BVB wendet Katastrophe gegen Bochum ab: Das sagen Sahin, Kobel und Co.
Von Oscar Nolte
Nach der 5:1-Klatsche gegen den VfB Stuttgart am letzten Spieltag wollte Borussia Dortmund gegen den VfL Bochum eine Reaktion zeigen. Stattdessen geriet der BVB im eigenen Stadion aber früh mit 1:0 in Rückstand und schluckte wenig später, nach einem kapitalen Fehler von Schlussmann Gregor Kobel, auch noch den zweiten Treffer.
Mit einer Niederlage gegen Bochum wäre die Luft in Dortmund dick geworden. Die Schwarz-Gelben zeigten im kleinen Revierderby aber eine gute Moral und kamen noch vor der Halbzeit durch den starken Serhou Guirassy zurück. Nach dem Seitenwechsel glich der BVB durch einen Elfmeter von Emre Can aus, ehe erneut Guirassy den Führungstreffer erzielte. Felix Nmecha markierte schließlich den 4:2-Schlusspunkt.
Aus Dortmunder Sicht ein verdienter, ob des Spielverlaufs aber doch glücklicher Sieg, der nach der Stuttgart-Demontage nicht gerade zusätzliche Sicherheit gegeben hat. Gerade die Restverteidigung war gegen Bochum Thema - und wurde nach dem Spiel entsprechend deutlich von Cheftrainer Nuri Sahin angesprochen.
Die Stimmen zum Spiel:
Nuri Sahin (Cheftrainer BVB)
über das Spiel:
"Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass wir gut ins Spiel kommen und dann kommt so ein Nackenschlag und auch noch das zweite Tor - ein unforced Error - nachdem man erst einmal hinterherläuft. Vielleicht werde ich jetzt auch kritische Stimmen hören, aber ich fand, dass wir klar geblieben sind und weitergespielt haben. Ich weiß nicht, ob ich das sagen kann, aber ich würde sagen, wir haben verdient gewonnen."
über die schwache Restverteidigung:
"Du kannst mit vier Mann in Überzahl sein, aber wenn du nicht richtig zupackst, wenn der Gegner mit dem Rücken zum Ball steht und nicht attackierst, dann haben wir da Probleme und dann kann das schnell in die Hose gehen. Wenn heute das dritte Tor fällt, haben wir ein Riesenproblem. Manchmal muss man leiden, um zu lernen."
über die defensive Lösung in der 2. Halbzeit:
"Wir haben das nochmal angesprochen, dann ist Emre (Can, Anm.) komplett auf der Sechs geblieben und damit haben wir das Problem gelöst. Wenn die Raute von Bochum so steht, wie sie steht, haben sie viele Spieler vorne."
über die positiven Aspekte:
"Ich weiß, dass es viele Themen gibt, an denen wir arbeiten müssen, aber wo ich heute schon eine Entwicklung gesehen habe, ist die Klarheit, auch im eigenen Stadion, wenn es 0:2 steht, weiterzuspielen und es weiter zu versuchen. Das hat Leverkusen zum Beispiel letztes Jahr und auch dieses Jahr komplett ausgezeichnet. Wir wollen uns entwickeln und unsere Chancen kreieren und ich hatte das Gefühl, dass unsere Drehzahl mit einer klaren Idee extrem hoch war."
über die Lehren des Spiels:
"Das war heute unser siebtes gemeinsames Pflichtspiel und man lernt mit jedem Spiel. Heute war Restverteidigung ein Problem, aber es gab auch viel Positives. Gehen Sie davon aus, dass wir alles ganz klar ansprechen. Es war klar, dass Bochum heute über die langen Bälle geht und wir die zweiten Bälle holen müssen. Das erste Gegentor passiert nach einem zweiten Ball und das sind Themen, die wir angehen müssen."
darüber, ob er in Zukunft mit einer Dreierkette spielen will:
"Ich habe in Antalya schon oft Dreierkette gespielt. Eine Dreierkette ist immer in der Auswahl und wir haben ein bisschen versucht, verkappt zu spielen. Es wird auch immer wieder Spiele geben, wo wir mit einer festen Dreierkette spielen können, wir haben den Kader dazu. Aber für heute hatte ich nicht das Gefühl, dass wir das brauchen."
