Das Sommer-Transferfenster beim BVB in der Analyse: Gut, aber Restzweifel bleiben

Das Transfer-Zeugnis beim BVB fällt durchaus positiv aus
Das Transfer-Zeugnis beim BVB fällt durchaus positiv aus / ODD ANDERSEN/Getty Images
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Am Deadline Day war es ruhig um Borussia Dortmund. Der Vize-Meister hatte seine Transferaktivitäten bereits zuvor abgeschlossen. Und auch bei Jadon Sancho tat sich nichts mehr - wie von den BVB-Bossen langatmig betont. Nach der Schließung des Sommer-Transferfensters kann nun eine endgültige Bilanz der schwarz-gelben Aktivitäten gezogen werden. Wer ist gekommen, wer gegangen - und wie kann man die Kaderplanungen des Sommers einschätzen?

Die Sommer-Zugänge beim BVB:

Drei externe Neuzugänge hat der BVB in diesem Sommer verpflichtet.

1. Thomas Meunier

Thomas Meunier kam ablösefrei aus Paris
Thomas Meunier kam ablösefrei aus Paris / DeFodi Images/Getty Images

Ablöse: ablösefrei
Vertrag: bis 2024


Die Verpflichtung von Thomas Meunier wurde schon frühzeitig unter Dach und Fach gebracht. Der 28-jährige Belgier kam ablösefrei von PSG und ist der direkte Nachfolger von Achraf Hakimi. Die Real-Leihgabe konnte Dortmund aus finanziellen Gründen nicht halten - Meunier nimmt nun seinen Platz als rechter Wingback ein.

Eins zu eins kann der erfahrene Rechtsverteidiger Hakimi dabei nicht ersetzen. Die Stärken der beiden sind nicht vergleichbar. Während Hakimi vor allem mit seinem Speed und Offensivfreude überzeugte, ist Meuniers Spiel deutlich zurückhaltender, dafür defensiv stabiler.

Bislang ist er klarer Stammspieler unter Lucien Favre. Gänzlich zu überzeugen wusste Meunier allerdings noch nicht. Etwas hölzern wirkt sein Spiel, offensiv ist er das erwartet klare Downgrade zu Hakimi.

Fazit: Meunier ist ein ordentlicher Spieler, der defensiv solide ist, offensiv tritt er bislang dagegen kaum in Erscheinung. Vor allem seine Flankenläufe sind alles andere als effektiv. Dem BVB geht so ein Offensiv-Element verloren. Dennoch muss man betonen, dass der 28-Jährige ablösefrei gekommen ist - gerade in der aktuellen Corona-Situation damit ein nachvollziehbarer Transfer.

2. Jude Bellingham

Mit Jude Bellingham sicherte sich der BVB das nächste Mega-Talent
Mit Jude Bellingham sicherte sich der BVB das nächste Mega-Talent / DeFodi Images/Getty Images

Ablöse: 23 Mio. €
Vertrag: bis 2023

Bei Jude Bellingham setzte sich der BVB gegen massive und namhafte Konkurrenz durch. Mit 17 Jahren ist er bereits mehr als nur ein Juwel - beim BVB startete er als Stammspieler in die Saison. 23 Millionen Euro legte Dortmund auf den Tisch.

Fazit: Bellingham ist ein typischer BVB-Transfer mit jeder Menge Potenzial, der dem Favre-Team aber schon in der Gegenwart weiterhilft. Der junge Brite kann schon jetzt als Upgrade im zentralen Mittelfeld bezeichnet werden, passt von seiner Spielweise perfekt zu Nebenmann Axel Witsel. Top-Transfer!

3. Reinier

Reinier kam von Real Madrid
Reinier kam von Real Madrid / DeFodi Images/Getty Images

Ablöse: Leihe ohne Gebühr
Vertrag: bis 2022

Bei Reinier profitierte Dortmund von den guten Beziehungen zu Real Madrid. Der erst 18-jährige Brasilianer kam per Leihe für zwei Spielzeiten. Bei den Königlichen steht er bis 2026 unter Vertrag.

Die Leihe des Offensiv-Allrounders macht aus Borussen-Sicht sehr viel Sinn. Der Hochveranlagte kann vorne alle Positionen spielen - ein großer Vorteil im vollgepackten Terminkalender, der Rotation unumgänglich macht. Und so ist Reinier eine weitere Alternative für die Offensiv-Positionen hinter der Spitze, kann aber auch als Backup für Stoßstürmer Erling Haaland einspringen.

