Causa Boateng: Flick widerspricht Hoeneß vehement!
Von Guido Müller
Die beschämende 1:2-Heimniederlage der deutschen Nationalmannschaft gegen Nordmazedonien (65. der Weltrangliste) hat für viel Empörung im Land gesorgt. In der Spiel-Analyse am Donnerstagabend forderte Bayerns Ehrenpräsident deshalb erneut vehement die Rückkehr der von Joachim Löw vor zwei Jahren aussortierten Thomas Müller und Mats Hummels. Den dritten Verbannten, Jerome Boateng, ließ er jedoch außen vor.
Eigentlich sogar mehr als das. Denn Hoeneß riet dem Bundestrainer explizit, Jerome Boateng nicht mit zur EM zu nehmen. Was wiederum Hansi Flick, der aktuelle Trainer der Bayern, nicht nachvollziehen konnte.
Flick widerspricht Hoeneß
"Das ist seine Meinung", kommentierte Flick die Aussagen (via kicker) seines einstigen Chefs mit einer Wortwahl, die auf eine konträre Sichtweise schließen lässt. "Ich kenne das von Bayern München, dass man seine Spieler immer unterstützt."
Flicks Kritik ist also zweifach - in der Sache selbst. Und in den Formen. Ersterer fügte er dann noch die entsprechende Argumentation hinzu: "Er hat aus einer schwierigen Situation - die er ohne Frage hatte - eine wahnsinnige Steigerung gemacht. Er hat hart an sich gearbeitet, um wieder auf dieses Niveau zu kommen. Jerome ist wieder in Topform und hat die letzten Spiele herausragend gespielt."
Herausragend für den amtierenden deutschen Dauer-Meister und aktuellen Champions-League-Sieger, aber zu schlecht für eine weiterhin nicht für übermäßigen Optimismus sorgende DFB-Auswahl?
Das erscheint tatsächlich wie ein Widerspruch. Fakt ist, dass sich Boateng aus dem Formtief, in das er nach der verkorksten Weltmeisterschaft 2018 gefallen war, wieder herausgearbeitet hat. Im Defensiv-System von Flick in dieser Saison zumeist gesetzt, verpasste er im Gegensatz zu den vorangegangenen Spielzeiten krankheits- oder verletzungsbedingt bislang noch kein Spiel.
"Ein Spieler, der jeder Mannschaft gut tun kann!"
Doch auch Boatengs Anteil an den Erfolgen des Vorjahres wollte Flick nicht unter den Tisch fallen lassen. "Er war auch einer der Garanten, dass wir das Triple geholt haben. Da bin ich ihm sehr dankbar."
In der Summe sei Boateng, auch mit seinen 32 Jahren, "ein Spieler, der jeder Mannschaft gut tun kann." Also auch der Nationalmannschaft. "Letztendlich ist es eine Entscheidung von Joachim Löw, da ist er in der Verantwortung."
Knapp zwei Monate hat Boateng nun noch Zeit, auch Löw von seiner Wertigkeit für das deutsche Team zu überzeugen.