"Deutschland im HSV-Modus" - DFB-Team vergeigt gegen die Türkei dreimal eine Führung

Jogi Löw kann nicht zufrieden sein
Jogi Löw kann nicht zufrieden sein / Lars Baron/Getty Images
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Länderspiel, Teil I von III. In der ersten der drei Partien während der aktuellen Länderspielpause vergeigte das DFB-Team gegen die Türkei eine dreimalige Führung - am Ende sprang für Deutschland nur ein Remis heraus.

Tore:
1:0 Draxler (45.+1)
1:1 Tufan (50.)
2:1 Neuhaus (58.)
2:2 Karaca (67.)
3:2 Waldschmidt (82.)
3:3 Karaman (90.+4)

Jogi Löw bot gegen die Türken vor allem Spieler aus der zweiten Reihe auf, Flo Neuhaus durfte in der Startelf direkt sein DFB-Debüt feiern. Der zuletzt gescholtene Draxler führte die Mannschaft als Kapitän aufs Feld und sorgte nach sieben Minuten für die erste nennenswerte Szene der Partie. Der PSG-Profi traf per Abstauber zum vermeintlichen 1:0 - da er jedoch mit einer Fußlänge im Abseits stand, wurde der Treffer zurecht aberkannt.

Danach sorgte erstmal die Türkei für Torgefahr, doch weder Karaca noch Yazici brachten den Ball aus aussichtsreichen Position im Tor von Leno unter. Die Gäste verstanden es allgemein, den Spielfluss des DFB-Teams früh zu unterbinden, standen defensiv sehr sicher und versuchten, offensiv immer wieder Nadelstiche zu setzen.

Dem deutschen Team merkte man dagegen an, dass es in dieser Konstellation so noch nie auf dem Rasen gestanden hatte und tat sich wirklich schwer, Chancen herauszuspielen. Bis auf das Abseitstor von Draxler schaffte es nur noch Julian Brandt nach einer knappen halben Stunde, halbwegs gefährlich aufs türkische Tor abzuschließen. Ansonsten war es ein behäbiger und langweiliger Auftritt.

Als schon jeder mit dem Pausenpfiff rechnete, schlug die Löw-Elf dann aber doch noch zu. Nach toller Balleroberung von Henrichs, gelangte der Ball per schneller Kombination über Brandt und Havertz zu Draxler, der allein vor Türkei-Keeper Günok die Ruhe behielt und sehenswert zum 1:0 vollendete. Diese Halbzeitführung hatte sich vorher wirklich nicht abgezeichnet.

Die Fans vor den TV-Geräten waren von der Leistung des DFB-Teams nur wenig begeistert:

Die zweite Halbzeit wurde zumindest lebhafter und hatte vor allem auch Torraumszenen zu bieten. Nur fünf Minuten nach Wiederanpfiff sorgte die Türkei in Person von Tufan für den 1:1-Ausgleich - dem Treffer war ein Ballverlust von Schulz vorausgegangen. Doch nur wenige Minuten später traf Debütant Neuhaus zur erneuten deutschen Führung. Nach einer wirklich feinen Kombination mit Havertz schlenzte der Gladbacher den Ball überlegt ins lange Eck ein - ein tolles Tor, bei dem das DFB-Team endlich mal seine Klasse aufblitzen ließ.

Die Freude währte allerdings nicht lange - und erneut stand Neuhaus im Fokus. Der Youngster verlor als letzter Mann den Ball an Karaca, der Leno im Eins-gegen-eins keine Chance ließ und zum zweiten Mal ausglich. Neuhaus' Ballverlust lag allerdings ein klares Foulspiel der Türken zugrunde, das das an diesem Abend sehr, sehr schwache Schiedsrichtergespann nicht ahndete.

Deutschland ließ sich von dem Gegentreffer nicht unterkriegen und schlug in der 82. Minute zurück. Eine Flanke von Gosens wurde von der türkischen Hintermannschaft unzureichend geklärt - Waldschmidt bedankte sich und schloss trocken zur dritten Führung an diesem Abend ab.

Doch Deutschland wäre ja nicht Deutschland, wenn man auch diese Führung nicht über die Zeit bringen würde. Und so kam es, dass die Türkei durch Karaman, der wenige Minuten zuvor noch am Querbalken gescheitert war, in der vierten Minute der Nachspielzeit zum 3:3 ausglich. Unfassbar, dass es das DFB-Team einfach nicht gebacken kriegt, eine Führung über die Zeit zu bringen.

Weiter geht es für die Löw-Elf am kommenden Samstag in Kiew gegen die Ukraine (20:45 Uhr), danach empfängt man am Dienstag in Köln die Schweiz (20:45 Uhr).