Gregor Kobel
über seinen Bock vor dem 2:0:
"Ich wusste, dass auf der rechten Seite alles frei ist, aber habe mich zu früh auf eine Sache konzentriert. Ich wollte mich anbieten und direkt verlagern. Schlotti (Schlotterbeck, Anm.) hat mir den Ball so ein bisschen auf den linken Fuß gespielt und ich konnte den Ball nicht gleich auf die andere Seite mitnehmen. In meinem Kopf hab ich immer noch vorgehabt, dass ich nach rechts spielen will und da habe ich mich dann selber vor Probleme gestellt. Am Ende vom Tag ist es super unglücklich gelaufen. Auf jeden Fall ein Fehler von mir, ich muss den Ball einfach wegspielen, es ist zu gefährlich, da noch was machen zu wollen. Aber ich versuche nicht zu viel darüber nachzudenken und die Sache schnell abzuhaken."
über die Reaktion der Mannschaft nach seinem Fehler:
"Ich bin super dankbar, dass die Mannschaft so Gas gegeben hat nach dem 0:2 und noch den Anschlusstreffer gemacht hat. In der zweiten Halbzeit sind wir sehr gut aus der Kabine gekommen. Es ist eine schöne Sache für mich und die ganze Mannschaft und ich bin sehr stolz."
über das Spiel nach dem 2:0:
"Wir haben einfach sehr mutig nach vorne gespielt. Wir standen gut in den Räumen und haben die Tiefe gut attackiert und den Ball gut laufen gelassen. Wir waren außerdem sehr sicher und sehr mutig mit einem klaren Zug nach vorne."
Emre Can
über das Spiel:
"Ich glaube, keiner in diesem Stadion wusste hier am Anfang, was passiert. Wir liegen auf einmal 0:2 hinten und dann hast du natürlich Sachen wie letzte Woche die Niederlage in Stuttgart im Kopf. Es sah nicht gut aus, aber ich habe das Gefühl im Spiel gehabt, dass wenn wir einen vor der Halbzeit machen, wir das Spiel noch drehen und hier bei uns im Stadion mit den Fans ist alles möglich und das haben wir heute auch wieder gezeigt. Aber das darf nicht erst nach dem 0:2 anfangen, das muss von Anfang an da sein, das müssen wir lernen. Trotzdem haben wir heute Charakter gezeigt."
über das Hauptproblem gegen Bochum:
"Die Restverteidigung! Wir spielen hinten einfach 2:2 und einer von uns Sechsern oder der Rechtsverteidiger muss einrücken. Wir müssen da in der Überzahl sein, es darf nicht passieren, dass ein Spieler frei aufs Tor läuft. Wir müssen uns verbessern zu 100 Prozent. Wir haben noch einige Punkte, die wir besser machen müssen, aber das werden wir und dann wird es die nächsten Wochen hoffentlich besser."
über Matchwinner Serhou Guirassy:
"Serhou ist super. Es ist gut, so einen Spieler vorne zu haben, wo man weiß, dass man ihn immer anspielen kann. Er ist immer gut für ein Tor und Serhou wird uns hoffentlich noch einige Dinger in dieser Saison machen. Es ist ein guter Anfang, aber er kann wie wir alle trotzdem noch besser spielen."
Julian Brandt
"In der ersten Halbzeit hat die Konsequenz im Abschluss gefehlt. Wenn man das Gefühl hat, dass man überlegen ist auf dem Platz, ist das immer ein Spiel mit dem Feuer. Ein, zwei Konter können einen in eine schlimme Situation bringen. Trotzdem war es ein wichtiger Sieg. Vier Tore, drei Punkte – ganz wichtig."
