Der Fall Delaney beim BVB: Eine Frage der Perspektive

Beim BVB hat Thomas Delaney nur noch ein Jahr Vertrag
Beim BVB hat Thomas Delaney nur noch ein Jahr Vertrag / Quality Sport Images/Getty Images
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Thomas Delaney könnte den BVB vor Beginn der neuen Saison noch verlassen. Im Schatten eines 2022 auslaufenden Vertrages ist die Sachlage klar: Verlängern oder verkaufen, dafür ist der Verein zu sehr auf Einnahmen angewiesen. Für einen neuen Vertrag müsste die Borussia dem Dänen jedoch eine klare Perspektive aufzeigen.


Delaney spielte eine überragende EM für und mit Dänemark und rechtfertigte damit nachdrücklich die Dortmunder Ablöseforderung, die bei 15 Millionen Euro liegen soll. Im Anbetracht des auslaufenden Vertrages happig, jedoch nicht unangemessen. Delaney ruft seit Jahren ein konstant hohes Niveau ab und hat bei der EURO bewiesen, dass er dies auch auf allerhöchstem Niveau abrufen kann.

Laut dem kicker ist der BVB in der Causa Delaney gesprächsbereit. Aufgrund der Einschnitte durch die Corona-Krise ist auch die Borussia auf Einnahmen angewiesen und könnte einen Ausfall in der Zentrale noch am ehesten kompensieren. Neben Klubs aus England soll sich im Werben um Delaney nun auch der VfL Wolfsburg eingeschaltet haben; laut dem dänischen Portal nordicbet sollen bereits Gespräche zwischen Delaney und dem VfL stattgefunden haben.

Kann Marco Rose Thomas Delaney eine Perspektive aufzeigen?

Was spricht da eigentlich noch für einen BVB-Verbleib? Der defensive Mittelfeldspieler liebäugelte schon vor seinem Wechsel nach Dortmund mit der Premier League, sagte englischen Klubs damals für den BVB ab. Mit 29 Jahren steht Delaney vor seinem letzten großen Vertrag, den er sicher nicht auf der Borussia-Bank aussitzen möchte.

Sportlich hat Delaney keinen Makel. Wenn er spielt, spielt er gut, mitunter überragend. Seine Leader-Qualitäten suchen im Dortmunder Kader zudem seinesgleichen. Die Frage ist: wiegt das eine Ablösezahlung um die 15 Millionen Euro auf? In Corona-Zeiten: vielleicht. In Anbetracht dessen, dass der BVB Delaney Spielzeit garantieren müsste: vielleicht auch nicht.

Dem entgegen steht mit Marco Rose ein neuer Trainer, der in seinen Systemen eher auf einen klaren Sechser setzt, als seine Vorgänger beim BVB. Unter Lucien Favre und Edin Terzic spielte die Borussia in der Regel mit zwei zentralen, offensiv denkenden Mittelfeldspielern. Für Thomas Delaney gab es in diesen Zeiten zu selten einen Markt und so war der Däne zu oft der Spieler, der eine Startelf-Garantie hätte, wenn es diesen Startplatz im System gegeben hätte.

Thomas Delaney
Mit Dänemark spielte Delaney eine glänzende EM / Justin Tallis - Pool/Getty Images

Die Taktik-Schiebereien überlasse ich jedoch Menschen mit mehr Ahnung. Marco Rose, zum Beispiel, der im Kern die Frage zu beantworten hat, ob der BVB einen Spielertypen wie Thomas Delaney braucht. In dem Fall hätte der Däne mit Emre Can nominell nur einen tatsächlichen Konkurrenten, mit Abstrichen noch Axel Witsel, der allerdings nicht die Defensiv-Qualitäten wie Can und Delaney aufweist. Konkurrenzkampf wird Delaney auf diesem Niveau ohnehin bei jedem Verein haben; der Däne braucht allerdings einen Trainer, der auf ihn baut. Tut Marco Rose das nicht - oder nicht entschieden - wäre es verständlich, wenn Delaney weiterzieht. Tatsache ist: für die Bank ist der 29-Jährige schlichtweg zu gut.

Tatsache ist ebenfalls: menschlich wie sportlich ist Thomas Delaney ein Spieler, den der BVB nur ungerne ziehen lassen würde. Die Fragen nach seiner Zukunft müssen Delaney selbst und Marco Rose beantworten. Ohne Perspektive wird der Däne seine Zelte in Dortmund abbrechen. Nach dieser EM sollte der BVB aber gut abwägen, ob es nicht sinnvoll wäre, eine Perspektive für den 29-Jährigen zu schaffen.