Das "gallische Dorf" hält sich wacker - und trennt sich dennoch vom Trainer
Von Yannik Möller
Die vorzeitige Freistellung von Uwe Neuhaus seitens Arminia Bielefeld hat für viel Verwunderung gesorgt. Der Klub, der den Klassenerhalt vor der Saison als "etwas Außergewöhnliches" betitelt hatte, hat noch immer gute Chancen auf den Liga-Verbleib. Es ist und bleibt eine Entscheidung, die nur sehr schwer nachzuvollziehen ist.
Mitte Dezember 2018 hat Uwe Neuhaus bei Arminia Bielefeld den Trainerposten übernommen. Zu diesem Zeitpunkt war der Klub, der in der Saison 2008/09 aus der Bundesliga abstieg, auf dem 14. Platz in der 2. Bundesliga. Das Abrutschen in die 3. Liga drohte, wo man seit dem Abstieg aus dem Oberhaus schon drei Saisons verbracht hatte.
Neuhaus jedoch schaffte es den Verein zunächst zu stabilisieren, danach zu verbessern um ihn im letzten Jahr zum souveränen und verdienten 1. Platz in Liga Zwei zu führen. Der Aufstieg, schon eine Überraschung an sich, war perfekt.
Etwa ein halbes Jahr ist die Saison nun alt, der Klassenerhalt galt zwar einerseits als mögliches Ziel, andererseits aber als riesige Herausforderung. "Es ist sicher etwas Außergewöhnliches, wenn wir das schaffen", hatte Sport-Geschäftsführer Samir Arabi vor der Saison betont (via Westfalen-Blatt). Er bezeichnete seine Arminia als "das gallische Dorf im Vergleich zur ganzen Bundesliga". Das heißt: Der ganz klare Underdog, dem niemand auch nur einen kleinen Erfolg zutraut.
Vom "gallischen Dorf" hin zur unverständlichen Trainer-Entlassung: Bielefeld wieder voll im Bundesliga-Alltag angekommen
Am Montag wurde Neuhaus von seinem Job freigestellt. Bielefeld steht nach 23 Spieltagen auf dem Relegationsplatz und mit der nachzuholenden Partie gegen Werder Bremen einen kleinen Joker im Ärmel. Schon mit einem Remis in diesem Spiel würde man den sicheren und direkten Klassenerhalt feiern, wäre die Saison nun zu Ende. Man hat also tatsächlich gute und realistische Chancen, in der Liga zu bleiben. Das wiederum wäre ein grandioser Erfolg, man muss es immer wieder betonen.
Bielefeld erklärte zur Freistellung, dass diese im Sommer so oder so erfolgt wäre. Für das Saisonende sei "eine personelle Veränderung an der Spitze des DSC-Trainerstabs" geplant gewesen. Arabi, der die aktuelle Ausgangslage in der Tabelle vor dem ersten Spieltag vermutlich direkt und ohne zu zögern unterschrieben hätte, bekräftigte nun, man habe sich "aufgrund der aktuellen Entwicklungen [...] gemeinsam entschieden, den geplanten Wechsel jetzt vorzuziehen".
Völlig zurecht wird sich gefragt: Welche "aktuelle Entwicklung" könnte gemeint sein, die der Arminia einen solchen Schock beigebracht hat? Die beiden 0:3-Niederlagen gegen den BVB und den VfL Wolfsburg, oder gar das 3:3-Unentschieden gegen den FC Bayern zuvor? Die Aussicht, sich über den Verlauf der Rückrunde die gute Chance auf den Klassenerhalt zu wahren? Man weiß es nicht.
Dieser Entscheidung und dieser Begründung zufolge war in Bielefeld offenbar ein souveräner Mittelfeldplatz anvisiert, anders kann man es sich nur schwer erklären. Oder wie Arabi im vergangenen Juni formulierte: "Wir haben nur dann eine Chance drinzubleiben, wenn wir am Limit spielen. Gleichzeitig müssen andere Vereine deutlich unter ihrem Limit bleiben. [...] Wenn dann der Klassenerhalt gelingt, wäre das ein Fußballmärchen."