Deutschland bei der EM 2024: Spielplan, Prognose, beste Spieler

Zum ersten Mal seit 2006 findet ein großes Turnier in Deutschland statt. Ähnlich wie damals kommt das DFB-Team aus einer Krise und hofft vor eigenem Publikum auf die Wende. Wie weit geht es für Deutschland bei der Heim-EM?
Wie weit geht es für Deutschland bei der Heim-EM 2024?
Wie weit geht es für Deutschland bei der Heim-EM 2024? / Jürgen Fromme - firo sportphoto/GettyImages
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Der Titel ist das Ziel der deutschen Nationalmannschaft bei der Heim-EM 2024. Das hat Bundestrainer Julian Nagelsmann so offensiv verkündet. Zweifelsohne kann der 36-Jährige auf einen hochtalentierten Kader bauen, das Zusammenspiel der Mannschaft ließ in jüngerer Vergangenheit jedoch häufig zu wünschen übrig. Wir werfen einen Blick auf die DFB-Elf vor dem Heimturnier.

Deutschlands Spielplan bei der EM

Datum

Begegnung

Ort

Uhrzeit

14.Juni 2024

Deutschland - Schottland

Allianz Arena, München

21 Uhr

19. Juni 2024

Deutschland - Ungarn

MHP-Arena, Stuttgart

18 Uhr

23. Juni 2024

Schweiz - Deutschland

Deutsche-Bank-Park, Frankfurt

21 Uhr

Als Gastgeber muss Deutschland in der Gruppe A ran. Gegen Schottland, Ungarn und die Schweiz ist die Mannschaft von Julian Nagelsmann Favorit. Sollte die Mannschaft die Vorrunde als Gruppensieger beenden, wartet im Achtelfinale der Zweite der Gruppe C.

In Gruppe C stehen sich England, Dänemark, Serbien und Slowenien gegenüber. Das Spiel findet in Dortmund statt.


Deutschlands EM-Prognose

Wie die DFB-Elf bei der Heim-EM abschneidet, wird davon abhängen, welches Gesicht sie zeigt. Das aus dem März oder das aus den letzten beiden Testspielen? Grundsätzlich gilt, Deutschland gehört zum erweiterten Favoritenkreis.

Sollte Deutschland seine Gruppe gewinnen, geht die Mannschaft bis zum Finale den beiden Top-Favoriten Frankreich und England aus dem Weg, vorausgesetzt die beiden Teams gewinnen ebenfalls ihre Gruppe. In diesem Fall wäre das Team von Julian Nagelsmann in keinem der K.o.-Duelle vor dem Finale klarer Außenseiter. Mit dem Heimvorteil ist viel möglich, auch in einem möglichen Finale gegen einen der Top-Favoriten.

Klar ist jedoch auch, wenn sich die Probleme gegen tief stehende Gegner fortsetzen, könnte die Mannschaft auch früh im Turnier stolpern. Das gilt es zu vermeiden, ein guter Start ist elementar wichtig, um für Euphorie im Land zu sorgen. Nur so entsteht beim Heimturnier auch ein Heimvorteil.


Der deutsche EM-Kader

  • Tor: Oliver Baumann (TSG Hoffenheim), Manuel Neuer (FC Bayern München), Marc-André ter Stegen (FC Barcelona)
  • Abwehr: Waldemar Anton (VfB Stuttgart), Benjamin Henrichs (RB Leipzig), Joshua Kimmich (FC Bayern München), Robin Koch (Eintracht Frankfurt), Maximilian Mittelstädt (VfB Stuttgart), David Raum (RB Leipzig), Antonio Rüdiger (Real Madrid), Nico Schlotterbeck (Borussia Dortmund), Jonathan Tah (Bayer 04 Leverkusen)
  • Mittelfeld: Robert Andrich (Bayer 04 Leverkusen), Emre Can (Borussia Dortmund), Chris Führich (VfB Stuttgart), Pascal Groß (Brighton & Hove Albion), Ilkay Gündogan (FC Barcelona), Toni Kroos (Real Madrid), Jamal Musiala (FC Bayern München), Thomas Müller (FC Bayern München), Leroy Sané (FC Bayern München), Florian Wirtz (Bayer 04 Leverkusen)
  • Angriff: Maximilian Beier (TSG Hoffenheim), Niclas Füllkrug (Borussia Dortmund), Kai Havertz (FC Arsenal), Deniz Undav (VfB Stuttgart)

