De Ligt sorgt für Irritation mit Impf-Aussage - Meinungen respektieren!
Von Yannik Möller
In den meisten europäischen Ländern ist der Impffortschritt inzwischen so weit, dass hier und da auch jüngere Menschen die Chance auf die Covid-Impfung bekommen. So geschehen bei der niederländischen Nationalmannschaft. Matthijs de Ligt war einer von sechs, die ablehnten. Mit seiner Begründung sorgte er, zwischenzeitlich, für etwas Unmut. So manche Kritik ging aber vollends über das Ziel hinaus. Ein Kommentar.
Seit inzwischen rund anderthalb Jahren dominiert das Thema Corona die Welt. Kurz vor dem Sommer 2021 sind wir in Europa schon so weit, dass wir sehr vielen Menschen ein Impfangebot machen konnten, fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung hat bereits eine erste Impfung bekommen können und angenommen. In den europäischen Nachbarländern sieht der Fortschritt ähnlich aus.
Die Chance auf die Covid-Impfung hatte nun auch die niederländische Nationalmannschaft, die dieser Tage in die Vorbereitung auf die Europameisterschaft startet. Alle Spieler, bis auf sechs Ausnahmen, nahmen das Angebot an. Unter denen, die ablehnten, waren u.a. Wout Weghorst vom VfL Wolfsburg sowie Matthijs de Ligt von Juventus Turin.
"Ich habe diese Entscheidung getroffen" - De Ligt erklärt "missverständliche Antwort"
De Ligt erklärte nach einer ersten Nachfrage (via AD): "Ich habe mich nicht impfen lassen, weil es nicht verpflichtend ist. Ich denke auch, dass man für seinen eigenen Körper verantwortlich sein sollte. Solange es nicht verpflichtend ist, sollte man selbst entscheiden, ob sie das Angebot annehmen oder nicht. Ich habe diese Entscheidung getroffen."
Der 21-Jährige, der erst am Anfang dieses Jahres selbst eine Covid-Infektion überstanden hatte, führte aus: "Es besteht immer das Risiko einer Infektion. Sogar mit dem Impfstoff kann das passieren. Man muss mit so wenig Leuten wie möglich außerhalb der niederländischen Nationalmannschaft in Kontakt kommen."
Für diese Entscheidung mitsamt der Erklärung erntete der Verteidiger im Internet einen Shitstorm. Sich aktiv gegen diese mögliche Impfung zu entscheiden, kommt selten vor. Dass es eine Person aus der Öffentlichkeit und als Fußballer ein großes Vorbild ebenso tut, sorgte bei vielen Fans für Irritationen und Unmut. Dementsprechend sah er sich zahlreichen Anfeindungen und Beleidigungen ausgesetzt, während seine Worte die Runde machten.
Einige Stunden später, am Samstagabend, äußerte sich de Ligt via Twitter und Instagram erneut. In einem kurzen Statement erklärte er, er habe sich missverständlich ausgedrückt und fügte an: "Um alle Unklarheiten zu beseitigen: Ich bin absolut für die Covid-19-Impfung und werde sie sobald wie möglich nehmen."
Ein Zeitpunkt, zu dem für viele Beobachter das Kind bereits in den Brunnen gefallen war. Der Zusatz, er werde sich "sobald wie möglich" impfen lassen, sorgte für weitere Fragen. Immerhin hat er die Möglichkeit bereits gehabt, mit dem gesamten Team zusammen. Unklar sind jedoch die Hintergründe. Ob seine Entscheidung beispielsweise etwas mit seiner überstandenen Infektion zu tun hat, oder ob er Nebenwirkungen befürchtet, die seine EM-Vorbereitung stören könnten - ungewiss.
De Ligt vertritt legitime Minderheitsmeinung
Doch völlig unabhängig von den eventuellen oder tatsächlichen Hinter- und Beweggründen, die zur vorigen Entscheidung de Ligts, sich (noch?) nicht impfen zu lassen, geführt haben. Wenn sich jemand dazu entscheidet, eine nicht verpflichtende Impfung nicht wahrnehmen zu wollen, dann ist das sein gutes Recht.
Es ist eine legitime Minderheits-Meinung, die absolut zu tolerieren ist. In einer Gesellschaft, in der wir uns über Diversität und Pluralismus freuen, gehören auch gesundheitliche und medizinische Entscheidungen dazu. Auch und gerade dann, wenn man sie vielleicht nicht teilen mag, sind sie zu akzeptieren. Das macht doch schließlich auch den Zusammenhalt und die Freiheiten aus. Respekt, trotz und genau wegen unterschiedlicher Ansichten.
Dass sich ein Fußballer, also ein großes Vorbild für zahlreiche Kinder und Jugendliche, dann dagegen entscheidet, ist natürlich schade. Jeder Einzelne, der sich dafür stark macht, dass die Aufklärung und Impfbereitschaft steigt, hilft, diese Pandemie zu besiegen. Das heißt andersherum aber nicht, dass Menschen, die dies nicht tun, diesem Fortschritt schaden.
Eine solche Entscheidung und vor allem diese von de Ligt ausnahmslos legitime Begründung dahinter hat nichts, aber auch gar nichts mit Beweggründen von richtigen Impfgegnern, Coronaleugnern oder selbsternannten Querdenkern zu tun. Dementsprechend sollten sie auch nicht miteinander verknüpft oder verglichen werden, wie es teilweise im Netz passierte.
Es wird sich nicht jeder impfen lassen. Nicht jeder Krankenpfleger, nicht jede Kassiererin, und auch nicht jeder Fußballer. Was wir auf der einen Seite sehr wohl wissen, sollten wir auf der anderen Seite ebenso akzeptieren und respektieren. Umso schöner ist es doch, wenn aktiv für die Vorteile und zum Abbau von potenziellen Ängsten geworben wird. Gerade aus einer Vorbildfunktion heraus, so wie es zum Beispiel Kylian Mbappe oder Arturo Vidal dieser Tage taten.