Clásico zwischen Real und Barça: Diese 10 Spieler spielten für beide Seiten
Von Guido Müller
Am Samstag (21.00 Uhr) ist es wieder soweit. Fußballfans rund um den Globus freuen sich wie kleine Kinder auf den spanischen Clásico. Real vs Barça - eines der größten Fußballspiele, die man überhaupt sehen kann (auch in Corona-Zeiten). Für die enorme Rivalität zwischen den beiden Giganten haben in der Vergangenheit auch immer wieder die sogenannten tránsfugas (Deserteure) gesorgt, die die Seiten gewechselt haben. Die zehn berühmtesten Fälle stellen wir hier vor.
Die einzig wahre Todsünde, die ein Star von Real oder Barcelona begehen kann, ist, die Seiten zu wechseln. In der Regel verzeihen die Anhänger des verlassenen Klubs einen solchen Transfer nicht. Bisweilen mussten einige Spieler, die es trotzdem taten, sogar um ihr Leben fürchten.
1. Ricardo Zamora
Ganz so schlimm war es bei einem der ersten dieser Fälle noch nicht. In den Zwanzigerjahren war Ricardo Zamora der beste Torhüter Spaniens. Nach ihm ist auch die Zamora-Trophäe benannt, mit der alljährlich der beste Keeper Spaniens gekürt wird.
Zamora begann seine Karriere bei Barças Stadtrivalen Espanyol und wechselte 1919 zu den Blaugrana. Dort blieb er aber nur drei Jahre, kehrte für acht Jahre wieder zurück zu den periquitos, um im Jahr 1930 bei Real Madrid anzuheuern.
Nach Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs im Jahr 1936 flüchtete der Franco-Anhänger nach Frankreich, wo er bei OGC Nizza seine Karriere beendete.
2. Julen Lopetegui
Der frühere Nationaltrainer Spaniens und aktueller Coach des FC Sevilla wurde bei Reals Filialmannschaft FC Castilla groß. Bei den Profis der Blancos konnte sich der Baske jedoch nicht durchsetzen und landete über die Umwege Las Palmas und CD Logroñés im Jahr 1994 bei Barça, wo er über den Status des Ersatztorwarts allerdings nie hinaus kam.
3. Bernd Schuster
Bernardo oder el ángel rubio (der blonde Engel), wie Schuster in Spanien immer noch genannt wird, war gleich für drei große spanische Klubs aktiv. Nach acht erfolgreichen Jahren bei Barça, wechselte Schuster im Jahr 1988 zu Real Madrid, wo er allerdings nur zwei Jahre blieb. Im Sommer 1990 zog es ihn weiter zu Reals Stadtrivalen Atlético.
Erfolge feierte er bei allen drei Klubs: mit dem FC Barcelona gewann er eine Meisterschaft (1985) sowie drei Pokale (1981, 1983 und 1988). Mit Real wurde er zweimal Meister, mit Atlético zweimal Pokalsieger.
4. Robert Prosinecki
Halb Europa war im Sommer 1991 hinter Robert Prosinecki her. Mit Roter Stern Belgrad hatte der in Schwenningen geborene Kroate gerade den Europapokal der Landesmeister erobert - und nun waren die Aufkäufer aller Top-Klubs hinter den jugoslawischen Stars her.
Bei Prosinecki machte Real am Ende das Rennen - und bedauerte dies schon bald danach. Denn der Blonde kam in Madrid überhaupt nicht zurecht, was auch an seinen vielen Verletzungen lag. Nach einem Abstecher über Real Oviedo kam der Mittelfeldspieler 1995 zum FC Barcelona, wo er aber ebenfalls keine Bäume ausriss. 1997 kehrte Prosinecki in seine kroatische Heimat zurück und beendete, nach weiteren kurzen Gastspielen in Belgien und England, im Jahr 2006 seine aktive Karriere.
