"Der Titel ist möglich" - Die Stimmen der deutschen Mannschaft nach dem letzten Vorrundenspiel
Von Daniel Holfelder
Nach dem 3:0-Sieg gegen Finnland schließt die deutsche Mannschaft die Gruppenphase als Tabellenerster mit neun Punkten und 9:0 Toren ab. 90min hat nach dem Erfolg gegen die Finninnen einige der deutschen Stimmen zusammengefasst (zitiert via sportschau.de):
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg: "Haben uns das verdient"
... auf die Frage, ob ihre Mannschaft eine perfekte Gruppenphase gespielt habe:
"Ja, auf jeden Fall. Wenn uns vorher jemand gesagt hätte, dass wir aus dieser Gruppe mit neun Punkten und 9:0 Toren rausgehen, hätten wir uns gekniffen und sofort unterschrieben. Aber wir haben uns das verdient. Wir haben gegen Dänemark und Spanien zwei tolle Spiele gemacht. Heute haben wir nicht brillant gespielt, aber sehr seriös. Wir haben es immer wieder versucht, uns zu Beginn aber nicht belohnt. Ich glaube, dass wir nochmal eine andere Sicherheit gewonnen hätten, wenn das 1:0 früher gefallen wäre. Wir haben viel versucht, viel probiert, haben mit unserer Energie nie nachgelassen. Bei dem 3:0 am Ende wollen wir jetzt auch nicht meckern. Jetzt wollen wir uns erholen und dieses tolle Viertelfinale gegen Österreich spielen."
.... über die Tiefe des deutschen Kaders und das Tor von Nicole Anyomi:
"Das zeigt einfach den Spirit, den dieses Team hat. Das zeigt uns auch, dass wir uns auf alle Spielerinnen - egal, ob sie reinkommen oder von Anfang an spielen - wirklich verlassen können. Dieser Teamspirit trägt uns aktuell und wird uns hoffentlich auch dann tragen, wenn andere große Herausforderungen auf uns zukommen. Bisher sind wir immer in Führung gegangen. Das macht das Spiel ein bisschen einfacher für uns. Es ist schön, dass sich die Spielerinnen, die von der Bank kommen, auch belohnen dürfen durch ein Tor. Gerade auch für Nicole Anyomi freue ich mich sehr. Ich habe ihr heute Morgen gesagt: 'Mein Bauch sagt mir: Du schießt heute ein Tor!' und mein Bauch hat Recht behalten."
... auf die Frage, was ihr Bauch denn bei Alexandra Popp gesagt habe:
"Das wusste ich ja, dass die mindestens einen reinköpft (lacht). Das kann natürlich gerne so weitergehen."
... über den kommenden Gegner Österreich:
"Erstmal Gratulation an Österreich. Total verdient, dass diese Mannschaft ins Viertelfinale eingezogen ist. Sie haben es schon gegen England super gemacht. Auch gestern [gegen Norwegen] haben sie taktisch klug agiert und sich am Ende belohnt. Sie stehen zu Recht im Viertelfinale. Wir freuen uns darauf. Ich glaube, das ist das dritte Spiel, das Deutschland gegen Österreich spielt, und dann auch noch ein Viertelfinale bei einer EM. Die österreichische Mannschaft zeichnet absoluter Teamspirit aus. Sie haben viele Spielerinnen aus der Bundesliga, die wir sehr gut kennen. Es wird ein Nachbarschaftsduell, auf das sich beide Nationen wirklich freuen dürfen."
Alexandra Popp: "Macht einfach Spaß"
... über die bisher gezeigten Leistungen bei der EM:
"Bisher läuft es ganz gut. Wir gehen bislang immer als Sieger vom Platz, das ist das Wichtigste. Ich bin zufrieden. Bei mir persönlich war das erste Tor ein bisschen der Dosenöffner. Das war der Knackpunkt, bei dem ich auch das Gefühl hatte, dass es auch im Training plötzlich leichter und einfacher läuft und ich nicht mehr so viel nachdenke. Dass es in den bisherigen Spielen so gut funktioniert hat, ist natürlich super. Auch dass ich der Mannschaft heute mit dem zweiten Tor helfen konnte, freut mich natürlich sehr. Ich glaube, das war wichtig, um ein bisschen Ruhe reinzukriegen, denn die Finninnen haben relativ gut gekontert."
