Darum sollte Pavard anstelle von Goretzka im Champions-League-Finale spielen

Gegen Olympique Lyon feierte Benjamin Pavard (l.) sein Comeback
Gegen Olympique Lyon feierte Benjamin Pavard (l.) sein Comeback / MIGUEL A. LOPES/Getty Images
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Ein Startelfeinsatz kam für Benjamin Pavard zu früh, dennoch feierte der Rechtsverteidiger des FC Bayern im Champions-League-Halbfinale sein Comeback. Sollte er bis Sonntag bei 100 Prozent sein, sollte Hansi Flick ihn von Anfang an bringen und dafür Leon Goretzka opfern.

Drei Wochen nach seiner Knöchelverletzung war Benjamin Pavard wieder zurück. Beim 3:0-Sieg des FC Bayern über Olympique Lyon wurde die Stammkraft in der 82. Minute für Leon Goretzka eingewechselt und durfte den Einzug ins Endspiel der Champions League auf dem Rasen feiern. Vielleicht war die Einwechslung auch eine Art Warm up für das Finale gegen Paris St. Germain, denn Hansi Flick täte gut daran, seine Startaufstellung ein wenig abzuändern.

Pavard liefert als Außenverteidiger kein Offensivfeuerwerk wie Alphonso Davies oder in der Vergangenheit Joshua Kimmich, aber der Weltmeister von 2018 sorgt für eine gewisse Stabilität in der Defensive. In Zweikämpfen ist Pavard sowohl am Boden als auch in der Luft nur schwer zu knacken, zudem bestach er in der abgelaufenen Bundesligasaison mit einer Passgenauigkeit von rund 88 Prozent. Auf diese Zweikampfstärke und Passsicherheit wird es ankommen, wenn Kylian Mbappé, Neymar und Angel Di Maria am Sonntag im Estadio da Luz auf die Bayern-Abwehr losgeschickt werden.

In den vergangenen drei Partien wurde Pavard von Joshua Kimmich vertreten. Der deutsche Nationalspieler war seinerzeit ein sehr guter Vorlagengeber auf der rechten Abwehrseite, positioniert sich aber deutlich höher als Pavard und lässt damit viel mehr Raum hinter sich. Dieser kann häufig vom Gegner besetzt und dann auch gezielt bespielt werden. Pavard hat sich hingegen nur selten überspielen lassen und viele Gefahren bereinigt.

Wieso Flick Goretzka für Pavard opfern sollte

Wollen die Münchner ein sechstes Mal den Henkelpott gewinnen, muss Pavard von Anfang an spielen. Dann wird Flick jedoch einen Mittelfeldspieler aus der Startelf streichen müssen. Hier sollte die Wahl auf Leon Goretzka fallen. Dieser ist ein hervorragender Box-to-box-Spieler, agierte gegen Lyon aber viel zu offensiv und ließ seinen Nebenmann Thiago in vielen Szenen alleine.

Will Flick PSG überrennen, könnte Goretzka aufgrund seines bärenstarken Pressings die bessere Wahl sein - allerdings ist der Klub aus der französischen Landeshauptstadt ein anderes Kaliber als alle Gegner zuvor. PSG glänzte gegen RB Leipzig (3:0) mit einer enormen Ruhe am Ball, der Bundesligist kam nur äußerst selten in gefährliche Pressingsituationen - und selbst dann fanden die Pariser dank ihrer Ballsicherheit und der Genialität ihres Offensiv-Trios stets eine passende Antwort.

Gegen PSG braucht der FC Bayern Thiagos Qualitäten mehr denn je
Gegen PSG braucht der FC Bayern Thiagos Qualitäten mehr denn je / Handout/Getty Images

Wichtig wird deshalb sein, selbst den Ball und damit das Spiel zu kontrollieren. Dafür ist Thiago besser geeignet als Goretzka. Der Spanier verleiht dem Münchner Spiel Ruhe, er schafft einen angenehmen Rhythmus für seine Mitspieler. Und dass er sich auch in Zweikämpfen behaupten kann, hat er in den vergangenen Monaten zuhauf bewiesen. Im Verbund mit Kimmich verfügt Bayern über eine ballsichere und nahezu unpressbare Doppelsechs, die das Spiel entweder mit hohen Zuspielen auf die Außenbahn verlagert oder mit flachen, liniendurchbrechenden Vertikalpässen für Gefahr sorgt.

Ein weiterer, wichtiger Aspekt: Gegen Leipzig suchte Neymar regelmäßig den Raum zwischen den Innenverteidigern und den beiden Sechsern. Würde Goretzka wie gegen Lyon hoch anlaufen, könnte Neymar im Umkehrschluss viel zu leicht mit Bällen gefüttert werden. Der Brasilianer ist trotz seiner eher mageren Chancenverwertung in absoluter Bestform, gewinnt nahezu jedes Dribbling und provoziert in aussichtslosen Situationen ein Foul. Nur im Verbund kann er gestoppt werden - eine etwas tiefere Doppelsechs aus Thiago und Kimmich wäre in dieser Hinsicht eine gute Voraussetzung.