Der Bayern-Angriff ohne Lewandowski: Die Optionen von Hansi Flick im Check
Von Dominik Hager
Für den FC Bayern ist genau das eingetreten, was niemals passieren durfte. Robert Lewandowski fällt verletzt aus und wird die Partien gegen Paris Saint-Germain und RB Leipzig verpassen. Schon jetzt ist klar, dass bei den Münchnern niemand den Weltfußballer adäquat ersetzen kann. Ein paar Möglichkeiten bleiben dennoch, um den Schaden so gut wie es geht zu begrenzen. Wir möchten die verbliebenen Optionen genauer durchleuchten.
1. Eric Maxim Choupo-Moting übernimmt Lewandowski-Rolle
Der einzige verbliebene Mittelstürmer im Kader der Münchner ist der Kameruner Eric Maxim Choupo-Moting. Für den 32-Jährigen spricht, dass Hansi Flick am wenigsten verändern müsste. So würden weiterhin Gnabry, Coman oder Sané die Flügelpositionen einnehmen und Thomas Müller hinter der Spitze agieren.
Mit seinen 1,90 Meter besitzt der Neuzugang von Paris Saint Germain auch die richtigen Maße für einen Stoßstürmer und kommt von seiner Spielweise Lewandowski am nächsten. Positiv für die Münchner ist zudem dessen aufsteigende Form und die jüngsten Torerfolge gegen Lazio Rom und den 1. FC Köln. Außerdem kennt er die Abwehr von PSG sehr gut, was im direkten Aufeinandertreffen ein Vorteil wäre.
Trotzdem muss jedoch gesagt werden, dass Choupo-Moting qualitativ weit unter Robert Lewandowski anzusiedeln ist. Für einen Angreifer ist sein Torinstinkt doch eher gering ausgeprägt, was sich auch in München bemerkbar gemacht hat. Der ehemalige Schalker stellt sich zwar in den Dienst der Mannschaft, ist aber zu ineffizient und fußballerisch etwas limitiert. Demnach wäre er vielleicht die bequemste, aber nicht unbedingt die beste Möglichkeit als Lewandowski-Ersatz.
2. Gnabry auf die Zehn und Müller in die Spitze
Oft musste Freigeist Müller die Rolle auf der Neun in seiner Karriere nicht ausfüllen. Bei einem wichtigen Spiel war dies zuletzt im April 2017 der Fall. Der Gegner war damals Real Madrid. Der 31-Jährige entpuppte sich in dieser Rolle jedoch als Fehlbesetzung. Das Problem ist nämlich, dass ein Müller auch wie Müller spielen muss und nicht wie Lewandowski. Das bayerische Urgestein ist kein Spieler, der sich auf den Strafraum beschränkt und die Rolle als Wandspieler interpretiert. Zudem gelingt es ihm auch weniger gut auf engen Räumen Bälle festzumachen und zu verarbeiten.
Stattdessen ist der Offensivspieler derjenige, der Räume suchen und finden soll. Dies bedeutet allerdings, dass Müller die gesamte gegnerische Hälfte als Arbeitsgebiet markiert, um unberechenbar zu bleiben. In den letzten Jahren hat sich auch herausgestellt, dass der ehemalige Nationalspieler mehr ein Vorbereiter als ein Vollstrecker ist. Versucht Müller sein Spiel wie gewohnt aufzuziehen, wäre der Strafraum unterbesetzt, mutiert er jedoch zum Mittelstürmer, beraubt er sich seiner größten Stärken. Nicht unbedingt erfolgversprechend für die Bayern.
3. Müller auf die Zehn und Gnabry in die Spitze
Man könnte das Spiel natürlich auch umdrehen. Dies würde bedeuten, dass Serge Gnabry in die Spitze rückt und dafür Müller auf seiner Position bleibt. Der 25-Jährige wurde bereits von Joachim Löw in dieser Rolle eingesetzt. Dabei machte es der Bayern-Star ordentlich, wenngleich auch bei ihm zu sehen war, dass er eigentlich auf eine andere Position gehört. Prinzipiell ist dieser nämlich auch eher ein Spieler, der mit seinen Läufen aus der Tiefe ansetzt und aus der zweiten Reihe für Gefahr sorgt.
Für Gnabry in der Spitze spricht, dass er auf technisch etwas versierter ist als Müller und dadurch die Bälle besser halten kann. Zudem besitzt er durchaus eine gewisse Abschlussstärke und einen guten Torinstinkt. Allerdings fehlt es ihm etwas an Kopfballstärke und Präsenz im Strafraum, um einen kompletten Mittelstürmer abzugeben.
4. Gnabry und Müller als Doppelspitze
Eigentlich ist vollkommen klar, dass weder Gnabry noch Müller den Polen wirklich imitieren können. Hierfür hätte ein Choupo-Moting die passenderen Anlagen. Allerdings sind Sané, Coman, Gnabry und Müller ganz klar die besten vier verbliebenen Offensivspieler. Nun gilt es diese vier Top-Spieler in ein passendes System zu stopfen.
Die Lösung wäre also eine Umstellung vom 4-2-3-1 zu einer Art 4-4-2. Dies würde bedeuten, dass Gnabry und Müller eine Doppelspitze abgeben und keiner einen 1:1-Ersatz von Lewandowski darstellen müsste. Somit wäre das Münchner Spiel weniger gut zu berechnen und die beiden Spitzen in ihrer Positionierung freier. Die beiden Offensivkräfte müssen so gut wie es geht ihren Stil treu bleiben und ihre Stärken einbringen. Allerdings ist es auch wichtig, dass sie etwas mehr Strafraumpräsenz zeigen als sonst.
Auf Hansi Flick wartet in den nächsten Tagen und Wochen noch die schwierige Aufgabe, das neue Duo zum Laufen zu bringen. Vom reinen Potenzial wäre die Doppelspitze nämlich die stärkste Möglichkeit.