensiv mit guten Aktionen, während sie in der Defensive einige wackelige Aktionen hatte. Sie konnte unter anderem zu Beginn an der Strafraumkante den Ball nicht richtig klären, was zu einer Großchance der Südkoreanerinnen führte (3.). Auch wirkte Huth etwas vom relativ hohen und aggressiven Pressing des Gegners eingeschüchtert.

Huth brachte stets gute Qualität in die deutschen Angriffe - vor allem mit ihren Flügelläufen und anschließenden gefährlichen Flanken. Dies führte schließlich auch zu der gewohnten Kombination mit Alexandra Popp, die zum Ausgleich führte (42.).

Kathrin Hendrich (Innenverteidigung): 5/10

Die einzige Innenverteidigerin, die bisher in allen drei Spielen der deutschen Mannschaft starten konnte, brauchte einige Zeit, um ins Spiel zu finden. Beim Gegentor hebte sie die von den restlichen Spielerinnen der Viererkette aufgestellte Abseitsfalle aus. Hendrich versuchte anschließend wieder, sich mit einfachen Pässen im Spielaufbau Selbstvertrauen zurückzuholen.

Marina Hegering (Innenverteidigung): 5/10

Kehrte nach einer Verletzung an der Ferse wieder in die Startelf zurück. Spielte beim Gegentor auf Abseits, war in der Situation allerdings trotzdem deutlich zu weit von ihrer Gegenspielerin entfernt, die den Treffer erzielen konnte. Fing sich anschließend wieder und lieferte ihre gewohnt solide Leistung in den Zweikämpfen ab.

Auch nach vorne dribbelte die Innenverteidigerin einige Male gut bis ins Mittelfeld an und gab dadurch Impulse für das Angriffsspiel sowie etwas mehr Dynamik. Verursachte ein unnötiges Foulspiel in der Nachspielzeit, das dem DFB-Team viel Zeit kostete.

Phair Casey, Marina Hegering
Kehrte nach Verletzung ins DFB-Team zurück - Innenverteidigerin Marina Hegering / Justin Setterfield/GettyImages

Chantal Hagel (Linksverteidigung): 3/10

Erhielt ein weiteres Mal den Vorzug auf der linken Abwehrseite nach einer soliden Leistung im letzten Spiel. Sie verlor zu Beginn einige Bälle in der Vorwärtsbewegung. Darunter war auch der Fehlpass vor dem Gegenangriff der Südkoreanerinnen, der zum 1:0 führte. Traf nach vorne nicht immer die richtigen Entscheidungen, wie das Verpassen von Verlagerungen, welche zu Ballverlusten führten. Probierte es zudem einige Male mit langen Bällen in die Spitze, die jedoch zu unpräzise waren.

Mittelfeld

Lena Oberdorf (defensives Mittelfeld): 4/10

Die 21-Jährige spielte untypischerweise sehr unauffällig, was möglicherweise an einer drohenden Gelbsperre lag. Ging zusammen mit Popp anfangs nicht energisch genug zum Ball, was zu einer guten Chance für Südkorea führte. Kam auch in der zweiten Halbzeit nicht richtig ins Spiel und verlor ungewöhnlich viele Bälle im Spielaufbau. Schaffte es erst spät, ihre Körperlichkeit in der Partie einzusetzen.

Sara Däbritz (zentrales Mittelfeld): 4/10

Gab vor dem Gegentor der Vorlagengeberin zu viel Raum im Zentrum, zeigte auch insgesamt zu wenig Präsenz im Mittelfeld. Gerade von ihr hätte man sich ein ruhiges und sicheres Aufbauspiel erwartet, doch auch bei ihr schlichen sich immer wieder Ballverluste sowie unsaubere Pässe ein. Dies trug dazu bei, dass sich Unsicherheit in das deutsche Spiel einschlich.

Leitete dann allerdings mit einer guten Aktion den Ausgleichstreffer ein, indem sie Huth mit einem gut getimten Pass bediente. Nahm ansonsten aber keinen großen Einfluss auf das Offensivspiel.

Angriff

Jule Brand (rechter Flügel): 6/10

War überall auf dem Spielfeld zu finden und brachte viel Wirbel in den Angriff. Zeichnete sich erneut dadurch aus, dass sie auch nach dem ein oder anderen Hängenbleiben bei jeder Aktion nachsetzte.

