Das könnte Nagelsmann am DFB-Kader ändern
Von Hendrik Gag
Die Spieltage drei und vier in der Nations League stehen an. Für das DFB-Team geht es gegen Bosnien und Herzegowina und die Niederlande, am Donnerstag wird Bundestrainer Julian Nagelsmann sein Aufgebot für die beiden Duelle bekannt geben. Im September hatte Nagelsmann in großen Teilen auf Profis gesetzt, die auch bei der EM dabei waren, nur Angelo Stiller kam neu hinzu, Aleksandar Pavlovic und Alexander Nübel, die im vorläufigen EM-Aufgebot standen, kehrten zurück.
Große Änderungen am Kader sind auch diesmal nicht zu erwarten. Zu gut war die Teamchemie bei der EM und der letzten Länderspielpause. Nagelsmann wird darauf aufbauen wollen. "Wir müssen einen gewissen Stamm an Spielern haben und ein Fundament schaffen", so der Bundestrainer im September.
Auf den komplett gleichen Kader wird er dennoch nicht setzen. Zum einen deuten sich durch Verletzungen bereits die ersten Wechsel an. Der Bild zufolge wird Tim Kleindienst Niclas Füllkrug ersetzen, der wegen einer Achillessehnen-Reizung ausfällt. Zudem soll Janis Blaswich als Nummer drei nominiert werden, während Oliver Baumann und Alexander Nübel nach der Verletzung von Marc-André ter Stegen um den Posten als Nummer eins konkurrieren. Blasiwchs Berufung käme durchaus überraschend. Der ehemalige Leipzig-Keeper erlebt derzeit bei RB Salzburg eine schwere Zeit und steht stark in der Kritik.
Zum anderen legt das Leistungsprinzip, für dessen Anwendung Nagelsmann vor der EM gelobt wurde, Änderungen nahe. Einige der EM-Fahrer befinden sich in Formtiefs, andere Profis, die bisher nicht berücksichtigt wurde, drängen sich auf. Wir werfen ein Blick darauf, was sich am DFB-Kader ändern können.
1. Rein: Serge Gnabry
Bis zum November 2023 war Serge Gnabry fester Bestandteil des DFB-Teams, im EM-Jahr verlor er jedoch wegen mehrerer Verletzungen seinen Platz im Kader.
Zum Start der neuen Saison ist der Flügelspieler zurück in alter Form und hat sich seinen Stammplatz beim FC Bayern zurückerobert. Zwei Tore und zwei Vorlagen in fünf Bundesliga-Spielen stehen zu Buche.
In dieser Verfassung ist Gnabry ohne Frage auch eine Verstärkung für die deutsche Nationalmannschaft. Es wäre überraschender, wenn Nagelsmann seinen ehemaligen Schützling aus Hoffenheim und München nicht zurückholt.
2. Raus: Chris Führich
Gnabry könnte dabei den Platz von Chris Führich einnehmen. Der Stuttgarter tut sich bislang noch schwer damit, die Form der vergangenen Spielzeit auf den Rasen zu bringen.
Derzeit ist er beim Team von Sebastian Hoeneß aus der ersten Elf gerutscht, Jamie Leweling hat ihn auf dem linken Flügel überholt.
In der letzten Länderspielpause bekam Führich nur eine Minute Einsatzzeit nach einer Einwechslung gegen die Niederlande. Diesmal wird er darum bangen müssen, überhaupt dabei zu sein.
3. Rein: Jamie Leweling
Jamie Leweling hat beim VfB Stuttgart nicht nur Chris Führich den Stammplatz weggenommen, sondern sich auch in einer hervorragenden Form gezeigt.
Beim Champions-League-Comeback der Schwaben gegen Real Madrid war Leweling einer der besten Spieler auf dem Platz. Die Bühne Bernabeu schien überhaupt nicht zu groß für ihn zu sein. Fünf Tage später spielte er auch bei der 5:1-Demontage von Borussia Dortmund groß auf.
Der nächste Schritt im DFB-Dress scheint für den siebenfachen U21-Nationalspieler die logische Folge zu sein.
4. Raus: Maximilian Beier
Seinen Wechsel zu Borussia Dortmund dürfte sich Maximilian Beier anders vorgestellt haben. Bei den Schwarz-Gelben bekommt er bislang keinen Fuß auf den Boden, nur einmal stand er in der Startelf - am zweiten Bundesliga-Spieltag gegen Werder Bremen.
In der Champions League gegen Brügge und beim 1:5 gegen den VfB Stuttgart blieb er sogar gänzlich ohne Einsatz. Die 29 Minuten Spielzeit gegen Celtic Glasgow am Dienstag (7:1) waren sein längster Einsatz seit dem zweiten Spieltag.
Keine Form, die eine DFB-Nominierung nahelegt. Besonders bitter für Beier: Seine Rolle im Team von Julian Nagelsmann schien im September noch gewachsen zu sein. Zweimal kam er für rund eine halbe Stunde ins Spiel. Damit dürfte erst einmal Schluss sein.
5. Rein: Karim Adeyemi
Ähnlich wie bei Führich ist ein Konkurrent um den Stammplatz im Verein für Beier auch ein Konkurrent um den Platz im DFB-Kader. An Karim Adeyemi führt beim BVB derzeit kein Weg vorbei.
Der 22-Jährige bekommt sein Potenzial in dieser Saison voll auf den Rasen. Fünf Tore und fünf Vorlagen stehen in acht Pflichtspielen zu Buche. Ein beeindruckendes Bewerbungsschreiben, um den bislang vier Länderspieleinsätzen weitere hinzuzufügen.
Einziges Problem: Bei seiner Drei-Tore-Gala gegen Celtic Glasgow am Dienstag musste Adeyemi verletzt ausgewechselt werden. Ob er für die Nations-League-Partien fit sein wird, steht in den Sternen. Eher fraglich, dass es im Oktober für Adeyemi mit dem DFB-Comeback klappt. In seiner aktuellen Form wird das aber dann das nächste Mal der Fall sein.
6. Rein: Paul Wanner
Dass Paul Wanner tatsächlich dieses Mal schon in Nagelsmanns Aufgebot stehen wird, scheint unwahrscheinlich. Im Interview mit dem kicker hatte der 18-Jährige angedeutet, sich noch länger Zeit lassen zu wollen mit der Entscheidung, für Deutschland oder Österreich zu spielen:
"Am liebsten würde ich ein Jahr Bundesliga spielen und dann schauen, wo ich mich eher sehe", wobei er auch die Möglichkeit offen ließ, sich schon früher festzulegen: "Ich möchte die Entscheidung zu hundert Prozent richtig treffen. Das kann in zwei Monaten sein oder am Ende der Saison."
Falls er die Entscheidung überraschenderweise doch schon pro DFB getroffen hat, wäre Wanner sicherlich ein Kandidat für das Oktober-Aufgebot. Die Entscheidung liegt jedoch bei ihm, wie auch der Bundestrainer betonte. "Wie früh er zur A-Nationalmannschaft stößt, entscheidet am Ende er selber", so Nagelsmann im September.
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