Curtis Jones: Warum er Klopps Joker im Titelkampf ist

Curtis Jones weiß beim FC Liverpool zu überzeugen
Curtis Jones weiß beim FC Liverpool zu überzeugen / Pool/Getty Images
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Er ist bisher der Durchstarter der Liverpooler Saison. Curtis Jones ist das nächste große Talent, das wieder einmal beweist, was für ein unglaublich gutes Gespür Jürgen Klopp bei jungen Spielern hat. In kürzester Zeit hat der 19-Jährige seine Chance beim FC Liverpool genutzt. Jetzt müssen sogar Spieler wie Wijnaldum, Thiago oder Alex Oxlade-Chamberlain um ihren Stammplatz zittern.

Liverpools Mittelfeld - Eine Ansammlung von großen Namen

Kaum eine andere Mannschaft in Europa verfügt im Mittelfeld über so eine Breite wie der FC Liverpool. Die Namensliste ist lang und manch anderer Verein würde nur für einen dieser Stars einen mindestens zweistelligen Millionenbetrag auf den Tisch legen. Dass bisher noch keiner dem Lockruf aus Barcelona, Madrid, Turin oder Manchester gefolgt ist, hat auch mit Jürgen Klopp zu tun. Jeder bekommt die Gelegenheit, sich zu präsentieren. Er weiß, wie er seine Leute anpacken muss und sie bei Laune hält. Und trotz der Rotation steht dem Coach eine eingespielte Truppe zur Verfügung. Dieses Konstrukt wurde vor der Saison mit Thiago verstärkt, der für 22 Millionen Euro vom FC Bayern kam und von dem Klopp trotz seiner bisher kurzen Einsätze schwärmt.

Doch der FC Liverpool ist wie so viele andere Vereine auch von der aktuellen Corona-Pandemie gebeutelt. Es fallen viele Spieler dem sehr eng getakteten Zeitplan zum Opfer. Es ist lange her, dass Jürgen Klopp auf einen komplett gesunden Kader zurückgreifen konnte. Aber das bringt ihn nicht aus der Ruhe. Im Gegenteil. In diesen Momenten weiß er, auf wen er sich verlassen kann. Vor allem der Nachwuchs ist dann gefragt. Und der ein oder andere weiß sich zu präsentieren.

Curtis Jones - das Liverpooler Eigengewächs

Hier kommt Curtis Jones ins Spiel. Er spielt seit der Jugend für die Reds, ist für die Fans also eine klare Identifikationsfigur. Sein Aufstieg war abzusehen und mindestens so steil ging es bergauf. Vor drei Jahren kam er in die Jugend des Klubs, durchlief die U18 und U 23, lernte dabei immerhin von einem gewissen Steven Gerrard, und stieß schließlich in dieser Saison endgültig zu den Profis. Jürgen Klopp hatte ihn dabei immer unter Beobachtung. Die Jugendarbeit des FC Liverpool ist seit jeher ein wichtiges Aushängeschild des Klubs von der Anfield Road. Leistungsträger wie Steven Gerrard, Michael Owen oder jüngst Trent Alexander-Arnold wurden allesamt im Verein ausgebildet und wurden zu Leistungsträgern, wenn nicht sogar Legenden des Vereins.

Klopp sah in dem technisch starken Rechtsfuß eine ideale Verstärkung für sein System, das spätestens seit dem Gewinn der Champions League auch mit Ballbesitzfußball und tollen Kombinationen begeistert. Jones bekam seine Kurzeinsätze, um an den Profialltag herangeführt zu werden. Er nutzte seine Chance. In der Saison 19/20 darf er insgesamt sechs Mal in der Liga auflaufen. Am 5. Juli 2020 gelingt ihm sein Debüt-Tor gegen Liga-Rivalen Aston Villa. Und es sollten noch weitere folgen.

