Titelverteidiger Bayern raus: Die verbliebenen CL-Anwärter im Power-Ranking
Von Dominik Hager
Das Teilnehmerfeld der Champions League hat sich nach den Viertelfinal-Rückspielen halbiert. Mit dem FC Bayern ist auch der Titelverteidiger nicht mehr im Rennen. Der Kampf um die Königsklasse wird sich also zwischen Paris Saint-Germain, Manchester City, Real Madrid und dem FC Chelsea entscheiden. Wir blicken in unserem Power-Ranking auf die jeweiligen Chancen der vier Teams.
1. Paris Saint-Germain
Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass Paris Saint-Germain in der Ligue 1 nicht Tabellenführer ist. Sicherlich hat dies auch was mit den etwas launenhaften Diven wie Neymar zu tun. In den beiden Partien gegen den FC Bayern haben sie jedoch gezeigt, dass sie auch anders können. Während im Hinspiel die Abwehr eigentlich nicht reif für den Henkelpott schien, sah das im Rückspiel schon ein wenig anders aus. In der Defensive wird definitiv noch eine kleine Steigerung von Nöten sein. Allerdings ist von dieser auch auszugehen, wenn Abwehrchef Marquinhos und Rechtsverteidiger Alessandro Florenzi wieder fit sind.
In der Offensive verfügt man mit Neymar und Mbappé über die beiden stärksten Individualisten, die noch im Wettbewerb sind. Die Extra-Klasse der beiden Stars hat man gegen München gut beobachten können. Selbst wenn der Ball nicht immer ins Tor wollte, wurde es für die Bayern stets ungemütlich, wenn Neymar oder Mbappé an Ball waren. Was für die Gegner erschwerend hinzukommt, ist die Tatsache, dass beide mittlerweile auch defensiv mitarbeiten. Es scheint so, als würden die Superstars ihr Ego hinten anstellen, damit es in diesem Jahr für den Triumphzug reicht.
Das Rückspiel gegen die Bayern war eine erste Kostprobe. Nutzt der französische Hauptstadtklub nun auch noch seine Chancen, steht dem Titelgewinn nichts im Wege.
2. Manchester City
Manchester City spielt von den verbliebenen Teams die mit Abstand stärkste und konstanteste Saison. Das Team von Pep Guardiola wirkt selbstbewusst, harmonisch und hat vor allem personell keine Schwachstellen. Diese Punkte konnte man in den Vorjahren jedoch auch allesamt aufzählen. In den entscheidenden Momenten scheiterte der Klub trotzdem immer.
Selbst in dieser Saison hätte es gegen Borussia Dortmund schief gehen können. Das abgepfiffene Tor von Bellingham im Hinspiel und der umstrittene Handelfmeter im Rückspiel haben sicherlich zum Weiterkommen beigetragen. Betrachtet man die beiden Partien gegen die Dortmunder, so kommt man natürlich zum Schluss, dass die bessere Mannschaft weitergekommen ist. Wie das Team den Ball laufen ließ und Dortmund über weite Strecken keine Luft zum Atmen nahm, war schon imposant.
Im Halbfinale gegen Paris dürfte es jedoch schwerer werden. Bei Manchester City besteht immer die Gefahr, dass sie vorne zu verkünstelt agieren. Die Franzosen spielen schneller und schnörkelloser und haben eine extreme Konterstärke. Dies ist genau das Rezept, mit dem man die Guardiola-Taktik aushebeln kann.
Das Halbfinal-Duell der beiden Top-Klubs kann man schon zu einem gewissen Grad als "vorgezogenes Finale" betrachten. Wie auch Paris werden die Cityzens extrem heiß darauf sein, den Henkelpott endlich in die Höhe strecken zu können.
3. Real Madrid
Der Glanz früherer Tage ist bei Real Madrid sicherlich ein wenig verflogen. Allerdings muss man anmerken, dass auch nicht jeder der letzten vier Champions-League-Titel unbedingt glanzvoll war. Trotzdem fehlt seit dem Weggang von Cristiano Ronaldo der Unterschiedsspieler. Wichtig wird sein, dass Sergio Ramos seine Verletzung und seine Corona-Erkrankung auskuriert. Den Kapitän und emotionalen Leader benötigt man für eine Titelchance unbedingt.
Für Real Madrid spricht, dass der Klub den Wettbewerb wohl so gut versteht wie kein anderes. Das 0:0-Rückspiel gegen Liverpool war wieder mal typisch für die Madrilenen. Die Reds hatten zwar durchaus ihre Möglichkeiten, allerdings hatte man nie das Gefühl, dass das Weiterkommen auf der Kippe stand. Real ist einfach abgezockt was das Verwalten von Vorsprüngen angeht.
Alleine von der Qualität hängt man jedoch hinter Manchester City zurück. Viele Spieler wie Luka Modric oder Marcelo sind auch nicht mehr ganz so stark wie früher. Wenngleich die Königlichen immer besser in Tritt kommen und nach den jüngsten Erfolgen gegen Liverpool und Barcelona Selbstvertrauen tanken konnten, wäre ein Champions-League-Sieg eine Überraschung.
4. FC Chelsea
Der FC Chelsea ist der klare Außenseiter im Wettbewerb. Die Blues spielen trotz der vielen Neuzugänge keine sonderlich überzeugende Saison. Unter Trainer Tuchel konnte man sich immerhin sportlich fangen, wenn man die böse 2:5-Pleite gegen West Brom mal ausklammert.
Dennoch liegt der Grund dafür, dass die Blues noch im Wettbewerb sind, vor allem am Losglück. Mit Atlético Madrid und dem FC Porto hatten die Londoner nicht die schwersten Gegner wegzuräumen. Dieses Spiel geht im Halbfinale jedoch weiter, zumal auch Real Madrid von den möglichen Gegnern wohl das schwächste Team ist.
Erreichen Tuchel und Co tatsächlich das Finale, muss man mit allem rechnen. Chelsea ist traditionell ein unbequemer Champions-League-Gegner und kann andere Teams zur Verzweiflung bringen. Ein Szenario wie 2012, als man trotz chronischer Unterlegenheit dem FC Bayern den Henkelpott entriss, könnte sich durchaus wiederholen. Allerdings dürfte das Glück von 2012 für die folgenden zehn Jahre aufgebraucht sein.
Sportlich ist Chelsea eigentlich weder offensiv noch defensiv wirklich stark genug, um gegen Paris oder Manchester City zu bestehen. Es braucht also wieder einen Wunder-Torwart wie vor neun Jahren Petr Cech.