... auf die Frage, ob die seriöse Vorstellung gegen Finnland ein Reifebeweis gewesen sei:
"Ja, absolut. Wir wollten mit der gleichen Energie wie in den ersten beiden Partien in das Spiel reingehen. Man hat, glaube ich, gesehen, dass wir gerade in der ersten Halbzeit extrem viele Chancen hatten. Da hat dann beim letzten Pass und beim letzten Abschluss die Präzision gefehlt. Man hat auch wieder gesehen, dass mit den Einwechselspielerinnen Feuer auf den Platz kommt, dass da was passiert. Das ist einfach cool und ein unfassbar gutes Gefühl und gutes Zeichen zu wissen, dass du Qualität auf der Bank hast, die ein Spiel noch einmal verändern kann. Das macht einfach Spaß."
... über die vielen Spielerinnen bei Viertelfinal-Gegner Österreich, die man aus der Bundesliga kennt:
"Das kann ein Vor-, aber auch ein Nachteil sein. Man darf die Österreicherinnen nicht unterschätzen. Die haben einen unglaublichen Teamspirit, das spürt und merkt man. Das kann ganz viel bewirken. Von daher wird das ein ganz heißes Pflaster, was da auf uns zukommt. Wir wollen den EM-Traum mit genauso viel Elan und Power weiterverfolgen und werden alles geben."
... über den Unterschied von Gruppen- zu K.o-Spielen:
"Das sind meistens die Spiele, die am meisten Spaß machen, weil es ein "Alles-oder-nichts"-Spiel ist. Von daher braucht man eigentlich auch gar nicht mehr zu motivieren. Jeder ist sich bewusst, dass es ein "All-in"-Spiel ist und so werden wir das auch angehen."
Sophia Kleinherne: "Den Moment genießen"
... auf die Frage, ob ihr erster EM-Startelfeinsatz Spaß gemacht habe:
"Das Spiel hat sehr viel Spaß gemacht. Auf diesem Top-Niveau, auf dieser internationalen Bühne, generell auf einer Bühne 90 Minuten zu spielen, auf der man gesehen wird, ist ein Gefühl, das ich sehr genossen und geschätzt habe. Das bringt mich als Spielerin, aber auch uns als Team enorm weiter."
... über die Qualität der deutschen Bank:
"Wir sind eine Mannschaft, die auf und neben dem Platz, gerade in den letzten Wochen, sehr eng zusammengewachsen ist. So etwas ist bei einem Turnier entscheidend. Das kann letztendlich den ganz großen Unterschied machen. Da muss ich einen Riesenrespekt an unsere Mannschaft aussprechen. Ich habe noch nie so eine lebendige Bank erlebt. Das gibt einem auf dem Platz ein unglaublich schönes Gefühl. Das gibt einem sogar auf der Bank ein unglaublich schönes Gefühl. Es macht einfach Spaß, im Stadion zu sein oder auf dem Platz zu stehen und Teil dieses Teams zu sein. Ich glaube, das ist eine ganz, ganz große Stärke, die unser Team hier durchs Turnier bringt."
... auf die Frage, ob die DFB-Elf bisher ein perfektes Turnier gespielt habe:
"Ja, auf jeden Fall. Das war unser Ziel und unser Anspruch. Natürlich gibt es auch bei diesem Sieg heute wieder an Kleinigkeiten zu meckern, die wir bis zum Viertelfinale abstellen müssen, um noch effektiver und zielstrebiger mit unseren Chancen umzugehen. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Wir sollten erst einmal stolz auf uns sein und den Moment genießen. Ab morgen richtet sich der Blick dann nach Österreich."
... über ihre österreichischen Mannschaftskolleginnen bei Eintracht Frankfurt:
"Österreich hat enorm viele Eintracht-Spielerinnen im Kader. Das ist ein Battle, das wir eigentlich aus dem täglichen Vereinstraining kennen. Ist natürlich ein sehr, sehr interessantes Battle. Das Problem ist, dass beide Mannschaft als Sieger vom Platz gehen wollen. Ich freue mich sehr. Das wird natürlich enorm interessant, weil man sehr viele Gesichter kennt. Es werden Kleinigkeiten entscheiden. Ich glaube, wir werden von unserem Trainerteam so auf das Spiel vorbereitet werden, dass wir die dominante Mannschaft sind, selbstbewusst auftreten und ins Halbfinale einziehen werden."