Besonders in den Pokalwettbewerben und in der Champions League rotiert Jürgen Klopp traditionell. Entweder um manchen eine Pause zu geben, oder um neue Systeme zu testen und Talente zu sichten. Eine Gelegenheit, die Jones nutzte, um auf sich aufmerksam zu machen und den Trainer von sich zu überzeugen. In dieser Saison stehen insgesamt schon 18 Spiele zu buche. In diesen konnte er drei Tore und eine Vorlage als Arbeitsnachweis liefern. Für einen 19-jährigen Mittelfeldspieler, der von Weltstars umringt ist, keine schlechte Ausbeute. Es scheint so, als würde sich in Liverpool jemand für die Startelf empfehlen.

Seine Stärke: Ganz klar die Technik

Wenn es nach Ex-Trainer Steven Gerrard geht, gibt es gar keine Zweifel an der Qualität, die Jones mit sich bringt. Er schwärmt regelrecht von seinem ehemaligen Schützling. Schon vor seiner Profikarriere durfte der heutige Trainer der Glasgow Rangers sich von seinem Potential überzeugen. Die Wichtigkeit Jones' für dessen damalige U18-Mannschaft der Reds, war schon 2018 absehbar.

"Es ist wichtig, dass er (Curtis Jones, Anm. d. Red.) an den Ball kommt. Er kann aus gar nichts sehr viel machen."

Steven Gerrard

Was Curtis Jones auszeichnet, ist eindeutig seine starke Technik und Ballbehandlung. Anders als zum Beispiel Andy Robertson oder Jordan Henderson ist er nicht nur ein Mentalitätsspieler, sondern setzt auch gerne mal zum Dribbling an. Das direkte Duell scheut er nicht. Es sieht zwar manchmal ein bisschen komisch aus, wenn der 1,85 Meter große Teenager aus der nordenglischen Hafenstadt versucht, sich filigran zu bewegen, aber der Erfolg gibt ihm recht. Das Liverpooler Spiel lernt er seit der Jugend, weiß also, was sein Trainer von ihm möchte.

Doch neben der Technik hat er noch zwei weitere Qualitäten. Den entscheidenden Pass in die Schnittstelle beherrscht er fast blind. Vor allem die Flügelstürmer Salah und Mane profitieren davon, wenn sie mit Tempo in den Strafraum eindringen. Außerdem ist der Engländer mit einem starken Distanzschuss ausgestattet und beweist sich auch mal als Torjäger. Gegen Lincoln City schnürte er im EFL-Cup einen Doppelpack. Sein Tor gegen den FC Everton im FA-Cup aus der letzten Saison war eines der schönsten, das die Reds erzielten.

Die Zukunft steht ihm offen

Es scheint, als wenn Liverpool schon jetzt einen Nachfolger für Jordan Henderson und James Milner gefunden hat. Natürlich liegt das Karriereende vor allem bei Henderson noch ein bisschen in der Zukunft. Zu Gedankenspielen taugen die bisherigen Leistungen von Curtis Jones allemal. Die Belohnungen deshalb gibt es auch. Vier Spiele durfte er in dieser Saison schon über die volle Distanz bestreiten. Die Bilanz dabei: drei Siege und ein Unentschieden. Es gibt schlechteres. Vor allem gegen Leicester City und Tottenham brillierte Jones und wurde anschließend sogar zum Man of the Match gewählt.

Natürlich bleibt so ein Ausnahmekönner nicht unbeobachtet. Gareth Southgate erwägt, ihn zur englischen Nationalmannschaft einzuladen. Eine Verstärkung wäre er allemal, selbst wenn es nicht zu einem Kaderplatz bei der verschobenen Europameisterschaft 2021 reichen sollte. Für Klopp ist er auf jeden Fall schon jetzt eine Bereicherung. Vielleicht ist er ja sogar das entscheidende Puzzleteil, um die Meisterschaft der Vorsaison erfolgreich zu verteidigen.