Der BVB im Revierderby ohne seine großen Stars - na und?!
Von Jan Kupitz

Wenn die Bundesliga am Wochenende den Spielbetrieb wieder aufnimmt, kommt es direkt zum Revierderby zwischen dem BVB und Schalke. Laut RuhrNachrichten fällt auf Seiten der Dortmunder nicht nur Dan-Axel Zagadou aus, sondern neben dem noch nicht ganz fitten Marco Reus auch die Mittelfeldzentrale um Axel Witsel und Emre Can. Ich sage: Kein Grund zur Aufregung!
Hach, was haben wir sie NICHT vermisst! Nein, damit ist nicht die Bundesliga gemeint, sondern die neunmalklugen Kommentare in den sozialen Netzwerken, die sich stets über alles und jeden aufregen und echauffieren. Als am Dienstag beispielsweise herauskam, dass Can, Witsel und Reus das Derby gegen Schalke definitiv verpassen werden, gab es natürlich zahlreiche wütende Kommentare auf Twitter, Facebook und Co.
Die sogenannten "Fans" haben einfach kein Verständnis dafür, dass Spieler - die zuletzt immerhin zwei Monate lang die Beine hoch gelegt und Caipirinha schlürfend im Garten gechillt haben (Achtung, Ironie!) - nun direkt im ersten Spiel nach Neustart ausfallen werden. Wie können sie nur?!?!?!?
Aber gut - darum soll es in diesem Text nicht vorrangig gehen. Ich wollte nur mal klarstellen, dass Fußballer keine Maschinen sind und jeden Tag zu 100% funktionieren müssen. Und außerdem: Wenn selbst harte Hunde wie Can und Witsel passen, dann müssen sie so schwer verletzt sein, dass ein Einsatz jedweder Vernunft entbehren würde.
Delaney und Brandt können auch was am Ball
Hier soll es eigentlich darum gehen, dass die Ausfälle - so schwer sie auf den ersten Blick auch sein mögen - gar nicht so gravierend sind. Klar, Can und Witsel haben sich seit der Verpflichtung des deutschen Nationalspielers herausragend ergänzt und ein unfassbar gutes Duo in der Schaltzentrale abgegeben. ABER: Mit dem wiedergenesenen Thomas Delaney und Julian Brandt steht immer noch ein Duo parat, das nicht minder talentiert ist und dem Mittelfeld der Schalker definitiv überlegen sein sollte.
Delaney fiel zuletzt monatelang aus und dürfte dementsprechend auf seinen Einsatz brennen! Ohnehin ist der zweikampfstarke Däne (der für mich der vielleicht meistunterschätzte Spieler beim BVB ist) wie gemacht für so ein Derby. Und wie groß Jule Brandt im zentralen Mittelfeld auftrumpft, hat er gegen Ende der Hinrunde so eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sich jeder Dortmunder mit einem Grinsen auf den Bäckchen daran erinnern wird.
Also: Die Ausfälle von Can und Witsel sind zwar nicht schön - aber dürfen längst keine Ausrede sein oder Anlass zur Sorge geben. Das Duo Delaney/Brandt ist eine Zentrale, die (abgesehen vom FC Bayern und eventuell RB Leipzig) jedem Bundesligakonkurrenten überlegen ist.
Reus-Ausfall als Chance für Reyna?
Bleibt noch der Ausfall von Marco Reus, der - so hieß es vor der Coronapause - zwar schon im April wieder zurück sein sollte, nun wohl aber erst Ende Mai wieder zur Verfügung steht. Auch hier ist die Verletzung natürlich ungünstig, denn in seiner Karriere hat Reus in 16 Einsätzen gegen Königsblau zwölf Scorerpunkte zu verzeichnen - gegen den Erzrivalen knipst er also besonders gerne.
Aber wenn wir ehrlich sind: Die aktuelle Saison ist bislang noch nicht die des BVB-Kapitäns. Und statt Seiner dürfte Lucien Favre entweder Thorgan Hazard oder Toptalent Giovanni Reyna in die Startelf beordern. Beides Spieler, die (mindestens) der gehobenen Bundesligaklasse angehören und in dieser Spielzeit richtig viel Spaß gemacht haben.
Einzig und allein der Ausfall von Dan-Axel Zagadou dürfte am Wochenende schmerzen. Der junge Franzose war in den Wochen vor der Unterbrechung ein Fels in der Brandung und in Topform. Dass für ihn vermutlich der fehleranfällige Manuel Akanji in die Anfangsformation rücken wird, ist (von außen betrachtet) zunächst einmal eine Schwächung. Allerdings steht Zagadous Ausfall auch schon seit längerem fest - und ist somit kein Grund für die vielen Nörgler im Internet, sich darüber auch noch aufzuregen.