"Das geht überhaupt nicht" - Fritz nimmt sich Werder-Duo zur Brust
Von Dominik Hager
Auf den ersten Blick ist ein 0:0 gegen Borussia Dortmund ein Ergebnis, mit dem alle Bremer leben können müssten. Dies war jedoch nicht ganz der Fall. Die beiden Werder-Routiniers Marvin Ducksch und Marco Friedl kritisierten nach dem Match im Interview mit Sky sowohl die Transferpolitik als auch die Taktik von Trainer Ole Werner. Die Hauptvorwürfe der Akteure: Der Kader sei zu klein, die Taktik nach dem Platzverweis für Nico Schlotterbeck zu defensiv und das Trainerteam zu wenig unterstützend.
Nach den ungewohnt klaren Worte der Stars mussten sie bei Sportchef Clemens Fritz zum Rapport antanzen. Fritz soll den murrenden Profis eine ordentliche Ansage gemacht haben und machte seinen Ärger auch im Gespräch mit der Deichstube deutlich. "Ich kann das nicht nachvollziehen: Wir machen ein Topspiel gegen Borussia Dortmund und verbreiten danach eine Stimmung, als hätten wir vier, fünf Stück bekommen. Das ärgert mich", wütete Fritz.
Dem Sportchef zufolge müsse man nach einer "so starken Leistung gegen einen Champions-League-Finalisten" und "saisonübergreifend acht nicht verlorenen Spielen" eigentlich mit einem "guten Gefühl" in die Länderspielpause gehen. "Aber wir sprechen nur über Kritik an Wechseln, Transfers und fehlender Hilfestellung des Trainers", machte Fritz seinen Ärger weiter deutlich.
Fritz stärkt Trainer Werner: "Hat sehr wohl auf die Mannschaft eingewirkt"
Während Friedl monierte, dass nach dem Platzverweis für Schlotterbeck "auch von draußen mehr kommuniziert" hätte werden müssen, stellte sich Fritz hinter den Chefcoach. "Ole Werner hat im Spiel nach dem Platzverweis sehr wohl auf die Mannschaft eingewirkt", schilderte er. Das Team habe aber "die Räume nicht mehr so gut besitzt", habe "nicht angedrückt" und stattdessen "die Brechstange herausgeholt".
Fritz erinnerte die Profis daran, Kritik gerne "intern, aber nicht extern" anzusprechen. "Der Trainer stellt sich immer vor die Mannschaft, da geht es überhaupt nicht, dass sich Spieler öffentlich so äußern", ermahnte der Sportchef, der darüber "sehr deutlich mit Marco Friedl gesprochen" habe.
Fritz spricht Machtwort: "Ganz alleine die Entscheidung des Trainers"
Nicht weniger sauer war Fritz aber auf Durcksch, der sich darüber echauffiert hatte, dass er anstelle eines Mittelfeldspielers kurz vor Schluss raus musste. "Das ist ganz alleine die Entscheidung des Trainers", schimpfte Fritz. Als Spieler gehe es nicht, "sich hinzustellen und die eigenen Ideen über Auswechslungen zu verbreiten". Ducksch müsse "Profi genug sein, um seinen Frust runterzuschlucken". Dies habe er dem Stürmer "ganz klar so gesagt".
Tatsächlich hat man ein wenig das Gefühl, dass Werder sich derzeit mehr Probleme macht, als es eigentlich gibt. Gewissermaßen spielt aber auch der Ehrgeiz von erfahrenen Spielern wie Ducksch und Friedl eine Rolle, die mit dem SVW endlich weiter nach vorne wollen und größer denken, als so mancher Verantwortlicher, der auch die finanzielle Situation des Klubs vor Augen hat.
Fritz will Spannungen reduzieren
Fritz verfolgt laut Deichstube vor allem das Ziel, dass wieder Einigkeit bei Werder Bremen herrscht und alle an einem Strang ziehen. Bereits in der Vorbereitung gab es Spannungen. So hatte Friedl im Rahmen des Zillertal-Trainingslagers kritisiert, dass man die Arbeit lediglich nach Vorschrift abgespult habe. "Wir haben gemacht, um zu machen", fand er deutliche Worte, was Fritz hingegen gründlich ärgerte. "Wir können nur über die Gemeinschaft kommen. Für Einzelinteressen ist kein Platz", monierte er damals. Umso größer ist der Ärger des Sportchefs, dass erneut interne Unstimmigkeiten in die Öffentlichkeit getragen worden sind.
Fritz machte nun aber auch klar, dass das "Thema erledigt" sei und man "positiv in die Zukunft" blicke. Weitere Konsequenzen wird es für die aufmüpfigen Stars wohl nicht geben. Friedl dürfte aber auch klar sein, dass er mit weiteren Entgleisungen sein Kapitänsamt riskiert.
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