Bayern und BVB doch im CL-Halbfinale? Warum die Pläne Nonsens sind
Von Jan Kupitz
Nachdem die zwölf Gründungsmitglieder ihre Pläne zur Super League vorgelegt haben, brach ein großer Shitstorm über sie herein. Die nicht-beteiligten Vereine fordern harte Strafen für die zwölf Klubs, die sich offenbar als etwas Besseres sehen. In erster Linie steht ein Ausschluss aus der Champions League zur Debatte.
Mit Manchester City, Real Madrid und dem FC Chelsea gehören drei der vier aktuellen Halbfinalisten zu den Gründungsmitgliedern der Super League. Lediglich Paris Saint-Germain hat sich von den letzten in der Champions League verbliebenen Teams gegen eine Teilnahme an dem exklusiven Zusammenschluss entschieden.
Das birgt natürlich eine Menge Zündstoff - es gibt nicht wenige, die einen sofortigen Ausschluss des Trios aus der Königsklasse fordern. Wie zum Beispiel der Vorsitzende des dänischen Verbandes, Jesper Möller, der Mitglied im UEFA-Exekutivkomitee ist. Gegenüber DR Sporten (via Bild) sagte er: "Am Freitag findet eine außerordentliche Sitzung des Exekutivkomitees statt. Dort habe ich die Erwartung, dass die zwölf Vereine rausgeworfen werden. Die Vereine gehen raus. Dann muss man sehen, wie man die Champions League beendet."
Sollte dieses Szenario tatsächlich eintreten, wäre mit Paris Saint-Germain plötzlich nur noch ein Team in der Champions League übrig - wie ginge es dann weiter?
Bayern und BVB im Halbfinale?
Laut Bild gibt es zwei vorstellbare Szenarien: Entweder, PSG wird als letztes verbliebenes Team direkt zum Champions-League-Sieger gekürt. Was unwahrscheinlich ist, weil durch die ausfallenden Halbfinalspiele und dem Endspiel ein dicker Batzen an TV-Kohle wegfallen würde.
Oder die UEFA holt die im Viertelfinale ausgeschiedenen und nicht an der Super League beteiligten Klubs zurück in den Wettbewerb und lässt sie im Halbfinale gegeneinander antreten: Neben Paris wären dann auch plötzlich wieder der FC Bayern, Borussia Dortmund und der FC Porto dabei. Für deutsche Fans wäre das natürlich grandios.
Doch so schön dieses Szenario auch wäre, so ein kompletter Nonsens ist es. Die Super League wird vor allem deshalb kritisiert, weil sie durch ihre exklusiven Beitrittsrechte gegen das sportliche Leistungsprinzip verstößt. Die Fans protestieren mit dem Slogan "Earn it" (verdient es euch) dagegen, sogar Leeds United trug gegen den FC Liverpool Aufwärmshirts mit dieser Botschaft - denn letztlich sollte jeder Klub im Sport durch seine eigenen sportlichen Leistungen dazu befähigt sein, das Bestmögliche für sich zu erreichen. Die Super League steht genau für das Gegenteil.
Wenn plötzlich Bayern, Dortmund und Porto ins Halbfinale der Champions League einziehen würden, wäre die UEFA allerdings keinen Fatzen besser als die Super League. Denn auch diese drei genannten Klubs haben es sportlich nicht verdient, in der Runde der letzten Vier zu stehen und um den Henkelpott kämpfen zu dürfen. Sie wurden sportlich eliminiert, das Leistungsprinzip hat entschieden. Würden sie aus nicht-sportlichen Gründen nachrücken, wäre das gegen alles, wofür die Fans aktuell protestieren.
Perez hat keine Angst vor sofortigem Ausschluss
Letztlich müssen die Fans für die aktuelle Saison wohl in den sauren Apfel beißen und zusehen, wie Real, City und Chelsea in ihren womöglich letzten Auftritten in der Königsklasse noch einmal um den Henkelpott spielen. Real-Präsident Florentino Perez wähnt sich in dieser Angelegenheit ohne auf der sicheren Seite: "Real Madrid und andere Super-League-Klubs werden nicht von der Champions League 2020/2021 ausgeschlossen werden. Das wird nicht passieren, das Gesetz schützt uns. Das ist unmöglich", erklärte er gegenüber El Chiringuito.
Plötzlich würden wohl die meisten Fans PSG den CL-Sieg am ehesten gönnen - wer hätte das vor zwei Wochen für möglich gehalten?