Waldemar Anton
"Da war alles drin, was man als Fan sehen will: Spannung, viele Tore. Für uns selbst war es natürlich kein guter Start. Wir haben nicht gut verteidigt bei den Gegentoren. Aus einer halben Chance machen die zwei Tore. Danach haben wir Moral bewiesen, hatten das Spiel im Griff, sind dominant aufgetreten. Wir hatten von Anfang an viel den Ball und haben auch gute Lösungen gefunden. Ich hatte keine Zweifel, dass wir das noch schaffen. Wir haben einen wichtigen Sieg eingefahren. Nach einem 0:2-Rückstand das Spiel so zu drehen, mit so einer Überzeugung zu spielen, war ein Schritt in die richtige Richtung."
Sebastian Kehl (Sportdirektor BVB)
"Für die Zuschauer war das sehr unterhaltsam, weil sie sechs Tore gesehen haben. Ich hätte sie am liebsten nur auf unserer Seite gesehen. Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht und mussten hinterherlaufen. Das aber haben wir sehr gut gemacht. Das 1:2 noch in der ersten Halbzeit war superwichtig. Davor und danach haben wir uns viele Chancen herausgearbeitet. Ich hatte immer das Gefühl, das drehen wir noch. Es waren viele gute Sachen dabei. Wichtig war auch, dass die Zuschauer immer da waren und die Mannschaft in keiner Phase haben hängen lassen."
Peter Zeidler (Cheftrainer VfL Bochum)
"Gratulation an Nuri Sahin und Borussia Dortmund zum Sieg. Es war klar, dass wir nicht alles verhindern können. Wir hatten aber in der ersten Halbzeit einen hervorragenden Patrick Drewes und haben eine sehr engagierte Abwehrleistung hingelegt. Wir haben gezeigt, dass wir spielen wollen. Das 1:0 haben wir herrlich herausgespielt, das zweite Tor durch hohes Forechecking gegen Gregor Kobel nachgelegt. Natürlich konnten wir nicht alles verteidigen. Aber in der 33. Minute hatte Myron Boadu die Großchance zum 3:0, da haben nur wenige Zentimeter gefehlt. Danach wurde der Druck größer, wir bekamen die Flanke zum 2:1 nicht verhindert. Trotzdem sind wir mit einer Führung in die Pause gegangen. Wir wollten so weiterspielen, weiter auf Ballbesitz gehen – das ist uns nicht ganz gelungen. Nach dem Ausgleich war die entscheidende Szene die Chance von Moritz Broschinski, die leider nicht im Tor landete. Danach nahm das Spiel seinen Lauf. Dortmund hat weiter Tempo gemacht, wir konnten uns nicht mehr viele Chancen herausspielen. Jeder hat aber unsere Leistung gesehen, was für uns wichtig ist. Die Unterstützung unserer Fans war auch sehr gut. Natürlich bringt und das keine Punkte, aber das gibt uns Kraft. Nächste Woche wollen wir gegen Wolfsburg zuhause punkten."
Felix Passlack
"Die erste Halbzeit muss unser Maßstab sein für die nächsten Wochen. Da haben wir gut gespielt im eigenen Ballbesitz und auch gut verteidigt. Wir standen solide im Block und hatten unsere Pressingsituationen nach vorne. Wenn wir das 3:0 machen, dann kippt die Stimmung hier im Stadion komplett. Selbst wenn wir mit einem 2:0 in die Halbzeit gehen, dann gibt es in der zweiten Halbzeit ein ganz anderes Spiel. Uns war dann klar, dass der BVB noch mehr Druck aufbauen und noch schneller spielen wird. Da waren unsere Abstände nicht mehr ganz so eng und unsere Ballbesitzphasen, vor allem in der gegnerischen Hälfte, wurden immer kürzer. Wenn man die erste Halbzeit sieht, gab es viele positive Sachen. Nichtsdestotrotz müssen wir uns die zweiten 45 Minuten anschauen, was da nicht gut war, und das auch klar ansprechen. Aber da habe ich volles Vertrauen in unser Trainerteam, die uns auch heute gut eingestellt haben."
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Stimmen via DAZN, bvb.de und vfl-bochum.de
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