BVB-Transferoffensive: 5 Parallelen zu 2019
Von Jan Kupitz
Borussia Dortmund gibt auf dem Transfermarkt Vollgas und hat nach der Verpflichtung von Niklas Süle auch den Transfer von Nico Schlotterbeck bestätigt. Mit Karim Adeyemi steht zudem der nächste Neuzugang in der Pipeline.
Ein wenig erinnert das aktuelle Vorgehen an den Transfersommer 2019, in dem der BVB letztmals für richtig Aufsehen gesorgt hatte. Mit Nico Schulz, Julian Brandt und Thorgan Hazard stießen drei (damals hochbewertete!) Bundesligaspieler zu Schwarz-Gelb - und als Krönung gelang es Michael Zorc und Co., Mats Hummels vom FC Bayern zurückzuholen.
90min vergleicht den damaligen Transfersommer mit dem aktuellen - und sagt, welche Gemeinsamkeiten es bereits gibt:
1. Gestandener Nationalspieler als neuer Abwehrboss
2019: Mats Hummels
2022: Niklas Süle
Seit der einstige "Kinderriegel" Mats Hummels und Neven Subotic beim BVB auseinander gebrochen ist, war die Innenverteidigung eine herbe Schwachstelle der Borussia. 2019 versuchte man, diese mit der Rückholaktion von Hummels zu beheben - mit mittelmäßigem Erfolg.
Die Defensive ist nach wie vor die Dortmunder Achillesferse. Daher holt man mit Niklas Süle zur kommenden Saison einen neuen Abwehrboss - auch er kommt (wie Hummels 2019) vom FC Bayern an die Strobelallee.
2. Herausragendes Bundesligatalent zum BVB
2019: Julian Brandt
2022: Nico Schlotterbeck
Mittlerweile ist Julian Brandt bei vielen BVB-Fans unten durch, weil er häufig eine katastrophale Körpersprache und Einsatzbereitschaft an den Tag legt. Doch man sollte nicht vergessen, dass der Blondschopf 2019 noch als DER Transfercoup der Dortmunder gefeiert wurde. Brandt galt damals als herausragendes Talent, das in Dortmund zum Weltstar reifen sollte.
Wie man heute weiß, hat das nicht geklappt.
In diesem Sommer verpflichtet der BVB mit Nico Schlotterbeck erneut ein herausragendes Bundesligatalent. Auch hier hofft man, dass er den Schritt zum Weltstar packt. Die Zeichen stehen gut, dass er das schafft - doch der Fall Brandt sollte als warnendes Beispiel zumindest mal im Hinterkopf bleiben.
3. Wackel-Verteidiger als Cashcow
2019: Abdou Diallo
2022: Manuel Akanji
Vor drei Jahren gab der BVB Abdou Diallo für über 30 Millionen Euro an PSG ab - in diesem Jahr winkt bei Manuel Akanji eine ähnliche Ablöse.
Was beide Verteidiger eint? Sie kamen mit großen Erwartungen, konnten ihr Potenzial auch andeuten - waren aber im gleichen Zug auch immer wieder für Fehler gut. Dass man jeweils knapp 30 Millionen Euro für sie bekommt, kann man als gutes Verhandlungsgeschick verbuchen.
4. Viele Spieler ohne BVB-Niveau müssen gehen
2019: Maxi Philipp, Sebastian Rode, Shinji Kagawa, Jeremy Toljan, André Schürrle, Ömer Toprak, Marius Wolf, Felix Passlack, Sergio Gomez
2022: Roman Bürki, Julian Brandt, Nico Schulz, Axel Witsel, Reinier, Dan-Axel Zagadou, Marin Pongracic, (Emre Can, Thorgan Hazard)
Eine weitere frappierende Parallele betrifft die Reservisten des BVB. Damals wie heute hatte Schwarz-Gelb etliche Spieler im Kader, die nicht (mehr) bzw. noch nicht dem Niveau und den Erwartungen der Dortmunder entsprachen.
Damals wurde in der zweiten Reihe ordentlich aufgeräumt - auch in diesem Jahr muss ein großer Schnitt bei vielen Reservisten erfolgen. Allein, weil viele dieser Akteure ein dickes Gehalt fressen. Eine weitere Gemeinsamkeit zu 2019, wo Spieler wie Toprak, Schürrle und Philipp ziemlich gut kassierten.
5. Superstar für viel Geld verkauft
2019: Christian Pulisic
2022: Erling Haaland
2019 war es Christian Pulisic, der vom BVB für über 60 Millionen Euro an den FC Chelsea verkauft wurde. In diesem Jahr wird es Erling Haaland sein, der für viel Geld - und mit riesigem Gewinn - verkauft wird. Beide Akteure waren bzw. sind absolute Unterschiedsspieler, weshalb der Verlust jeweils ein schwerer war bzw. sein wird.
Einziger Unterschied: Vor drei Jahren wurde der BVB bei der Nachfolgeregelung intern fündig und setzte auf Jadon Sancho - das dürfte in diesem Jahr beim Haaland-Ersatz nicht funktionieren.
PS: Ja, der Pulisic-Deal wurde (aufgrund einer drohenden Transfersperre für Chelsea) bereits in der Winterpause besiegelt, trat aber erst zum Sommer 2019 in Kraft. Deshalb kann der Verkauf als Vergleich herhalten.