Diese Nationalspieler sollten ihre DFB-Karriere beenden
Von Jan Kupitz
Die deutsche Nationalmannschaft ist am Tiefpunkt angekommen. Nach dem peinlichen WM-Aus 2018 und einer nur mäßigen EURO 2020 folgte das nächste Aus in der WM-Gruppenphase. Das darf einer DFB-Auswahl nicht passieren - da sind wir uns alle einig.
Einig sind wir uns alle wohl auch darin, dass es so nicht weitergehen kann und mit Blick auf die Heim-EM 2024 ein radikaler Umbruch stattfinden muss. Ältere Spieler sollten Platz machen für die jüngere Generation, damit diese endlich Verantwortung übernimmt und Reife beweisen kann. Anders wird es für Deutschland wohl nicht nach vorne gehen.
Diese deutschen Nationalspieler sollten über einen Rücktritt nachdenken:
1. Thomas Müller
Thomas Müller hat große Verdienste in der Nationalmannschaft und ist der Spieler mit den viertmeisten Länderspielen der DFB-Historie. Ohne die zwischenzeitliche Ausbootung von Jogi Löw wäre er womöglich sogar auf Rang zwei.
Die jüngste WM war aber sicherlich nicht sein bestes Turnier. In den vergangenen Monaten hatte er immer wieder mit körperlichen Problemen zu kämpfen, weshalb er nicht im topfitten Zustand nach Katar kam. Das merkte man ihm zu jedem Zeitpunkt der WM an.
Da Deutschland auf Müllers Position mit Musiala, Wirtz und Havertz drei absolute Top-Talente zur Verfügung hat, wäre es Zeit, beiseite zu treten und die neue Generation ranzulassen.
Nach dem WM-Aus in Katar hatte Müller vor laufender TV-Kamera bereits seinen Rücktritt angedeutet, seine Aussagen im Nachhinein aber wieder leicht relativiert. Dennoch: Es wäre am besten, Platz zu machen - auch wenn dem DFB-Team damit zweifelsfrei ein Sympathieträger und Führungsspieler verloren gehen würde.
2. Mats Hummels
Die Entscheidung, Mats Hummels nicht mit zur WM zu nehmen, hat in Deutschland für Schlagzeilen gesorgt. Der Routinier hatte beim BVB eine gute Halbserie hinter sich und ist vor allem körperlich in der besten Verfassung seit Jahren.
Nach dem WM-Aus mehrten sich natürlich die Stimmen, die meinten, dass das mit Hummels nicht passiert wäre. Ist natürlich quatsch, denn bei den Kontern der wieselflinken Japaner und Costa Ricaner wäre auch Hummels ins Schwimmen geraten. Seine Stärken hat der Verteidiger dann, wenn sein Team tief steht, er aus einer geordneten Abwehr agieren kann und nicht zu viele Laufduelle bestreiten muss.
Für diesen Fußball steht aber nicht Hansi Flick - und dafür steht auch nicht die Nationalmannschaft. Wenn Hummels schon für diese WM als nicht hilfreich gesehen wurde, darf und wird sich das auch in Zukunft nicht ändern.
Die Alternative an hochwertigen Verteidigern in Deutschland ist dünn, aber ein fast 34-jähriger Hummels ist leider nicht die Lösung für die mittel- und schon gar nicht langfristige Zukunft. Süle, Schlotterbeck und Bella-Kotchap können sich bis 2024 hoffentlich steigern und dann neben Abwehrchef Rüdiger auftrumpfen.
3. Marco Reus
Es ist ein Jammer, wie Marco Reus die Teilnahme an großen Turnieren immer wieder von Verletzungen verwehrt wurde. Doch genau aus diesem Grund ergibt es keinen Sinn, den BVB-Kapitän weiterhin einzuplanen.
Man kann nie fest mit Reus rechnen, dazu wird er bei der Heim-EM bereits 35 Jahre alt sein. Hier gilt das gleiche wie bei Müller: Lieber Wirtz, Musiala und Co. den Vortritt lassen und fördern.
4. Ilkay Gündogan
Im deutschen Kader gehört Ilkay Gündogan zweifelsfrei zu den begnadetsten Fußballern und auch seine Leistungen bei der WM waren zufriedenstellend. Doch ein richtig herausragendes Turnier hat der ManCity-Kapitän im DFB-Dress trotz seiner 32 Jahre noch nie absolviert - hinzu kommt, dass man ihn aufgrund seiner langen Zugehörigkeit immer mit "dem alten Team" verbindet - womöglich wäre es besser, hier die alten Zöpfe abzuschneiden.
Auch die Diskussion, welche zwei Spieler aus dem Trio Kimmich, Goretzka, Gündogan auflaufen sollten, kann als Faktor gesehen werden. Denn im fitten Zustand sollte das Bayern-Duo im Mittelfeld gesetzt sein. Kimmich und Goretza harmonieren am besten.
5. Härtefall: Manuel Neuer
Nach dem WM-Aus in Katar gab Manuel Neuer schnell zu verstehen, dass er einen Rücktritt nicht in Erwägung ziehe und auch bei der Heim-EM 2024 zur Verfügung stehe, sofern er nominiert würde.
Tatsächlich handelt es sich bei Neuer um einen Härtefall. Der Kapitän ist DER Führungsspieler schlechthin und selbst an einem durchschnittlichen Tag ein ziemlich guter Rückhalt. Nur muss man bei ihm das Alter beachten, denn 2024 wäre Neuer bereits 38 Jahre alt. Für einen Torhüter natürlich noch kein biblisches Alter, aber eines, bei dem man schon einmal genauer hinblicken sollte.
In Katar traf Neuer zweifelsfrei keine große Schuld am Ausscheiden, doch in einigen Situationen merkte man ihm an, dass er vor Turnierbeginn wochenlang ausgefallen war. Manche Aktionen wirkten nicht so souverän, wie man es jahrelang von ihm gewohnt war.
Man darf und muss darüber diskutieren, ob man Marc-André ter Stegen, der beim FC Barcelona ein überragendes Jahr hinter sich hat, nicht langsam mal das Vertrauen schenken sollte. Darauf zählen, dass Neuer dauerhaft gesund bleibt, kann man leider nicht.