Sara Doorsoun: "Der Titel ist auf jeden Fall drin"
... über ihre ersten Turnierminuten und die bisherigen Leistungen der deutschen Elf:
"Ich bin müde, aber es fühlt sich wirklich sehr gut an, dass ich jetzt auch die ersten 90 Minuten mit der Mannschaft auf dem Platz stehen durfte. Ich hatte schon vor dem Turnier das Gefühl, das habe ich auch gesagt, dass wir als Mannschaft wirklich zusammenwachsen und auch bei diesem Turnier eine gute Rolle spielen können. Vielleicht wurde ich anfangs ein bisschen belächelt, als ich das gesagt habe. Aber ich habe seit dem ersten Vorbereitungs-Lehrgang gesehen, welche Qualität in der Mannschaft steckt. Wir konnten die Leute zu Hause mitreißen, gerade in den letzten beiden Spielen. Jetzt freue ich mich einfach, dass wir im Viertelfinale gegen Österreich spielen."
... über die besondere Konstellation, dass bei Viertelfinal-Gegner Österreich viele Eintracht- und Bundesligaspielerinnen aktiv sind:
"Es ist ein Viertelfinale, deshalb ist es so oder so ein besonderes Spiel. Wir schenken den Österreicherinnen gar nichts. Wir wollen ins Halbfinale einziehen. Österreich stand gegen England defensiv richtig gut, haben aus dem Spiel heraus wenig zugelassen, waren aber nicht ganz so mutig im Spiel nach vorne. Die Aufgabe, die sie gegen Norwegen lösen mussten, haben sie souverän gelöst. Ich hatte nicht das Gefühl, dass da irgendwas anbrennt. Vielleicht war das Spiel heute noch einmal gut, damit wir wissen, dass wir zu keinem Zeitpunkt weniger Prozent auf dem Platz geben dürfen. Österreich wird in keinster Weise unterschätzt."
... auf die Frage, was mit diesem deutschen Team möglich ist:
"Auf jeden Fall der Titel. Das habe ich im Vorfeld gesagt. Davon bin ich immer noch überzeugt."
Nicole Anyomi: "Wollte mein Bestes geben"
... über ihre Gefühlswelt nach dem ersten EM-Tor:
"Ich fühle mich megawohl. Ich hätte niemals gedacht, dass ich direkt beim ersten Spiel ein Tor schieße. Ich habe mich auf die Einsatzminuten gefreut und wollte mein Bestes zeigen und geben. Das habe ich, denke ich, auch gemacht. Ich wollte auch die Mannschaft unterstützen, damit wir noch mehr Tore schießen. Das hat ganz gut geklappt. Ich habe noch nie vor so vielen Leuten gespielt. Deswegen hat das Spiel sehr viel Spaß gemacht. Am Anfang war ich auch aufgeregt, aber dafür sind auch Mitspieler da, die einen dann nochmal motivieren, pushen und unterstützen. Die haben mir dann die Nervosität abgenommen. Am Ende hat es Spaß gemacht, auch wenn es ein bisschen anstrengend war. Mit dem 3:0 können wir zufrieden sein."
... darüber, was die deutsche Mannschaft auszeichnet:
"Unser Teamgeist. Wir sind durch die letzten Lehrgänge sehr zusammengewachsen und haben dadurch einen Teamspirit und eine eigene Identität entwickelt. Das haben wir auch in den letzten drei Spielen gezeigt."
... über den kommenden Gegner Österreich:
"Das wird ein spezielles Spiel, weil wir einige Spielerinnen aus der Bundesliga kennen. Dass vier Spielerinnen aus meiner eigenen Mannschaft [Eintracht Frankfurt] dort spielen, macht das Spiel zu etwas Besonderem. Wir werden natürlich unser Bestes geben, damit wir auch ins Halbfinale kommen. Ich denke auch, dass wir in diesem Spiel Freude entwickeln und Spaß haben können. Österreich ist eine Nation, die sehr überraschen kann. Gestern haben wir das Spiel [gegen Norwegen] geguckt. Da haben sie sehr gut agiert, haben die Räume zugelaufen und dann aus dem Nichts ein Tor geschossen. Wir werden uns bestmöglich vorbereiten, damit wir Österreich schlagen können."
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