Wer war der letzte Verteidiger, der den Ballon d'Or gewonnen hat?
Von Jan Kupitz
Der Ballon d'Or ist seit 1956 ein fester Bestandteil des Fußballkalenders. Mit ihm wird der Spieler ausgezeichnet, der im Laufe eines Jahres am meisten geleistet hat.
Der Ballon d'Or wurde von den Sportjournalisten Gabriel Hanot und Jacques Ferran ins Leben gerufen und eine Jury aus Journalisten entschied über den Gewinner. Heutzutage wählt jedes Jurymitglied seine fünf besten Spieler anhand von drei Hauptkriterien aus, und ein Punktesystem bestimmt den Gewinner.
Die drei Kriterien sind die Leistungen als Einzelspieler und als Teil einer Mannschaft, die Klasse eines Spielers aufgrund von Talent und Fairness sowie die Gesamtbeurteilung der Karriere eines Spielers.
Ursprünglich war der Ballon d'Or auch als "Europas Fußballer des Jahres" bekannt, da er nur Spielern aus Europa offen stand und Spieler wie Pelé und Diego Maradona ausgeschlossen waren.
Dies war fast 40 Jahre lang der Fall, bis er 1995 für alle Spieler europäischer Vereine geöffnet wurde - der liberianische Stürmer George Weah wurde im selben Jahr der erste nicht-europäische Gewinner -, während er 2007 für jeden Profispieler eines beliebigen Vereins auf der ganzen Welt vergeben wurde.
Die renommierte Zeitschrift France Football präsentierte die Auszeichnung von 1956 bis 2009. Ab 2010 übernahm die FIFA den Preis und fusionierte ihn mit dem konkurrierenden Preis FIFA World Player of the Year zum neuen FIFA Ballon d'Or. Diese Fusion dauerte jedoch nur bis 2015.
Seit 2016 ist es wieder France Football, das den Ballon d'O präsentiert.
Wer war der letzte Verteidiger, der den Ballon d'Or gewonnen hat?
Für Verteidiger ist es in der Regel schwierig, die gleiche individuelle Anerkennung zu erhalten wie ein Angreifer. Schließlich ging es im Fußball schon immer mehr darum, Tore zu schießen, während das Verhindern von Toren in den Hintergrund rückt.
Dennoch sind Defensivspieler in den Geschichtsbüchern des Ballon d'Or nicht völlig abwesend. So wurde der legendäre englische Innenverteidiger Billy Wright bei der zweiten Auflage des Preises im Jahr 1957 Zweiter. Franz Beckenbauer war der erste Verteidiger, der den Preis 1972 und 1976 gewann, während sein deutscher Kollege Matthias Sammer 1996 geehrt wurde.
Der letzte Verteidiger, der den Ballon d'Or gewann, war Fabio Cannavaro im Jahr 2006. Torhüter Gianluigi Buffon wurde damals Zweiter hinter seinem Landsmann vor dem Drittplatzierten Thierry Henry.
Neben dem Ballon d'Or erhielt Cannavaro auch die konkurrierende Auszeichnung FIFA Weltfußballer des Jahres, die er als einziger Verteidiger in den gesamten 19 Jahren ihres Bestehens gewann.
Warum hat Fabio Cannavaro den Ballon d'Or 2006 gewonnen?
Ausschlaggebend für den Gewinn des Ballon d'Or durch Cannavaro war die Weltmeisterschaft 2006.
Der talentierte Innenverteidiger führte Italien als Kapitän zu einem eigentlich unerwarteten Triumph, denn vor dem Turnier wurden Mannschaften wie Brasilien, England und Frankreich stärker eingeschätzt.
Als Fußballnation war Italien außerdem in den Calciopoli-Skandal verwickelt, der Juventus den Titel in der Serie A kostete und zum Abstieg führte, während AC Mailand, Fiorentina, Lazio und Reggina ebenfalls bestraft wurden. Umso größer war der Triumph bei der Weltmeisterschaft in Deutschland -vor allem Cannavaro verkörperte mit seinen Leistungen diese Winner-Mentalität und diesen Geist wie kein anderer Spieler.
2006 wurde der 33-jährige Cannavaro zum zweiten Mal in Folge zum Verteidiger des Jahres in der Serie A und zum Fußballer des Jahres in der Serie A gewählt.
Die Kombination aus dem Abstieg von Juve und seiner herausragenden Weltmeisterschaft brachte Cannavaro einen Transfer zu Real Madrid ein, wo er später zwei La-Liga-Titel gewinnen sollte.