Das Zeugnis der Gladbacher Neuzugänge - vier Bausteine für die Königsklasse
Von Christian Gaul
Die Saison 2019/20 ist beendet und wird aufgrund der Umstände in die Geschichtsbücher eingehen. Borussia Mönchengladbach ging im spannenden Rennen mit Bayer Leverkusen um die Qualifikation zur Champions League als Sieger hervor und auch die vor der Spielzeit verpflichteten Neuzugänge hatten einen großen Anteil daran.
90min rekapituliert deren erstes Jahr im Trikot der Borussia und gibt eine Wertung ab.
Gladbach hat es tatsächlich geschafft, in einem entscheidenden Spiel die Nerven zu behalten. Nach dem Heimsieg am 34. Spieltag der Bundesliga war klar: Die Borussia spielt in der Champions League. Betrachtet man den Saison-Verlauf, in dem man ganze acht Spieltage an der Tabellenspitze stand, ist der vierte Platz insgesamt verdient erreicht worden - und das obwohl man mit einem neuen Trainer in die Spielzeit ging und den Abgang von Thorgan Hazard kompensieren musste.
Eberl hat wie gewohnt ein gutes Händchen
Die Einnahmen der Abgänge von Hazard und Michael Cuisance investierte Manager Max Eberl direkt wieder in den Kader und verpflichtete Marcus Thuram, Breel Embolo, Stefan Lainer und Ramy Bensebaini für ungefähr die eingenommenen 38 Millionen Euro. Wir werfen einen Blick zurück und prüfen, ob sich die Verpflichtungen ausgezahlt haben.
Nicht zu vergessen ist auch Trainer Marco Rose - ein Neuzugang, der auf Eberls Kappe geht. Alles andere als dem geborenen Leipziger die Bestnote für eine überragende erste Saison und die Weiterentwicklung der Mannschaft in spielerischer und mentaler Hinsicht zukommen zu lassen, wäre absurd.
Lászlo Bénes kam vor der Saison von seiner Leihe aus Kiel zurück, kann aber nicht wirklich als Neuzugang betrachtet werden und fehlt damit in dieser Übersicht. Max Grün spielte als dritter Torwart auf dem Platz der Profis keine Rolle und wird hier ebenfalls vernachlässigt. Mamadou Doucouré kann nach seinem endlich erfolgten Debüt zwar als Neuzugang verstanden werden, die wenigen Einsatzminuten erlauben jedoch keine sinnvolle Bewertung.
Die Einkäufe in der Einzelkritik
4. Stefan Lainer - Note: 2,5
Den Österreicher Stefan Lainer brachte Rose aus Salzburg mit und nach der ersten gemeinsamen Spielzeit bei der Borussia kann man dieses "Mitbringsel" absolut nachvollziehen. Der 27-Jährige fehlte in der gesamten Saison nur dreimal und beackerte sonst IMMER über die vollen 90 Minuten die rechte Bahn. Mit seiner bodenständigen Spielweise (der Spieler Eberl wäre stolz) arbeitete er sich sofort in die Herzen der Fans.
Seine etwas rustikale Ballbehandlung und einige Abspielfehler machte er mit nimmermüdem Einsatz und seiner lautstarken Präsenz wieder gut. Aufgrund der zum Saison-Ende leeren Stadien konnte man immer wieder heiße Wortgefechte zwischen ihm und Rose ausmachen, welche die gesamte Mannschaft mitrissen. Arbeitet Lainer noch an seiner Genauigkeit bei Zuspielen, dann muss sich die Borussia in den nächsten Jahren keine Sorgen um diese Position machen.
3. Ramy Bensebaini - Note: 2,5
Der 25-jährige Algerier war als Treter verschrien und viele konnten seine Verpflichtung nicht nachvollziehen, zumal man satte acht Millionen Euro für ihn auf den Tisch legte. Doch Ramy Bensebaini strafte seine Kritiker Lügen. Zu Beginn der Saison musste er sich hinter Urgestein Oscar Wendt anstellen, doch übernahm Bensebaini schnell dauerhaft die linke Bahn.
Der Qualitätszuwachs in den Bereichen Technik, Timing, Tempo und Defensivstärke war klar erkennbar und wird auch in der nächsten Saison den Schweden in die Rolle des Ersatzmanns zwingen. Fünf Tore und vier Vorlagen sammelte Bensebaini in 19 Saisonspielen, darunter der siegbringende Doppelpack in der Hinrunde gegen die Bayern. Bekommt der Linksfuß seine Qualitäten noch konstanter auf den Platz, kann er einer der besten Außenverteidiger der Liga werden.
2. Breel Embolo - Note: 2
Dauerverletzt, nicht torgefährlich genug, technisch zu schwach - so oder so ähnlich waren die Kommentare zur Verpflichtung von Breel Embolo zu lesen. Doch der 23-Jährige Schweizer lieferte ordentlich ab. Zwar stand er in der internen Stürmer-Hierarchie hinter Plea, Thuram und Stindl, doch nutzte er seine Einsatzzeiten, anstatt sich zu beklagen.
In 28 Liga-Spielen konnte Embolo acht Tore und acht Vorlagen für sich verbuchen. Besonders in der heißen Endphase der Saison, als Plea und Thuram verletzt ausfielen, sammelte er bei starken Auftritten vier Torbeteiligungen in drei Spielen und hiefte die Borussia damit in die Königsklasse.
1. Marcus Thuram - Note: 1,5
Marcus "Tikus" Thuram schlug in seinem ersten Jahr voll ein. Der 22-jährige Franzose stand bis zu seiner Verletzung am 31. Sieltag in JEDEM Pflichtspiel auf dem Rasen und sorgte mit 14 Toren und neun Vorlagen in 39 Pflichtspielen dafür, dass sein Titel "Sohn des Weltmeisters" immer seltener zur Sprache kam.
Doch nicht nur seine sportlichen Erfolge machen Thuram zu einer Top-Verpflichtung - sein Eckfahnen-Jubel, sein Statement gegen Rassismus und seine lockere wie intelligente Art machen ihn zu einem perfekten Spieler für die Borussia. Man kann nur hoffen, dass er den Gladbachern möglichst lange erhalten bleibt.