Die Kaderbaustellen beim BVB: Wo nachgelegt werden muss
Von Henry Einck
Borussia Dortmund kann mit der bisherigen Bundesliga-Saison nicht zufrieden sein. Die Schwarz-Gelben belegen Platz sechs und haben neun Punkte Abstand auf Spitzenreiter Bayern München. Einige Stellen im Kader bereiten Probleme. Bis zum Rückrundenauftakt gilt es, diese Probleme zu beseitigen. Wir haben uns die Baustellen von Dortmund genauer angeschaut.
Die Platzierung vor der WM-Pause dürfte wohl für keinen BVB-Verantwortlichen zufriedenstellend sein. Es gilt aber auch: Die Borussen haben für die Rückrunde alle Möglichkeiten, die Saison zu retten. Die Mannschaft von Edin Terzic ist in allen drei Wettbewerben noch vertreten und hat damit weiter Chancen auf Titel. Im Champions-League-Achtelfinale geht es gegen den FC Chelsea (Hinspiel: 15. Februar), im DFB-Pokal wartet der VfL Bochum (8. Februar).
Wie viele Baustellen im Kader des BVB tatsächlich existieren, machte sich in den Wochen vor der Winterpause bemerkbar, als häufig Niklas Süle als Rechtsverteidiger auflief. Darüber hinaus musste die Bank mit jungen Spielern wie Marco Pasalic aus der zweiten Mannschaft aufgefüllt werden. Klar ist: Die BVB-Verantwortlichen müssen im Winter nachlegen - auf mehreren Positionen.
1. Außenverteidigung
Die dringendste Baustelle im Kader ist die Außenverteidigung. Gerade die rechte Seite ist dünn besetzt. Dort fällt Marius Wolf (27) mit einer Gleichgewichtsstörung auf unbestimmte Zeit aus, Mateu Morey (22) muss sich nach Knie-OP erstmal finden und Thomas Meunier (31) liebäugelt mit einem vorzeitigen Wechsel. Es bleibt nur Felix Passlack (24), dem eine Startelf-Rolle wohl nicht zugetraut wird.
Das aktuellste Gerücht dreht sich um Top-Talent Cody Drameh (21) von Leeds United. Der 21-Jährige will den Premier-League-Club wohl verlassen. An den Gerüchten um Lutsharel Geertruida (22) von Feyenoord soll nichts dran sein.
Auf der linken Seite herrschten auch Fragezeichen, die nun aber wohl beantwortet sind. So soll Raphaël Guerreiro (29) den Verein im Sommer ablösefrei verlassen, mit Ramy Bensebaini (27) von Borussia Mönchengladbach soll aber ein direkter Ersatz gefunden worden sein. Im Winter könnte Nico Schulz (29) noch gehen. Dafür steht mit Tom Rothe (18) ein vielversprechender, junger Back-Up zur Verfügung.
2. Zentrum
Auf der Zentrumposition ist der BVB nominell gut aufgestellt. Einen sicheren Platz hat Shootingstar Jude Bellingham (19). Für den Platz an seiner Seite gibt es mit Salih Özcan (24), Emre Can (28) und Mahmoud Dahoud (26) gleich drei Optionen von unterschiedlichem Spielertyp. Zudem steht mit Abdoulaye Kamara (18) ein Talent in den Startlöchern.
Trotzdem fordern viele BVB-Fans Verstärkung - gerade qualitativ. Die Verpflichtung eines Zentrumsspielers von internationalem Format könnte auch präventiv die Lücke schließen, die entstehen wird, wenn Bellingham den Klub verlässt.
Die aktuellsten Gerüchte betreffen Weston McKennie von Juventus Turin (24), Orkun Kökcü (21) von Feyenoord und Naby Keïta (27) vom FC Liverpool. McKennie und Keïta sollen mit ihren Vereinssituationen unzufrieden sein und sich eine Rückkehr in die Bundesliga vorstellen können. Kökcü gilt als türkisches Riesentalent, das für den nächsten Schritt bereit ist. Spannende Spieler, dessen Verträge im Sommer auslaufen, wären Houssem Aouar (24) von Olympique Lyon und Mathias Jensen (26) vom FC Brentford.