Deutschlands voraussichtliche Aufstellung

Neuer - Kimmich, Rüdiger, Tah, Mittelstädt - Kroos, Andrich - Wirtz, Gündogan, Musiala - Havertz

Die DFB-Elf wird in einem 4-2-3-1 auflaufen, Nagelsmann scheint eine Startelf klar zu präferieren. Diese Elf begann - mit Ausnahme des im März verletzten Neuer - drei der letzten vier Spiele. Kontrovers diskutiert werden vor allem die 10er und die 9er-Position. Seit der Rückkehr von Toni Kroos ist Ilkay Gündogan keine Option mehr für die Doppelsechs, neben Kroos soll ein Abräumer spielen, der dem Real-Star den Rücken freihält.

Aus diesem Grund spielt Gündogan nun eine Position weiter vorne, auf der Zehn. Überzeugt hat er dort bisher nicht. Viele Fans fordern, dass Gündogan durch einen Flügelspieler ersetzt wird und entweder Wirtz oder Musiala auf ihre Lieblingsposition im Zentrum rücken. Nagelsmann gab nach dem Spiel gegen Griechenland zu, dass der Flügel mit Wirtz und Musiala nicht optimal besetzt ist. "Flo und Jamal seh ich identisch, sie fühlen sich auf dem Flügel nicht so wohl", so der 36-Jährige bei RTL. Dennoch scheint es unwahrscheinlich, dass der Bundestrainer seinen Kapitän noch vor Turnierbeginn auf die Bank setzt. Auch Musiala und Wirtz sind fest für die erste Elf eingeplant.

Der Sturm ist auch bei diesem Turnier wieder ein heißes Gesprächsthema. Seit dem Rücktritt von Miroslav Klose 2014 konnte die DFB-Elf keinen langfristigen Nachfolger für den Rekordtorschützen finden. Nagelsmann setzt auf Kai Havertz, der 24-Jährige überzeugte im Saisonendspurt in der 9er-Rolle für den FC Arsenal. Beim 2:0-Sieg gegen Frankreich traf er zum Endstand, gegen Griechenland besorgte er den 1:1-Ausgleich. Dennoch ist dem ehemaligen Leverkusener vor allem gegen tief stehende Gegner anzumerken, dass er mit der Rolle fremdelt, eigentlich ist Havertz im offensiven Mittelfeld zu Hause.

Nach dem 0:0 gegen die Ukraine erklärte Nagelsmann, dass Niclas Füllkrug der Mannschaft gegen einen so defensiv eingestellten Gegner mit seiner Physis geholfen hätte: "Fülle hätte uns heute noch gut getan für die Flanken mit seiner Wucht, seiner Kopfballstärke." Von den Gruppengegnern Schottland, Ungarn und der Schweiz ist eine ähnliche Herangehensweise zu erwarten.

Keine Änderung wird es im Tor geben. Manuel Neuer hatte im abschließenden Test gegen Griechenland gepatzt, der Bundestrainer stärkte seinem Keeper nach der Partie den Rücken: "Er hat nicht nur die zwei, sondern auch in der zweiten Halbzeit noch zweimal sehr gut gehalten. Es ist immer das Kreuz des Torhüters, wenn du eine Situation nicht perfekt löst, ist es meistens ein Gegentor oder zumindest eine gefährliche Situation. Ich lasse keine Diskussion aufkommen, auch wenn es jeder probiert."


Die Stars im DFB-Team

Toni Kroos

Bei allen Problemen, an individueller Qualität mangelt es der deutschen Mannschaft nicht. Wenn es um das Aushängeschild der Mannschaft geht, ist vor allem Toni Kroos zu nennen. Der Rückkehrer beendet nach dem Turnier seine illustre Karriere, zum Abschied will er den einzigen großen Titel holen, der ihm bisher verwehrt geblieben ist. Kroos stieß als frisch gebackener Champions League-Sieger zur Mannschaft, zum sechsten Mal holte er den Henkelpott. Hinzukommen drei deutsche und vier spanische Meisterschaften und natürlich der größte aller Titel, der WM-Sieg 2014.

