Dank Leistungssteigerung in der Defensive: Jetzt ist Manchester City wieder der Favorit auf die Meisterschaft
Von Florian Bajus
Nach schwachem Saisonbeginn hat sich Manchester City gefangen. Bei einem Spiel weniger als Stadtrivale Manchester United beträgt der Vorsprung an der Tabellenspitze der Premier League drei Punkte. Während die Skyblues in der Vergangenheit besonders mit ihrer Offensive überzeugt haben, ragt in der laufenden Spielzeit die Abwehr heraus.
Mannschaften von Pep Guardiola zeichnen sich insbesondere durch ihren hohen Aufwand im Angriffsspiel aus - so selbstverständlich auch Manchester City, das seit der Ankunft des Katalanen im Sommer 2016 in zwei Premier-League-Saisons die Marke von 100 Saisontoren geknackt und insgesamt 420 Treffer allein in der Liga erzielt hat.
Nach 20 Spieltagen in der Saison 2019/20 verbuchten die Cityzens 54 Tore, gleichzeitig aber auch 23 Gegentore - der damalige Tabellenführer und spätere Meister FC Liverpool war mit 14 Gegentoren deutlich stabiler. Im direkten Vergleich mit dieser Saison fällt auf, dass City sich zwar weiterhin viele Torchancen herausspielt und seine Gegner häufig dominiert, die zahlreichen Möglichkeiten aber nicht immer im Tor untergebracht werden. Mit sieben Treffern ist Ilkay Gündogan derzeit der Top-Torschütze der Mannschaft, der deutsche Nationalspieler rangiert laut transfermarkt.de damit ligaweit aber nur auf dem geteilten zwölften Platz, während Mohamed Salah (FC Liverpool) mit dreizehn Treffern gegenwärtig der treffsicherste Spieler der Premier League ist.
Insgesamt stehen nach 20 Spieltagen 37 Tore zu Buche, also 17 weniger als noch vor einem Jahr. Doch dafür überragt die Abwehr, die sich erst dreizehn Gegentore eingehandelt hat - fünf stammen allein von der Klatsche gegen Leicester City (2:5) am zweiten Spieltag.
Manchester City: Die Abwehr wiegt alles auf
Wie stabil City steht, wird bei einem Blick auf die Ergebnisse ersichtlich: Seit der 0:2-Niederlage gegen Tottenham Hotspur am 21. November kassierte Torhüter Ederson nur zwei Gegentore, die übrigen neun Spiele beendete der Brasilianer zu Null - und die einzigen beiden Punktverluste stammen von den Remis gegen Manchester United (0:0) und West Bromwich Albion (1:1).
Die herausragende Defensivleistung ist mehr wert als ein Angriff, der seine Gegner überrollt. Auf dem ersten Blick mag es selbstverständlich etwas verwunderlich wirken, wenn City plötzlich nur noch mit 1:0 gegen Mannschaften wie Brighton & Hove Albion oder Sheffield United gewinnt und allgemein erst in fünf Ligaspielen mindestens drei Tore erzielt hat - doch die Abwehr, die mit Ruben Dias entscheidend verstärkt wurde, wiegt alles wieder auf.
Der Portugiese wurde Ende September im Tausch mit Nicolas Otamendi inklusive 68 Millionen Euro Ablöse von Benfica verpflichtet und verzeichnet die meisten Einsatzminuten aller Feldspieler (1600). Im Verbund mit John Stones ist ein Vorbeikommen kaum möglich, die in der Vergangenheit so wackelige Defensive des sechsfachen englischen Meisters ist wortwörtlich ein Bollwerk geworden.
Im Kampf um den Titel gelten die Skyblues mittlerweile wieder als Favorit. Selbstverständlich darf Liverpool trotz sieben Punkten Rückstand nicht unterschätzt werden, ebenso wenig der wiedererstarkte Stadtrivale United. Doch weil die Big Six in dieser Saison weiter auseinanderdriften und mit Leicester City zwar eine neue Kraft entstanden ist, diese aber auf lange Sicht vermutlich nicht um den Titel mitspielen wird, wäre es alles andere als verwunderlich, wenn Guardiola in seinem fünften Jahr die dritte Meisterschaft feiern wird.