3. Offensives Mittelfeld
Genauso wie im Zentrum wünschen sich BVB-Fans auch im offensiven Mittelfeld ein Upgrade. Dabei sind die Borussen mit Marco Reus (33), Julian Brandt (26) und Giovanni Reyna (20) breit aufgestellt. Das Problem ist, dass Reus und Reyna verletzungsanfällig sind und Brandt häufig inkonstant agiert. Es bräuchte einen Spieler, der Reus langfristig beerben kann.
Auf der Zehnerposition stehen Daichi Kamada von Eintracht Frankfurt (26), Mohammed Kudus (22) von Ajax Amsterdam und Alexis Mac Allister von Brighton & Hove Albion (24) im Fokus der Gerüchteküche. Dass der BVB an Kamada dran ist, ist schon länger bekannt. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Japaner im Sommer nach Auslauf seines Vertrags in Frankfurt zu den Schwarz-Gelben wechselt.
Während der WM in Katar haben die BVB-Verantwortlichen wohl zwei Alternativen in den Blick genommen. Kudus war der herausragende Spieler bei Ghana, Mac Allister spielte eine wichtige Rolle bei Argentiniens WM-Triumph. Bei beiden Spielern müsste der BVB aber tief in die Tasche greifen und sich gegen internationale Konkurrenz durchsetzen.
4. Außenpositionen
Ein großes Problemfeld ist die Außenposition. Der Abgang von Jaden Sancho (22) im Sommer 2021 konnte nie kompensiert werden. Mit Donyell Malen (23) und Karim Adeyemi (20) bespielen zwei Spieler die Außenpositionen, die ursprünglich im Sturmzentrum beheimatet sind. Beide blieben seit ihrer Ankunft hinter den Erwartungen zurück. Die anderen Optionen sind Thorgan Hazard (29) und Jamie Bynoe-Gittens (18), die jeweils wohl (noch) nicht über Champions-League-Niveau verfügen.
Es ist wahrscheinlich, dass Dortmund hier noch im Winter nachlegt. Ein Leihdeal mit dem FC Chelsea um eine Rückkehr von Christian Pulisic (24) soll Thema sein. Der US-Star spielt in London keine große Rolle. Mehrfach berichtet wurde auch über Interesse an Wilfried Zaha (30), der seit Jahren als einer der besten Spieler außerhalb der Top-Clubs heraussticht. Der Vertrag des Ivorers bei Crystal Palace läuft im Sommer aus. Diese Situation könnte der BVB nutzen. Ein Wechsel im Winter ist aber unrealistisch.
5. Mittelsturm
Die größte Baustelle könnte schon bald im Sturmzentrum bestehen. Denn: Youssoufa Moukoko (18) zögert mit der Verlängerung seines Vertrags und steht im Fokus von unzähligen Top-Clubs in Europa. Moukoko war der zuverlässigste Stürmer in der BVB-Hinrunde. Ob Modeste (34), Malen (23) oder Adeyemi (20)... die Auftritte im Sturm glückten selten. Besonders bitter ist, dass Haaland-Nachfolger Sébastian Haller (28) mit seiner Krebs-Erkrankung auf unbestimmte Zeit ausfällt. Das bringt den BVB in eine schwierige Position.
Sollte Moukoko Dortmund tatsächlich verlassen, wird ein Sturm-Neuzugang ein wichtiges Thema werden. Gerüchte gibt es dahingehend bisher kaum. Aufstrebende Talente, die für den nächsten Schritt bereit sind, wären Gonçalo Ramos (21) von Benfica und Jonathan David (22) von LOSC Lille. Da ist die Konkurrenz aber wohl sehr groß. Spannend wäre sonst Memphis Depay (28), der den FC Barcelona verlassen will. Der Niederländer soll in der Vergangenheit schon Thema gewesen sein.