PSG-Stars mit schweren Vorwürfen gegen Schiedsrichter Kuipers: Keine Spur von Selbstkritik!
Von Simon Zimmermann
Nach dem Aus im Champions-League-Halbfinale gegen Man City richtete sich der Ärger der PSG-Stars gegen Schiedsrichter Björn Kuipers. Der Niederländer habe sie während des Spiels übel beleidigt, so der Vorwurf. An die eigene Nase fassen wollte man sich dagegen offenbar nicht. Obwohl es dafür Anlass zuhauf gegeben hätte.
Hochverdient sicherte sich Manchester City im Halbfinal-Duell mit Paris Saint-Germain den ersten Einzug ins Champions-League-Finale der Vereinsgeschichte. Nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel gewann das Team von Pep Guardiola auch die zweite Partie (2:0). PSG muss den Traum von Henkelpott damit erneut verschieben.
Dass die Pariser Spieler das drohende Aus nicht all zu gut verkraften, wurde schon im Hinspiel spürbar. Schon im Parc de Princes merkte man die Frustration bei PSG deutlich. Neymar und Mbappé schlurften nur noch mit hängenden Köpfen über den Platz, Idrissa Gueye senste Ilkay Gündogan von hinten um und sah dafür völlig zu recht die glatt Rote Karte.
Im Rückspiel wurde es dann noch viel schlimmer. Längst aussichtslos mit 0:2 zurück, dienten die letzten 20 Minuten der Partie für die meisten PSG-Spieler nur noch dem Ziel, ihre Gegenspieler zu jagen. Angel Di Maria sah nach einem Tritt an der Seitenlinie auf den Fuß von City-Kapitän Fernandinho - der Ball war längst im Aus - eine glasklare Rote Karte.
PSG-Stars mit schweren Vorwürfen an Schiedsrichter Kuipers
Nach dem Spiel richtete sich der Ärger der PSG-Stars dennoch nicht gegen sich selbst, sondern gegen Schiedsrichter Björn Kuipers. Der Niederländer habe sich nach Auffassung von Marco Verratti und Ander Herrera respektlos gezeigt und wurde beleidigend. "Fuck you!", habe Kuipers zweimal gesagt. "Wenn ich 'fuck you' sage, bekomme ich zehn Spiele Sperre", so Verratti gegenüber RMC. Herrera legte nach: "Der Schiedsrichter hat zu Paredes gesagt: 'Fuck off!' (Verpiss dich). Wir reden über Respekt, aber wenn wir das sagen, sind es drei oder vier Spiele Sperre."
Jenen Respekt, den die PSG-Spieler beim Unparteiischen vermissten und einforderten, hatten sie auf dem Platz zuvor allerdings selbst völlig über Bord geworfen. Gegenüber dem Schiedsrichter, gegenüber den Gegenspielern und dem Spiel selbst. Denn der Fairplay-Gedanke wurde im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen getreten.
Hinterher mehr Respekt zu verlangen, obwohl man ihn selbst überhaupt nicht mehr gezeigt hatte, zeugt vom Eindruck dieser PSG-Mannschaft, den man in diesen beiden Halbfinal-Duellen gewinnen konnte. Faire und sportliche Verlierer sehen jedenfalls anders aus.
PSG hätte viermal Rot sehen können
PSG muss sich viel eher glücklich schätzen, dass nicht noch einige weitere Spieler mit Rot vom Platz geschickt wurden. Jener Paredes schmiss den Ball mit voller Absicht an den Kopf seines am Boden liegenden Gegenspielers. Der verständlich aufgebrachte Oleksandr Zinchenko konnte nur mit Müh' und Not von City-Kapitän Fernandinho zurückgehalten werden.
Auch Innenverteidiger Presnel Kimpembe bettelte förmlich nach einem Platzverweis. Doppeltorschütze Riyad Mahrez war in der Schlussphase noch zu schnell für dessen Grätsche. Wenig später fand Kimpembe aber im eingewechselten Gabriel Jesus das passende Opfer. Den Brasilianer trat er mit voller Wucht um und sah dafür - unverständlicherweise - nur Gelb.
Kurz vor Schluss wollte dann auch der eingewechselte Danilo Pereira dem Kollegen Kimpembe in Nichts nachstehen. Mit einer Scherengrätsche von Hinten tackelte er seinen Gegenspieler um und sah auch dafür nur Gelb. Am Ende hätte man sich bei PSG nicht beschweren können, wenn es vier Rote Karten geregnet hätte. Einem Champions-League-Halbfinalisten war das völlig unwürdig.
PSG mit bedrückendem Auftritt
Eigene Schwalben und viel Theatralik, ständige Diskussionen mit den Schiedsrichtern und üble Fouls prägten PSG in diesem Halbfinale. Klar, ein Schiedsrichter darf sich nie und nimmer so ausfällig gegenüber den Spielern äußern (sollte Herr Kuipers diese Wortwahl tatsächlich benutzt haben). Die Spieler müssen sich als erstes aber an die eigene Nase packen. Und hier war der PSG-Auftritt teilweise schon völlig über der Grenze. Mit Fairplay und Respekt - eingefordert von den Parisern selbst - hatte das rein gar nichts zu tun!