Fazit: Die Reinier-Leihe kann für den BVB ein voller Erfolg werden. Mindestens ist sie clever, sollte sich der Brasilianer in Dortmund wohl fühlen und sich regelmäßig zeigen dürfen, hat er das Potenzial, voll einzuschlagen.

Ausgaben insgesamt: 23 Millionen Euro
Marktwert der Neuzugänge: 57,5 Millionen Euro (via transfermarkt.de)


Die Sommer-Abgänge beim BVB:

Neun Spieler haben den BVB im Sommer verlassen, darunter auch André Schürrle, der zuvor verliehen war und seine Karriere beendete. Ömer Toprak musste von Werder nach seiner Leihe fest verpflichtet werden.

Ein Bild, das aus BVB-Sicht durchaus schmerzt: Hakimi im Inter-Trikot
Ein Bild, das aus BVB-Sicht durchaus schmerzt: Hakimi im Inter-Trikot / Danilo Di Giovanni/Getty Images
  • Ömer Toprak - Werder Bremen - 4 Mio. € Ablöse
  • Leonardo Balerdi - Olympique Marseille - Leihe (1 Mio. € Gebühr) plus Kaufoption (14 Mio. €)
  • Dzenis Burnic - Heidenheim - 500.000 Euro Ablöse
  • Eric Oelschlägel - FC Utrecht - ablösefrei
  • Immanuel Pherai - PEC Zwolle - Leihe
  • Marius Wolf - 1. FC Köln - Leihe
  • Mario Götze - Vertrag ausgelaufen
  • André Schürrle - Karriereende
  • Achraf Hakimi - Leih-Ende

Fazit: Alle Abgänge beim BVB sind nachvollziehbar. Wirklich schmerzen dürfte Schwarz-Gelb nur der Abschied von Hakimi, dessen Leihe aus Madrid abgelaufen war. Die Königlichen verkaufen den 21-Jährigen für 40 Millionen Euro weiter zu Inter. Der BVB konnte beim Paket Ablöse und Gehalt mit den Nerazzurri nicht mithalten. Mit Toprak konnte man etwas Ablöse generieren, Wolf hatte unter Favre keine Chance. Bei Pherai wird man hoffen, dass er in den Niederlanden viel Spielpraxis bekommt und nach seiner Leihe zur Option wird. Der 19-jährige Außenstürmer konnte in der Vorbereitung bei Favre durchaus Eindruck hinterlassen.

Einnahmen insgesamt: 5,5 Millionen Euro
Marktwert der Abgänge: 88,15 Millionen Euro (via transfermarkt.de)


Fazit zum Dortmunder Transfer-Sommer

Der BVB hat in diesem Sommer sparsam eingekauft. Mit Meunier, Bellingham und Reinier kam je ein Spieler für jeden Mannschaftsteil. Auf der Abgangsseite sind bis auf Hakimi dagegen nur Spieler zu verzeichnen, die zuletzt keine Rolle gespielt haben. Nüchtern betrachtet hat Dortmund mit einem relativ kleinen Transferminus den Kader qualitativ verstärkt. Bei Thomas Meunier muss man allerdings abwarten, ob er die Hakimi-Lücke füllen kann. Gut getan hätte Dortmund eventuell noch ein weiterer Innenverteidiger, zumal Trainer Favre am Ende der Vorbereitung wieder zum System mit Dreierkette zurückgekehrt ist. Dan-Axel Zagadou zeigt sich immer wieder verletzungsanfällig, Emre Can ist ein gelernter Mittelfeldspieler und bei Manuel Akanji bleiben Restzweifel, ob er konstant auf hohem Niveau abliefern kann. Eine Alternative für die Dreierkette wäre gut gewesen.

Insgesamt kann man den BVB-Bossen aber ein gutes Sommer-Zeugnis ausstellen. Zumal die Finanzen in Corona-Zeiten eine deutlich größere Rolle spielen. Stark war zudem, dass man bei Sancho hart blieb und den Vertrag sogar um ein weiteres Jahr ausdehnen konnte. Vielleicht der wichtigste "Transfer" für Schwarz-Gelb in diesem Sommer!

Transferbilanz: -17,5 Millionen Euro

Transfer-Note: 2