Das Corona-Jahr 2020 im Zeitraffer - von Haaland, Moukoko und anderen Naturgewalten!
Von Guido Müller
Hierzulande ist das Fußball-Jahr in dieser Woche mit dem Großteil der 2. Runde des DFB-Pokals zuneige gegangen, woanders (England, Spanien) wird jedoch auch in den kommenden Tagen bis Silvester noch Fußball gespielt. Doch weltweit geht für alle ein Jahr vorüber, wie noch keines zuvor.
Wir blicken auf das Fußball-Jahr 2020 zurück:
Das Tor-Monster aus Norwegen
Es begann in unseren heimischen Gefilden mit einer Naturgewalt aus dem hohen Norden. Ein gewisser Erling Braut Haaland, ein neunzehnjähriger Norweger, in England geboren (wo sein Vater Alf-Inge in den Neunziger-und Nullerjahren gekickt hatte), schien für Borussia Dortmund in der deutschen Bundesliga da weiterzumachen, wo er in der österreichischen für Red Bull Salzburg aufgehört hatte. Drei Tore im Debüt-Spiel gegen Augsburg, vier weitere in den folgenden zwei Partien gegen Köln und Union Berlin: sieben Treffer in den ersten drei Spielen - das hatte vorher noch keiner geschafft.
Am Ende seiner ersten Halbserie in der deutschen Elite-Liga hatte Haaland in 15 Spielen 13 mal getroffen. 3 Assists runden diese fantastische Bilanz ab.
Doch Haaland kann nicht nur Bundesliga. Auch in der Champions League bekamen die Gegner seinen scheinbar unstillbaren Tor-Hunger zu spüren. Den acht Treffern, die er noch für die Mozartstädter in der Gruppenphase der Königsklasse geschossen hatte, ließ er im Achtelfinale einen Doppelpack gegen einen der Mit-Favoriten auf den Titel, PSG, folgen. Doch zum Erreichen des Viertelfinales sollte es für den BVB trotzdem nicht reichen.
Diese Runde der letzten Sechzehn markiert dann auch einen Wendepunkt, nicht nur in der Spielzeit des Westfalen. Fand das Hinspiel im Signal Iduna Park noch vor der (üblichen) Kulisse von 67.000 Zuschauern statt, spielten Franzosen und Deutsche im Rückspiel im Pariser Prinzenpark vor leeren Rängen.
Corona-Virus, Lockdown und Geisterspiele
Denn eine Naturgewalt ganz anderen Typs hatte ihren Weg nach Europa gefunden. Bereits seit Anfang Januar waren vermehrt Meldungen aufgekommen, nach denen im fernen Wuhan, in der gleichnamigen chinesischen Provinz, ein neuer Virus aufgetaucht war. Kurze Zeit später mussten dann auch die Behörden des Riesenreiches zähneknirschend zugeben, dass das Ausbruchsgeschehen außer Kontrolle geraten war.
Es folgte ein Lockdown, der praktisch die ganze Welt lahmlegte. Und somit natürlich auch den Fußball. Über fast den ganzen Frühling hinweg standen die Ligen und Pokalwettbewerbe in so gut wie allen Ländern auf dem Globus still.
Deutschland war dann das erste Land, das ab Mitte Mai mit dem Konzept der Geisterspiele, in Verbindung mit einem strikten Hygiene-und Schutzmaßnahmen-Konzept, einen Neu-Start wagte. In einem beispiellosen Parforce-Ritte peitschten die Organisatoren den Rest der Spielzeit durch, sodass auch noch die ebenfalls unterbrochene Champions League ab August wiederaufgenommen werden konnte.
Historische Klatsche des FC Barcelona gegen den FC Bayern
Dort, in der Runde der letzten Acht, widerfuhr dem FC Barcelona etwas ähnliches wie eine Naturgewalt. Diesmal hieß sie Bayern München. Mit sage und schreibe 8:2 bezwangen die Münchener die an diesem Abend des 14. Augusts 2020 völlig überforderten Katalanen und fügten dem stolzen Klub, der ja mehr als nur ein solcher ist, eine der schmerzlichsten Niederlagen in seiner mehr als hundertjährigen Klubgeschichte bei. Am Ende holten sich die Bayern auch gleich noch den Titel.
Nachdem das Infektionsgeschehen im Sommer erheblich abgenommen hatte, wuchs in vielen Ländern die Hoffnung, dass noch im zweiten Halbjahr 2020 zu einer gewissen Art von Normalität zurückgekehrt werden könnte. Ein paar Spiele im DFB-Pokal und zu Beginn der neuen Liga-Saison fanden dann auch tatsächlich vor eingeschränkten Kulissen statt.
Doch es blieb ein Strohfeuer. Die Zahlen der Erkrankungen stieg in der Folge wieder auf beunruhigendes Niveau - und die Stadion-Zuschauer mussten erneut draußen bleiben.
Moukoko macht die ersten Schritte auf einer nach oben offenen Karriere-Leiter
Und kamen somit nicht in den Genuss, ein weiteres Naturphänomen hautnah mitzuerleben.
Am 18. Dezember 2020 schrieb ein gewisser Yousouffa Moukoko im Alter von nur 16 Jahren (und ein paar Tagen) Bundesliga-Geschichte. So jung wie der Kameruner mit deutschem Pass war noch keiner bei seinem Tor-Debüt.
Haaland, Corona-Shutdown, Geisterspiele, 8:2 und Moukoko - das waren - neben einem 0:6 der deutschen Nationalmannschaft in Spanien - die wohl herausragenden Ereignisse dieses so ungewöhnlichen Jahres 2020. Ein vorsichtiger Blick auf das Jahr 2021 lässt zwar noch keine Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Normalität zu, doch mit den nun zugelassenen Impfstoffen ist wenigstens ein Silberstreif am Horizont erschienen.