Corona-Studie zeigt: Fan-Druck auf Schiedsrichter ein Grund für Heimvorteil

Fans von Borussia Dortmund
Fans von Borussia Dortmund / Lars Baron/GettyImages
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Der Heimvorteil ist ein nicht nur im Fußball bekannter Faktor für jedes einzelne Spiel. Ein Vergleich zwischen vollen Stadien vor der Corona-Pandemie und den durch die Einschränkungen leeren Stadien hat gezeigt: Der Vorteil kommt auch durch den Fan-Druck auf Schiedsrichter-Entscheidungen.


In jeder Woche ist der Heimvorteil ein Thema. Egal ob im Liga-Wettbewerb, im Pokal oder international: Häufig betonen Trainer und Spieler, welch einen Vorteil das Spielen vor der heimischen Kulisse doch ist.

Und statistisch gesehen haben sie auch recht. Es gibt im Vergleich zueinander deutlich mehr Heimsiege als Auswärtssiege. Eine kurze Anreise, die gewohnte Umgebung, der lautstarke Fan-Support, wenn statt wenigen Tausend plötzlich Zehntausende die eigenen Lieder singen und anfeuern.

Tatsächlich scheint der Heimvorteil aber weniger aus der reinen Unterstützung für das Heimteam zu entstehen, sondern auch durch den Druck auf die Schiedsrichter. Zu diesem Fazit kommen zwei unterschiedliche Studien.

Borussia Dortmund v FC Schalke 04 - Bundesliga
Auch in Deutschland blieben die Stadien leer / Pool/GettyImages

Geringerer Unterschied bei Resultaten und geringeres Karten-Verhältnis für Gast-Teams

In beiden Untersuchungen wurde sowohl auf die Heimsiege (mitsamt Tor-Unterschied), als auch auf die verteilten Karten geachtet.

Die Resultate sind - wenngleich nicht eins zu eins zu vergleichen - ähnlich: Gab es vor den aufgrund von Covid leeren Stadien rund 45 Prozent Heimsiege im Gegensatz zu etwa 29 Prozent Auswärtssiege, hat sich dieser Unterschied von 16 Prozent auf acht Prozent gesenkt.

"In anderen Worten: Der Heimvorteil nimmt etwa zur Hälfte ab. Der Anteil an Ergebnissen von Post-Lockdown-Spielen ist stark unterschiedlich im Vergleich zu vorherigen Spielzeiten", kommt das Paper von Carlos Cueva zum zwischenzeitlichen Fazit.

Dazu gehört auch das Verteilen von Karten, die zweifelsohne einen Einfluss auf den Verlauf von Partien haben.

Für eine vernünftige Menge an Daten wurden Saisons von 2012 bis 2020 zusammengenommen, um ein gutes Bild zu bekommen. Das Resultat: Heimteams bekommen im Durchschnitt spürbar weniger Gelbe Karten als die Gäste.

In den leeren Stadien zeigte sich dieser Effekt nicht mehr. Im Gegenteil: "In jeder Saison vor den Lockdowns, erhielten die Gastgeber deutlich weniger Verwarnungen als die Gäste. Doch der Unterschied verschwand nicht nur, er drehte sich um." Kurzum: In leeren Stadien erhielten die Heimteams plötzlich etwas mehr Verwarnungen.

Gab es zuvor einen Gast-Nachteil von drei Prozent, was wenig klingen mag, insgesamt aber ein recht deutlicher Unterschied ist, kam es dann zu einem Heim-Nachteil von 1,7 Prozent. Ein spürbarer Umschwung. Dahingehend kann durchaus von Ausgeglichenheit gesprochen werden.

Das Fazit lautet dementsprechend: Die selbstredend viel lauteren Heimfans haben einen Einfluss auf die Entscheidungen der Schiedsrichter. Wird ein Spieler der Gäste gefoult, wird es im Stadion nicht so laut, wie bei einem Foul an einem Spieler der Gastgeber. Die Unparteiischen scheinen sich unbewusst davon leiten zu lassen und im Vergleich häufiger zur härteren Strafe zu greifen.