Der Pjanic/Arthur-Deal: Rein sportlich nur für Juve ein gutes Geschäft!
Von Guido Müller
Bei Miralem Pjanic (30) steht auch im Februar 2021, ein halbes Jahr nach seiner Ankunft beim FC Barcelona, die Null. Was für einen Torwart ein Qualitätsmerkmal darstellen würde, liest sich in Bezug auf einen zentralen Mittelfeldspieler aber eher wie eine Bankrotterklärung.
Genauer gesagt stehen sogar zwei Nullen. In 23 wettbewerbsübergreifenden Einsätzen für die Blaugrana konnte der Bosnier bislang weder einen eigenen Treffer markieren, noch eine Vorlage zu einem Tor seiner Mannschaft beisteuern.
Das allein wäre vielleicht gar nicht so tragisch - hätten die Macher im Nou Camp für ihn nicht die bemerkenswerte Ablösesumme von 60 Millionen Euro (laut transfermarkt.de) berappt. Der Deal mit Juventus Turin (wo Pjanic in der Saison 2019/20 immerhin noch 13 Scorerpunkte in 43 Saison-Spielen gelungen waren) ging damals wie ein Quasi-Tausch-oder Verrechnungsgeschäft mit dem Brasilianer Arthur Melo über die Bühne. Auch wenn er offiziell nicht als solcher dargestellt wurde - und formaljuristisch auch keiner war.
Arthur konnte in seinen zwei Jahren in Barcelona (kam 2018 für 31 Millionen Euro von Gremio Porto Alegre) die Verantwortlichen nicht von seinem Können überzeugen, sodass man es für einen guten Deal hielt, ihn für 72 Millionen Euro (die mit Boni noch auf 82 Millionen ansteigen können) an die Alte Dame aus dem Piemont zu verkaufen - um sich im Gegenzug die Dienste von Pjanic zu sichern.
Doch das Kalkül ist in diesem Fall offensichtlich nur für die Italiener aufgegangen. Zumindest das sportliche. Denn nach anfänglichen Schwierigkeiten in Norditalien hat sich Arthur kontinuierlich gesteigert und lieferte den Juventus-Machern in den letzten Spielen endlich den Nachweis, mit ihm auf das richtige Pferd gesetzt zu haben.
Pjanic-Arthur-Deal als buchhalterischer Kunstgriff der Azulgrana?
Schon diese kleine Skizzierung der Ereignisse lässt den Verdacht aufkommen, dass sich hinter dem Verkauf Arthurs und dem Kauf Pjanic' - aus Sicht des FC Barcelona - nicht so sehr sportliche Gründe verborgen haben.
Denn es war von Anfang an ein Vabanquespiel, das die Katalanen eingegangen sind, als sie einen 23-jährigen und durchaus gut beleumundeten brasilianischen Nationalspieler (Klub-Legende Xavi will in dem Südamerikaner gar sein alter ego entdeckt haben) gegen einen in den Herbst seiner Karriere einbiegenden Bosnier getauscht haben.
Schon damals kamen, mehr oder weniger laut vorgetragen, Vermutungen auf, dass der FC Barcelona aus budgetpolitischen Gründen schlichtweg gezwungen war, Arthur zu verkaufen, um die angepeilten Mindesteinnahmen über Transfergelder zu generieren, und sich keiner Verfehlungen hinsichtlich des Financial Fairplay der UEFA und der neuen Richtlinien der spanischen LaLiga schuldig zu machen.
Tatsächlich ergibt sich ja auch ein Plus von aktuell zwölf Millionen Euro (potentiell sogar 22). Doch was nützt dir als Fußball-Klub alles Geld der Welt auf den Konten, wenn es sportlich nicht läuft. Zum Glück, könnte man aus Sicht des FC Barcelona entgegenhalten, hängt das Wohl einer Mannschaft nur in den seltensten Fällen an einem einzigen Spieler. Und um so besser, dass sie diesen, mit Lionel Messi, wenigstens noch in ihren Reihen wissen.