Lieferte insgesamt eine engagierte läuferische Leistung ab, einige Male tauschte sie mit Huth, was unter anderem auch zu der Aktion mit Torerfolg führte. Brachte mit ihren Dribblings und ihrer Dynamik Leben in die deutsche Offensive. Musste später Platz für Nicole Anyomi machen.

Alexandra Popp (offensives zentrales Mittelfeld): 7/10

War dieses Mal etwas defensiver zu finden, da Lea Schüller im Sturmzentrum begann. Die Stürmerin war anfangs gar nicht mit der Leistung ihrer Mannschaft zufrieden und erteilte ihren Mitspielerinnen einen ordentlichen Weckruf. Kam allerdings auch selbst vor dem Gegentor nicht richtig in den Zweikampf.

Erzielte dann in gewohnter Popp-Manier den Ausgleichstreffer per Kopf. Arbeitete extrem viel nach vorne und hinten. Sie gewann einige wichtige Defensiv-Zweikämpfe und half mit ihrer Kopfballstärke bei den gegnerischen Ecken. Vorne kam sie noch zu einigen weiteren aussichtsreichen Chancen, zumeist aus der Luft. Fast konnte sie in der 60. Minute ihren zweiten Treffer markieren, traf allerdings nur die Latte. Hat bis zum Schluss gekämpft, allerdings ohne Erfolg.

Alexandra Popp
Erneut war es Alexandra Popp, die das Tor für Deutschland erzielte / Bradley Kanaris/GettyImages

Klara Bühl (linker Flügel): 4/10

Hatte ein paar wenige gute Situationen in der ersten Halbzeit, blieb aber meistens glücklos. Setzte zunächst ein Zeichen mit einer guten Einzelaktion (11.), vergab dann jedoch aus aussichtsreicher Position. Verpasste einige Minuten später auch per Kopf eine hochkarätige Chance.

Musste in der zweiten Halbzeit Platz für Sydney Lohmann machen.

Lea Schüller (Sturmzentrum): 5/10

Startete zum ersten Mal in diesem Turnier und fand sich auf der Sturmposition wieder. Blieb in der ersten Halbzeit noch etwas unauffällig, im zweiten Durchgang fand sie etwas besser in das Spiel. Fand unter anderem nach einer guten Flanke Popp im Strafraum (48.).

Auch die Stürmerin selbst kam nach einer Hereingabe von Däbritz per Flugkopball an den Ball, jedoch ohne Torerfolg. Bereitete später sehenswert das Tor mit der Hacke vor, das jedoch aufgrund einer Abseitsposition aberkannt wurde.

Einwechselspielerinnen

Sydney Lohmann (64. für Klara Bühl): 7/10

Brachte den erhofften Schwung in das Spiel des DFB-Teams. Versuchte im Spiel nach vorne immer wieder die Sturmspitzen in Szene zu setzen. Gab unter anderem eine super Flanke für Popp ab (74.), deren Kopfball jedoch nicht den Weg ins Tor fand. Kam noch zweimal gefährlich zum Abschluss in der Nachspielzeit, verzog jedoch zuerst links am Tor vorbei und setzte den Ball nach gelungener Einzelaktion nur über das Tor. Ging zum Schluss extrem ins Risiko und verlor dabei auch einige Bälle. Wenn alle deutschen Spielerinnen die Schlussphase mit dieser Überzeugung angegangen wären, wäre noch mehr drin gewesen.

Judith Soko, Sydney Lohmann
Kämpfte sich nach ihrer Einwechslung in das Spiel - Sydney Lohmann / Sebastian Widmann/GettyImages

Lena Lattwein (64. für Sara Däbritz): 4/10

Sollte mehr Sicherheit in das Passspiel aus der Zentrale heraus geben, tat sich in der Hektik der Schlussphase sichtlich schwer und hatte keinen erheblichen Einfluss auf das Spielgeschehen.

Nicole Anyomi (84. für Jule Brand): Keine Bewertung

Konnte kur vor dem Schlusspfiff noch einmal zu einem Flügellauf ansetzen, kam jedoch zu spät ins Spiel, um noch einen großen Effekt auf das Spiel zu haben.


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