Dahmen-Patzer heizt Torwartfrage bei U21 an – "Denke ich morgen drüber nach"
Von Stefan Janssen
Die Torwartfrage ist bei der deutschen U21 schon länger ein Thema, nach dem schweren Patzer von Finn Dahmen am Samstag gegen die Niederlande könnte ein Wechsel zwischen den Pfosten anstehen. Bundestrainer Stefan Kuntz hält sich noch bedeckt.
Viel Spielpraxis hat keiner der Torhüter der deutschen U21-Nationalmannschaft, doch trotzdem war es sehr überraschend, dass Trainer Stefan Kuntz ausgerechnet Finn Dahmen vom FSV Mainz 05 ins Tor stellte: Der 23-Jährige hat erst ein einziges Bundesligaspiel bestritten, während Lennart Grill seit Ende Februar den verletzten Lukas Hradecky bei Bayer Leverkusen vertritt und auch Markus Schubert wesentlich mehr Erfahrung zu bieten hat.
"Letztlich war es das Bauchgefühl, was Finn ein Stückchen weiter nach vorne gebracht hat", begründete Kuntz vor dem Auftaktsieg bei der Europameisterschaft gegen Gastgeber Ungarn seine Entscheidung (via ran), zudem sollen die fußballerischen Fähigkeiten des Mainzers die besten der drei Kandidaten sein, was auch eine Rolle gespielt haben könnte.
Zumindest letzteres Argument hat Dahmen mit seinem schweren Patzer gegen die Niederlande in Frage gestellt: Einen Einwurf von Josha Vagnoman konnte er nicht verarbeiten und damit legte er die zwischenzeitliche Führung der Niederländer durch Justin Kluivert auf. Die deutsche Mannschaft konnte aber immerhin noch ausgleichen. "Ich denke, für Finn war es ein sehr unglücklicher Tag, deswegen haben wir umso lieber das Tor für ihn geschossen", meinte Abwehrspieler Nico Schlotterbeck bei Prosieben (via kicker).
Doch schon vor dem Auftaktspiel, als sich Kuntz für Dahmen entschieden hatte, ließ der U21-Bundestrainer offen, ob er sich damit auf einen Torwart für das gesamte Turnier festgelegt habe. Auch unmittelbar nach dem Duell mit den Niederlanden mit dem Patzer wollte Kuntz keine eindeutige Aussage treffen - weder pro noch kontra Dahmen. "Da denke ich ab morgen drüber nach", sagte er auf die Frage, ob es im letzten Gruppenspiel gegen Rumänien einen Torwartwechsel gebe.
Was Kuntz ein wenig in die Karten spielt, ist der Faktor Zeit. Abgesehen von Dahmens Aussetzer gegen die Niederlande leistete sich der Schlussmann keinen groben Patzer. Um ihm nicht vollends die Moral zu rauben, könnte Kuntz ihn gegen Rumänien wieder aufbieten. Danach pausiert die Europameisterschaft bis Ende Mai, bevor die K.o.-Runde mit dem Viertelfinale beginnt. Davon ausgehend, dass sich die DFB-Elf qualifiziert, könnte Kuntz die Lage also in den kommenden acht Wochen neu bewerten und gegebenenfalls einen Torwartwechsel durchführen.