Der tiefe Fall des Fiete Arp: Vom Hoffnungsträger aufs Abstellgleis
Von Guido Müller
Mit einer kleinen Träne im Knopfloch verfolgen neben mir sicherlich auch noch andere HSV-Fans das Schicksal des Jann-Fiete Arp beim deutschen Rekordmeister Bayern München. Dort hat sich der in Bad Segeberg bei Hamburg geborene Arp auch nach eineinhalb Jahren nicht durchsetzen können - und ist selbst für Bayerns zweite Mannschaft kein wesentlicher Faktor mehr.
Am Ende bewahrheitet sich tatsächlich das, was viele (in Hamburg wie in München) schon im Sommer 2019 prognostiziert hatten: für Bayern Münchens Starensemble wird es (noch) nicht reichen, für den HSV ist sein Abgang jedoch ein schwerer Verlust.
Auch was die emotionale Komponente, ein Eigengewächs an die ungeliebte Konkurrenz aus dem Süden des Landes zu verlieren, betrifft.
Holpriger Start als Fanal für eineinhalb verlorene Jahre
Es ging schon richtig schlecht los für Arp in seiner neuen Heimat: kaum an der Säbener Straße angekommen, brach er sich das Kahnbein und verlor wertvolle Zeit in der Saisonvorbereitung. Im weiteren Verlauf wurde es nicht wirklich besser.
Am Ende standen mal gerade 12 Einsätze für die zweite Mannschaft in der Drittliga-Meistersaison der Amateure (mit 3 Toren und 1 Assist). Für die Profis machte Arp dann auch tatsächlich kein einziges Pflichtspiel (!) in seiner Debüt-Saison in München.
Im Sommer letzten Jahres sollte dann alles besser werden. Arp schob mit dem rekonvaleszierenden Leroy Sané Extra-Schichten, um auch körperlich zuzulegen. Zeitgleich holten die Kollegen in Lissabon den sechsten Henkelpott der Vereinsgeschichte. Übrigens mit Joshua Zirkzee im Kader.
Der Holländer, bei Arps Ankunft noch dessen Teamkollege in der zweiten Mannschaft, hatte seinen norddeutschen Kollegen mittlerweile im Standing überholt und Trainer Hansi Flick mehr von sich überzeugen können als der frühere HSV-Stürmer.
Doch ob der starken Konkurrenz im Sturm der Profi-Mannschaft ließ sich Zirkzee am letzten Tag des diesjährigen Winter-Transferfensters zum Serie-A-Klub Parma Calcio verleihen.
Eine Option, über die auch Arp vielleicht mal nachdenken sollte. Denn mittlerweile ist Arp auch bei Bayerns Amateuren nur noch einer von vielen.
Arps Körpersprache lässt eine innere Aufgabe vermuten
Am vergangenen Samstag, bei der 0:2-Heimniederlage gegen Magdeburg, wurde Arp in der 79. Minute eingewechselt. Auffallend war die fast komplett fehlende Kommunikation zwischen ihm und seinem Trainer Holger Seitz. Arp selbst wirkte darüber hinaus irgendwie nicht präsent, ja geradezu abwesend.
Hat er seinen Traum, sich beim deutschen Branchenprimus durchzusetzen, womöglich schon ausgeträumt und abgehakt?
Sein Vertrag in München läuft jedenfalls noch drei Jahre (bis zum Sommer 2024). Im Falle eines Aufstiegs des Hamburger SV kann man jedoch davon ausgehen, dass, sollte sich an Arps Situation in München bis dahin nichts Gravierendes ändern, sein Name im Volkspark wieder fallen wird.
Ob eine neuerliche Zusammenarbeit zwischen Dino und "Uns Fiete" wieder möglich sein wird, hängt aber nicht zuletzt auch von Arps Bereitschaft ab, Gehaltseinbußen hinzunehmen. In München kassiert der Youngster satte fünf Millionen Euro pro Jahr.