"Weniger angsteinflößend" - Wie der FC Bayern vor dem PSG-Duell in Frankreich gesehen wird

Ohne Neuer, mit Nagelsmann: So wird der FC Bayern in Frankreich gesehen
Ohne Neuer, mit Nagelsmann: So wird der FC Bayern in Frankreich gesehen / Alexander Hassenstein/GettyImages
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Vor dem Champions-League-Kracher PSG gegen Bayern haben wir uns Meinungen aus Frankreich eingeholt: Wie wird der FCB dort wahrgenommen? Verbreitet die 'Bestia Negra' international noch Angst und Schrecken? Und wie wird eigentlich Trainer Julian Nagelsmann gesehen?


Am Dienstagabend, 21 Uhr, wird im Pariser Prinzenpark das wohl größte Duell im diesjährigen Champions-League-Achtelfianle angepfiffen. Paris Saint-Germain empfängt zum Hinspiel den FC Bayern München. Allein schon wegen der Größe der Klubs und der Anzahl der Topstars auf dem Platz ein echter Kracher!

Storylines lassen sich zu diesem Aufeinandertreffen viele finden. Da wären zum einen die jüngsten Duelle in der Königsklasse: 2020 machten die Bayern im Finale das Triple perfekt, ein Jahr später gelang PSG die Revanche im Viertelfinale.

Auch mit Blick auf die Aktualität ist dieses Achtelfinale ein extrem spannendes: Im Vorfeld gab es viele Fragezeichen um die PSG-Superstars Kylian Mbappé und Lionel Messi. Können beide nach ihren Blessuren auflaufen? Eigentlich hatte man in Paris bereits Mbappés Ausfall für das Hinspiel verkündet.

Am heutigen Montag, dem Tag vor dem Spiel, nahm der 24-Jährige jedoch wieder am Mannschaftstraining teil. Zumindest ein Joker-Einsatz wird sehr wahrscheinlich möglich sein. Bei Messi sieht es noch besser aus. La Pulga dürfte auf jeden Fall in der Startelf stehen.

Ungeachtet des Personals ist die Stimmung im Star-Ensemble ziemlich mies. Gegen Monaco setzte es am Wochenende die zweite Pleite in Folge und bereits die vierte im neuen Jahr. Auf Münchner Seite war man trotz eines 3:0-Heimsieges gegen Bochum unzufrieden. Trainer Julian Nagelsmann kritisierte seine Mannschaft deutlich.

In München gibt es und hat es in dieser Saison bereits viele Themen gegeben: Die Post-Lewandowski-Ära, die Neuer-Verletzung samt der Verpflichtung von Yann Sommer als Ersatz. Die Unruhen nach dem Neuer-Interview, und noch einiges mehr...

Vor dem Hinspiel-Kracher haben wir deshalb mit unseren Kollegen von 90min Frankreich gesprochen. Wie wird der deutsche Rekordmeister im Land des Vize-Weltmeisters gesehen? Ist 'La Bestia Negra' international auch ohne Lewandowski und Neuer gefürchtet?

Blick aus Frankreich: Gehört der FC Bayern zur absoluten internationalen Spitze?

90minFR-Redakteurt Quentin Gesp versicherte: "Die Bayern werden immer noch als europäischer Spitzenklub angesehen." Schränkte jedoch ein, dass der FCB auf dem Papier nicht mehr so stark sei, wie bei den letzten Duellen gegen PSG. Insgesamt ordne man in Frankreich die Bayern leicht unter Teams wie PSG und Man City ein.

Ohne Lewandowski werde man nicht mehr als "Dampfwalze" wahrgenommen. "Der FC Bayern ist im Kollektiv immer noch sehr stark, aber weniger angsteinflößend ohne einen Mittelstürmer wie Lewandowski", so Gesp. "In der Bundesliga ist man nicht so dominant wie in den Jahren zuvor."

Wir haben Gesp auch gefragt, ob und wie das brisante Interview von Manuel Neuer in Frankreich wahrgenommen wurde. Und ob PSG die Unruhen in München ausnutzen könnte.

"Das Interview ist in Frankreich nicht wirklich ein Thema gewesen", meinte Gesp. Und hat einen passenden Vergleich zu PSG: Dort würden solche Quärelen innerhalb des Klubs durch die vielen Egos im Team fast schon an der Tagesordnung stehen. Einen PSG-Fan lockt man offensichtlich nicht mehr mit einem vereinskritischen Interview des Kapitäns aus der Deckung...

Vor Neuer-Vertreter Yann Sommer hat man in Frankreich übrigens großen Respekt. Von der EM 2021 hat man den Schweizer aus dem Duell der Franzosen gegen die Eidgenossen noch in leidvoller Erinnerung, als Sommer das Elfmeterschießen entschied und Les Bleus damit aus dem Turnier warf.

"Er ist natürlich nicht so gut wie Neuer, aber dennoch eine sichere Bank in der Bundesliga und ein sehr guter Torwart", lobte Gesp. Schränkte aber auch ein, dass Sommer hin und wieder Konstanz vermissen lasse und eher mal für einen Fehler gut sei.

Nagelsmann "ein großartiger Trainer - aber..."

Eine Meinung aus Frankreich zu FCB-Coach Julian Nagelsmann wollten wir von Gesp natürlich auch noch wissen. Der 35-Jährige wird durchaus als kleine Schwäche des deutschen Rekordmeisters wahrgenommen. Vor allem dann, wenn die Bayern unter Druck stehen. Dann neige Nagelsmann dazu, Umstellungen vorzunehmen. Die nicht immer den gewünschten Erfolg bringen.

"Er ist ein großartiger Trainer. Aber vielleicht ist er zu schnell von Leipzig zu Bayern gewechselt und es fehlt ihm noch an Erfahrung. Er hat viele Ideen, manchmal täte ihm ein wenig mehr Pragmatismus gut", meinte Gesp.

Interessant ist, dass Nagelsmann laut Gesp in Frankreich als "ein wenig arrogant" wahrgenommen wird. Er sei hier und da ein wenig zu sehr von sich und seinen Stärken überzeugt. Dennoch meinte Gesp, dass Nagelsmann in Frankreich als Gewinner-Typ wahrgenommen werde, der junge Spieler fördert (Musiala, Tel, Upamecano).


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