5. Luis Enrique
Und noch ein spanischer Nationaltrainer, der für beide Farben unterwegs war. Fünf Jahre (von 1991 bis 1996) in der spanischen Hauptstadt stehen acht (von 1996 bis 2004) in Katalonien gegenüber. Im Nou Camp wurde er, nach anfänglicher Skepsis, schon bald zu einem Fan-Liebling. Bei den Real-Anhängern war er jedoch ab 1996 unten durch.
6. Michael Laudrup
Der elegante Mittelfeldspieler und Europameister von 1992 wechselte im Jahr 1989 von Juventus Turin zum FC Barcelona. Mit ihm holte der Klub den ersten Europapokal der Landesmeister (heutige Champions League) in die Mittelmeer-Metropole. Das Dream Team von Johan Cruyff: ohne Laudrup nicht vorstellbar. Umso entsetzter waren sie in Barcelona, als er die Blaugrana im Jahr 1994, nach fünf Jahren in Blau-Rot, Richtung Real Madrid verließ.
7. Samuel Eto'o
Der Kameruner wurde bei Real Madrid schlichtweg verkannt. Nach insgesamt drei Leihen wurde es dem Afrikaner im Jahr 2000 zu bunt - und er verließ Madrid in Richtung Mallorca, wo er bei seinen vorherigen Leihen überzeugen konnte.
Nach vier Jahren auf der Deutschen liebster Insel zog es ihn weiter zum FC Barcelona, wo er zwischen 2004 und 2009 fünf fantastische Jahre erlebte. 2009 wechselte er zu Inter Mailand, wo er (wie schon mit Barça und Real) den Gewinn der Champions League feiern konnte. Er bisher der einzige Spieler, der das Triple (Meisterschaft, Pokal und Champions League) verteidigen konnte (2009 holte er es mit dem FC Barcelona, 2010 mit Inter Mailand).
8. Ronaldo
Er spielte nur ein Jahr für den FC Barcelona (Saison 1996/97). Doch alle, die es damals verfolgten, werden es bis zu ihrem Lebensende nicht vergessen. Was für ein Stürmer, was für ein Spektakel! Für die damalige Weltrekord-Ablöse von 30 Millionen DM war er von der PSV Eindhoven zu den Katalanen gekommen - und machte in Spanien einfach da weiter, wo er in Holland aufgehört hatte: eE schoss Tore, Tore und nochmals Tore. 34 allein in der spanischen Liga. Dazu kam noch der heimische Pokal und der Sieg im Pokalsieger-Cup.
Wegen Streitigkeiten mit dem damaligen Barça-Boss Núñez verließ der 20-Jährige den Klub schon nach einem Jahr - und heuerte bei Inter Mailand an. Nach fünf Jahren Calcio sagte er 2002 "ciao" - und ging zu Barças Erzrivalen Real Madrid, die 45 Millionen für ihn bezahlten.
9. Javier Saviola
El conejito (das Kaninchen) wusste trotz der Vorschusslorbeeren weder beim FC Barcelona noch später bei Real Madrid zu überzeugen. Ein klassisches Beispiel dafür, dass überzogene Vergleiche (Saviola galt in seiner argentinischen Heimat als neuer Maradona) eine Karriere bisweilen mehr belasten denn beflügeln können.
10. Luís Figo
Wohl der spektakulärste Fall eines "Deserteurs". Der Portugiese war Florentino Perez' Wahlkampfversprechen im Sommer 2000. Kaum einer in Barcelona schien es für möglich zu halten, dass irgendjemand die Ausstiegsklausel von Figo bedienen würde - Pérez tat es, bezahlte bummelige 60 Millionen Euro an den Erzrivalen und lachte sich ins Fäustchen. Beim ersten Clásico (im Nou Camp) nach seinem Wechsel wurde Figo von aufgebrachten Barça-Ultras mit einem Schweinekopf, Messern und anderen Gegenständen beworfen.
Zum insgesamt 247. Mal treffen blancos und blaugrana also morgen (21.00 Uhr) im Estadio Alfredo di Stéfano aufeinander. Die Bilanz könnte ausgeglichener nicht sein: 97 Siegen der Katalanen stehen 97 Erfolge der Hauptstädter gegenüber, 52 Mal trennte man sich remis.