Jamal Musiala & Florian Wirtz

Auch wenn unter den 80 Millionen Bundestrainer Uneinigkeit herrscht, wie sie am besten einzusetzen sind, bringen Jamal Musiala und Florian Wirtz spielerische Fähigkeiten mit, die nicht viele Mannschaften in ihren Reihen haben. Beide sind erst 21 Jahre alt und sind dennoch bereits seit mehreren Jahren Schlüsselspieler für den FC Bayern bzw. Bayer Leverkusen. Besonders auf engen Räumen besitzen beide eine atemberaubende Ballsicherheit.


Deutschlands Stärken und Schwächen

Die Fähigkeiten im Spiel mit dem Ball sind auch die größte Stärke der Mannschaft. Kaum ein anderes Team besitzt die Qualität, das runde Leder so sauber durch die eigenen Reihen laufen zu lassen, auch wenn es im letzten Test einige vermeidbare Fehlpässe gab. Das Kurzpassspiel der Deutschen ist meistens wunderbar anzusehen. Oftmals besteht jedoch die Gefahr, dass die Kombinationen zur brotlosen Kunst werden, die eigene Chancenverwertung steht der Mannschaft häufig im Weg. Bei der WM 2022 schied die Mannschaft nach der Vorrunde aus, obwohl sie sich in jedem Spiel zahlreiche Chancen erspielte. Der Test gegen die Ukraine erinnerte an die Auftritte in Katar. Die DFB-Elf feuerte 27 Torschüsse ab, keiner davon landete im Netz.

Im Spiel gegen den Ball setzt Nagelsmann auf ein aggressives Gegenpressing. In den besten Momenten erobern seine Spieler den Ball kurz nach Ballverlust zurück und lassen dem Gegner kaum Zeit zum Atmen. Sobald sich der Gegner jedoch befreien kann, offenbart sich eine weitere große Schwachstelle des Teams: die Restverteidigung. Zu oft können gegnerische Mannschaften gegen Deutschland schnell umschalten. Auch im letzten Test gab es vermehrt Situationen, in denen die Griechen in Überzahl auf die letzte deutsche Reihe zuliefen. Ein Problem, das abgestellt werden muss, wenn es im Turnier weit gehen soll.


Deutschlands EM-Historie

Gemeinsam mit Spanien ist Deutschland Rekord-Europameister. Dreimal konnte sich die Mannschaft den Titel sichern: 1972, 1980 und 1996. Drei weitere Mal stand das deutsche Team im Finale des Turniers und musste sich mit dem zweiten Platz begnügen: 1976, 1992 und 2008. In der ewigen EM-Tabelle ist Deutschland Erster, mit satten 13 Punkten Vorsprung auf die zweitplatzierten Italiener. Bei der letzten Ausgabe des Turniers 2021 gab es jedoch eine Enttäuschung. Bereits im Achtelfinale war für das Team von Jogi Löw gegen den späteren Vize-Europameister England Schluss.


Deutschlands Weg zur EM

Als Gastgeber war Deutschland automatisch qualifiziert, seit der WM 2022 bestritt die Mannschaft nur noch Testspiele und das mit teilweise eklatanten Resultaten. Der Tiefpunkt war das 1:4 gegen Japan im September, nachdem Hansi Flick als erster Bundestrainer der Geschichte vom DFB entlassen wurde. Rudi Völler übernahm für ein Spiel als Interimstrainer und schlug auf Anhieb Vize-Weltmeister Frankreich mit 2:1.

Anschließend wurde Julian Nagelsmann als neuer Bundestrainer präsentiert. Der Einstieg des ehemaligen Bayern-Trainers gelang, gegen die USA gab es einen 3:1-Sieg. Es folgten jedoch drei Spiele ohne Sieg: 2:2 gegen Mexiko, 2:3 gegen die Türkei und ein 0:2 in Österreich.

Die Länderspielpause im März sorgte für Aufbruchstimmung. Nagelsmann nominierte einen runderneuerten Kader, sechs Neue waren dabei, gestandene Spieler wie Leon Goretzka und Mats Hummels fehlten hingegen, zudem kehrte Toni Kroos zurück. Der Bundestrainer wurde für seinen Mut belohnt, in Frankreich gewann sein Team mit 2:0, anschließend gab es einen 2:1-Sieg gegen die Niederlande.

Der Positivtrend setzte sich in den Testspielen kurz vor der EM jedoch nicht fort. Gegen die Ukraine machte die Mannschaft ein gutes Spiel, kam aber nicht über ein 0:0 hinaus, im letzten Test vor dem Auftaktspiel siegte die DFB-Elf nach einer müden Leistung mit 2:1 gegen Griechenland.


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