Die Chronik einer angekündigten Trennung - Bales Zukunft in Madrid ungewisser denn je!

Trennen sich Real und Bale in diesem Sommer?
Trennen sich Real und Bale in diesem Sommer? / Quality Sport Images/Getty Images
facebooktwitterreddit

Wer bis vor kurzem noch die Hoffnung hatte, dass sich die Beziehung zwischen Real Madrid und Gareth Bale vielleicht doch noch einmal normalisieren würde, sieht sich spätestens nach dem Saison-Endspurt eines besseren belehrt. Die Fronten scheinen endgültig verhärtet.

Denn zu viel Porzellan ist mittlerweile zerschlagen worden. Im Herbst vergangenen Jahres erklärte der Waliser unmissverständlich, welchen Rang der königliche Klub in seiner Prioritätenliste einnimmt. Gegenüber seinem Heimatland und dem Golfspielen auf jeden Fall einen untergeordneten.

In dieser Spielzeit nahezu keine Rolle gespielt

Wer wollte, konnte sich davon in den letzten Wochen selbst ein Bild machen. Und zwar bei den Spielen der Blancos in der jüngst abgelaufenen (nationalen) Saison. Nicht dass Bale in diesen eine besondere Rolle gespielt hätte. Kam er schon vor Corona nur auf gerademal 14 Liga-Spiele, ging sein Beitrag zur gewonnenen Meisterschaft nach dem Re-Start quasi auf Null zurück. Ganze hundert Minuten, verteilt auf zwei Spiele, gewährte ihm Trainer Zidane seit dem 14. Juni.

Seinen letzten Einsatz hatte der 31-Jährige am 31. Spieltag beim 2:0-Erfolg gegen Mallorca. Bale wirkte damals, Ende Juni, immerhin noch 71 Minuten mit. In den darauffolgenden sechs Partien saß er ausnahmslos und über die komplette Spielzeit auf der Bank.

Von der aus er weiterhin Faxen machte. Mal stellte er sich (während des Spiels wohlgemerkt) schlafend, mal imitierte er einen durchs Fernrohr Blickenden. Vielleicht mit der Sub-Botschaft: Wo ist das rettende Ufer? In Madrid dürfte er wohl kaum noch an Land kommen, um im Bild zu bleiben. Bei der improvisierten Meisterfeier nach dem Spiel gegen Villarreal wirkte er wie ein Fremdkörper. Wie nicht mehr zum Team zugehörig.

Wo ist das rettende Ufer?,scheint Bale hier pantomimisch zu fragen
Wo ist das rettende Ufer?,scheint Bale hier pantomimisch zu fragen / Soccrates Images/Getty Images

Beim letzten Liga-Spiel am Sonntagabend in Leganés fehlte der Brite dann völlig. Was den Madrider Radiosender Onda Cero zu der Spekulation verleitete, Bale könne sich ein "Beispiel" an einem anderen Problemkind (dem Kolumbianer James Rodríguez) genommen und das Spiel im südlichen Vorort der spanischen Hauptstadt einfach boykottiert haben.

Zidane dementiert Spiel-Boykott von Bale

Trainer Zidane beeilte sich, dieses Gerücht umgehend zu dementieren. Ihm zufolge sei die Nichtberücksichtigung Bales für den Kader in Leganés eine rein "technisch-taktische Entscheidung" gewesen, wird er von der as zitiert. Und so bietet sich dem Beobachter ein nahezu groteskes Bild: der Spieler selbst gibt bei offiziellen Statements immer wieder zu Protokoll, wie wohl er und seine Familie sich in Madrid fühlen. Nur um bei jeder Gelegenheit genau dies durch sein Verhalten (siehe oben) konterzukarieren. Aber vielleicht fühlt er sich ja auch ohne seinem Beruf nachzugehen wohl in Spaniens Hauptstadt. 15 Millionen Euro, die jährlich auf sein Konto fließen, helfen da mit Sicherheit.

Seitens des Klubs wiederum gibt man sich alle erdenkliche Mühe, das Thema nicht allzu sehr hochkochen zu lassen. Auch hier gilt die Devise: einen Verkaufskandidaten imageschädigend herunterzumachen könnte am Ende noch mehr Millionen Euro kosten. Wobei sich sein Image Gareth Bale ganz alleine kaputtgemacht hat. Dennoch klammern sich die Real-Verantwortlichen auch in diesem Jahr (wie schon 2019) an die vage Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch ein Klub findet, der bereit wäre, das horrende Gehalt des Walisers zu übernehmen. In diesem Fall würden die Königlichen wohl auch einer beträchtlichen Minderung bezüglich der Ablöseforderung zustimmen. Hauptsache Bale verschwindet von der Pay-Roll.

Wer zahlt in Corona-Zeiten 15 Millionen jährlich für einen 31-Jährigen?

Doch auch in diesem Punkt spielen die allgemeinen Entwicklungen den Madrilenen nicht unbedingt in die Karten. Zur Zeit, und aufgrund der immer noch grassierenden Corona-Pandemie, geben sich viele Klubs sehr sparsam. Ein Betrag von um die 50 Millionen Euro, ab welchem Real wohl Verhandlungsbereitschaft zeigen würde, ist in diesem Jahr für viele Klubs schlichtweg nicht darstellbar. Und die, für die es machbar wäre, haben wiederum kein übermäßiges Interesse an dem Spieler.

Noch zwei Jahre läuft Bales Vertrag in Madrid. Es wäre jetzt allmählich die Zeit, dass sich der Angreifer selbst die Frage stellt, ob er diesen Zeitraum weiterhin mit sporadischen Einsätzen und Provokationen gegenüber seinem Arbeitgeber füllen will - oder stattdessen noch einmal eine neue sportliche Herausforderung, außerhalb Madrids, sucht. Bei Real jedenfalls dürfte er so gut wie keine Zukunft mehr haben.