"Deutschland hat versagt" - Sammer mit deutlichen Worten zum Umgang mit Franz Beckenbauer
Von Daniel Holfelder
In den letzten Jahren seines Lebens musste Franz Beckenbauer viel Kritik einstecken. Grund war seine Rolle bei der WM-Vergabe 2006 an Deutschland. Matthias Sammer hat sich nun zum Umgang mit dem größten deutschen Fußballer aller Zeiten geäußert und deutliche Kritik geübt.
Im Interview mit dem Nachrichtenportal t-online erklärt Sammer seine Sicht auf die WM-Vergabe und nimmt Franz Beckenbauer in Schutz. "Er hat die Weltmeisterschaft als Spieler und als Trainer gewonnen und dann alles getan, um sie auch nach Deutschland zu bringen. Wir alle haben Franz Beckenbauer vorgeschickt und alle wussten, mit welchem korrupten System, welchen Anforderungen, die dieses Fifa-Konzil in sich trägt, er es am Ende zu tun haben würde."
Sammer weiter: "Ich weiß nicht, wie er es am Ende geschafft hat, die WM 2006 nach Deutschland zu bringen. Ihn dann aber so zu attackieren, weil er dafür dieses System irgendwo bearbeiten musste, das ist Heuchelei."
"Das tut mir sehr, sehr weh. Ich finde es unwürdig und schäme mich ein Stück weit dafür, was wir, dieses ganze Land und unsere Medien ihm angetan haben", findet der heutige BVB-Berater drastische Worte. "Wissen Sie, niemand ist perfekt auf dieser Welt und trotzdem hat Deutschland ihm gegenüber versagt."
"Absolutes Vorbild"
Sein eigenes Verhältnis zu Beckenbauer, den er in seiner Zeit als Sportvorstand bei den Bayern (2012-2016) persönlich kennenlernen durfte, beschreibt Sammer als "von Respekt bis zum Himmel und wieder zurück geprägt". Der Kaiser sei sein "absolutes Vorbild" und "sportliches Idol" gewesen, betont Sammer, der Beckenbauer zugleich als einen der wichtigsten Ratgeber und Wegbegleiter seines Lebens bezeichnet.
Damit die Verdienste des größten deutschen Fußballers in Erinnerung bleiben, wünscht sich Sammer ebenso wie viele andere, dass etwa Stadien oder Wettbewerbe nach Franz Beckenbauer benannt werden. Die Diskussion darüber kommt für Sammer jedoch noch zu früh. "Ich finde aber, es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu sprechen. Wir befinden uns alle noch in einer Phase des Innehaltens, der Trauer um ihn", so der 56-Jährige.