Das Niveau der Bundesliga-Schiedsrichter ist zu häufig zu niedrig
Von Yannik Möller

Bei allem Verständnis für Fehler, misslungene Kommunikation und schlichtweg schlechte Tage: In der Bundesliga ist das Niveau der deutschen Profi-Schiedsrichter zu oft zu niedrig. Es gibt trotz und teils sogar dank des VAR glasklare Fehlentscheidungen, die dazu zu selten Konsequenzen tragen. Ein Kommentar.
Auch am Sonntag regen sich die Fans von Eintracht Frankfurt noch auf. Völlig zu Recht, möchte man meinen. Beim sehr wichtigen Topspiel am Samstagabend lieferte Schiedsrichter Sascha Stegemann auf dem Rasen eine schlechte Leistung ab.
Im Fokus stand natürlich der klare Strafstoß, der der SGE verwehrt blieb. Sowohl von Stegemann selbst, als auch vom VAR. Dazu legte er eine Spielführung an den Tag, die mit Hektik und fehlender Souveränität anstatt mit Sicherheit und Ruhe gespickt war. Kein Wunder also, dass es in den letzten Minuten noch zu einer Rudelbildung kam. Immerhin hatte das Schiedsrichter-Gespann die Partie zu keinem Zeitpunkt im Griff, was beiderseits für große Emotionalität sorgte.
Fehlentscheidungen und falsche VAR-Eingriffe häufen sich - Leidtragender ist die Bundesliga
Es war ein Auftritt, der in dieser noch recht jungen Saison leider keine absolute Seltenheit mehr ist. Immer häufiger treten grobe Fehlentscheidungen auf, die manchmal auch gar nicht erst korrigiert werden - wie am Samstagabend.
Der Stegemann-Auftritt samt des zuständigen VAR-Teams rund um Robert Kampka war dafür ein passendes Beispiel. Der Unparteiische erklärte im Nachhinein, er habe es nicht als klares Foulspiel wahrgenommen. Der erste Kritikpunkt, wobei manch wuselige Szenen auch schwer zu bewerten sein können. Dass der Videoassistent, ausgestattet mit Kameras, Winkeln und Slow-Motion wie das größte Post-Production-Office in Hollywood, diese Interpretation nicht direkt aufklärt und sogar so weiterlaufen lässt, ist schlichtweg nicht zu erklären.
Entsprechend sprachlos zeigten sich auch andere Beobachter. Manuel Gräfe etwa twitterte: "Die Jungs scheinen zum Teil völlig von der Rolle zu sein bzw. orientierungslos. Bin gespannt, wann sie beim DFB ihrer Obhutspflicht den Schiedsrichtern und dem Fußball gegenüber nachkommen."
Im Sport1-Doppelpass meldete sich Stefan Effenberg mit Klartext zu Wort: "Das ist ja das krasseste Foul im Strafraum. Wenn du das nicht erkennst, dann ist das nicht die Qualität, die in die Bundesliga gehört."
Dass Stegemann, der live in die Sendung zugeschaltet war, diese gemeinsame Entscheidung auch noch rechtfertigte, setzte dem Theater nur noch die Krone auf.
Wichtig an dieser Stelle: Stegemann und Kampka sollten nun nicht alleine im Fokus der mehr als berechtigten Kritik stehen. Nahezu alle Schiedsrichter, die in der Bundesliga pfeifen, könnten zusammen mit ihnen genannt werden. In den letzten Wochen und Monaten passieren Fehler, sowohl in der Qualität als auch in der Quantität, die es in der Bundesliga so nicht geben darf.
Wie Effenberg es passend sagte: Diese Qualität ist der Liga nicht würdig. Zumal es auch häufig vorkommt, dass sich in internationalen Wettbewerben über skurrile Entscheidungen aufgeregt wird. Schaut man dann nach, findet man nicht allzu selten ein deutsches Team, das angesetzt wurde.
Grobe Fehler und schlechte Leistungen? Kein Problem, nächste Woche der nächste Versuch!
Ein weiteres, dazugehöriges Problem: Es gibt keine Konsequenzen für die Schiedsrichter. Machen sie noch die größten Fehler, gleitet ihnen eine Partie noch so offensichtlich und selbstverschuldet aus den Händen und gehen sie mit einer teils beachtenswerten Arroganz über ihre schlechte Leistung hinweg - sie sind in der Woche darauf ohnehin wieder im Dienst.
Fair enough: Sie für ein, zwei Wochen aus dem Schiedsrichter-Dienst zu nehmen, wäre wohl kaum möglich. Schon gar nicht in der aktuellen Saison. Immerhin würde die Liga dann nach wenigen Wochen stillstehen, weil es nicht mehr genug Referees für die Spiele gäbe.
Völlig zu Recht wird regelmäßig gefordert, die Unparteiischen hätten mehr Respekt verdient. Sie dürften nicht in aller Öffentlichkeit schlecht und klein geredet werden. Das ist größtenteils auch richtig. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, sich als Verband einzugestehen, dass derzeit einiges im Schiedsrichterwesen falsch zu laufen scheint. Nur Respekt fordern, dann aber zahlreiche und gröbste Fehler nicht anerkennen oder sie am Tag danach einfach ad acta zu legen - das funktioniert nicht.