Den FC Barcelona drücken mehr als eine Milliarde Euro Schulden!
Von Guido Müller
Vergangene Woche bekamen Joan Laporta, Víctor Font und Toni Freixas, die drei verbliebenen Kandidaten für das Präsidentenamt des FC Barcelona, brisante Post. Absender: der Verein. Inhalt: die aktuelle wirtschaftliche Situation des Klubs.
Zahlen bereits seit August bekannt - aber bis jetzt nicht veröffentlicht!
Der Geschäftsbericht für die Saison 2019/20 hätte eigentlich schon im Herbst vergangenen Jahres vorgestellt werden sollen. Doch aufgrund der Corona-Problematik konnte damals keine Delegiertenversammlung einberufen werden - und so wurden auch die Zahlen nicht bekannt gegeben.
Bis vergangene Woche die oben genannten Empfänger dieselbigen per Post erhielten, um einen Überblick über die wirtschaftliche Lage des Klubs zu bekommen. Später stellte der Klub die Bilanz auf seine Webseite, in der auch darauf hingewiesen wird, dass die Zahlen vom 17. August vergangenen Jahres stammen.
Diese etwas eigenartige Öffentlichkeitsarbeit mal beiseite gelassen, sind die veröffentlichten Zahlen bedrückend - wenngleich auch nicht wirklich überraschend.
1,173 Milliarden Verbindlichkeiten sorgen für eine faktische Zahlungsunfähigkeit im Januar
Kurzfristig belasten die Azulgrana Verbindlichkeiten in Höhe von 730,679 Millionen Euro - 225 Millionen mehr als im vorangegangenen Geschäftsjahr. Im Verbund mit langfristigen Zahlungsverpflichtungen in Höhe von 442,542 Millionen Euro beläuft sich der aktuelle Gesamtschuldenstand der Katalanen auf schwindelerregende 1,173 Milliarden (!) Euro.
Da kann es kaum überraschen, dass die Spieler die eigentlich für den Monat Januar vorgesehene erste Tranche (von dreien) ihres Gehaltes nicht erhalten werden. Interimspräsident Carles Tusquets spricht unumwunden von einem Fall von Zahlungsunfähigkeit: "Wir sind in einer Situation, in der der Klub im Januar nicht die Gehälter zahlen kann." (Quelle: elnacional.cat)
Immerhin bilden die Gehälter der Stars (sowie die der Trainer und der Mitarbeiter des Klubs) etwa 74 Prozent der Gesamtausgaben des Klubs. Doch die Bitte ihrer Arbeitgeber, eine Kürzung ihrer Saläre abzunicken, kam bei den Spielern nicht so gut an.
Und deshalb werden sie auch auf nichts verzichten. Angedacht ist eine Stundung über die kommenden Jahre hinaus. Die Probleme werden damit jedoch nur nach hinten verschoben - aber nicht behoben.
Bei anderen Klubs stehen die Azulgrana insgesamt mit 322 Millionen Euro in der Kreide (126 Millionen davon kurzfristig, 196 Millionen auf lange Sicht). Allein der FC Liverpool und Ajax Amsterdam erwarten aus Barcelona noch Zahlungen (sowohl lang- wie kurzfristiger Natur) in Höhe von 133 Millionen Euro für die Verkäufe von Philippe Coutinho (aus dem Jahr 2018!) und Frenkie de Jong.