BVB verpflichtet FC-Torjäger Anthony Modeste: Die Pro- & Contra-Argumente
Von Dominik Hager
Borussia Dortmund hat auf den krankheitsbedingten Ausfall von Sebastién Haller reagiert und den Kölner Anthony Modeste als Übergangslösung verpflichtet. Die Ablöse für den FC-Torjäger soll fünf Millionen Euro betragen. Der 34-Jährige wird sich mit Youngster Moukoko um den Platz im Sturmzentrum duellieren. Doch macht der Modeste-Deal für die Schwarz-Gelben auch Sinn? Es gibt sowohl Gründe dafür als auch dagegen.
Pro: Darum macht der Modeste-Deal Sinn
1. Modeste weiß wo die Bude steht
Anthony Modeste ist ein klassischer Torjäger, der weiß, wo die Bude steht. Wird der Mittelstürmer richtig in Szene gesetzt, dann dankt er es seinen Mitspielern mit Toren am Fließband zurück. Es gibt nur wenige, die vor dem Tor mit einer derartigen Eiseskälte agieren können. Nach längerer Durststrecke knipste er in der vergangenen Saison 20-mal und musste nur Lewandowski, Haaland und Schick den Vortritt lassen. Dabei sei erwähnt, dass man beim Effzeh als Stürmer nicht so viele Chancen vorfindet wie bei einem Top-Verein, auch wenn die Geißböcke letzte Saison sehr mutig agierten.
2. Modeste bringt Größe und Kopfballstärke mit
Modeste ist nicht nur 1,87 Meter groß, sondern auch enorm kopfballstark. Der Stürmer gewann in der letzten Saison 52,3 Prozent seiner Kopfballduelle, was für einen Mittelstürmer schon sehr gut ist. Damit unterscheidet er sich von Malen, Adeyemi und Moukoko, die im Kopfballspiel gegen die Verteidiger kaum Land sehen. Modeste hat die Größe und die Physis, um sich im Strafraum zu behaupten und insbesondere mit dem Kopf gefährlich zu werden. In der letzten Spielzeit gelangen dem Franzosen zehn Kopfballtore - Ligabestwert.
3. Modeste ist eine relativ preisgünstige Lösung
Der BVB hat nach den kostspieligen Transfers wie Haller, Adeyemi und Schlotterbeck natürlich nicht mehr das Interesse daran gehabt, viel Geld auszugeben. Die Ablöse für Modeste soll angeblich um die fünf Millionen Euro betragen. Das ist natürlich wenig Geld für einen Spieler, der letztes Jahr 20 Liga-Tore erzielt hat. Der Mittelstürmer ist zwar bekannt dafür, durchaus ein hohes Gehalt zu fordern, dürfte dann aber trotzdem noch weniger verdienen, als die gehandelten Cavani oder Depay.
4. Modeste verbaut den Weg für Moukoko nicht
Ein Grund, warum sich der BVB für Modeste entschieden hat, ist vermutlich Top-Talent Moukoko. Der Kölner Neuzugang ist sicherlich ein Spieler, der Einsatzzeiten fordert, jedoch werden einige Minuten für Moukoko rausspringen. Wäre ein echter Kracher wie Depay gekommen, hätte es für das Juwel schnell düster ausgesehen. Nun kann man davon ausgehen, dass sich Modeste und Moukoko die Stürmerrolle teilen und die Entwicklung des jungen Torjägers weiter voranschreiten kann. Möglich wäre es auch, dass beide gemeinsam stürmen.
Zudem sei gesagt, dass Modeste auch nur eine Übergangslösung ist. Wäre jetzt ein Spieler gekommen, der auch nach einer Haller-Rückkehr für längere Zeit bleibt, hätte sich Moukoko mit der Nummer-drei-Rolle anfreunden müssen. Ein Abschied 2023 wäre dann fast gewiss gewesen. Dies darf nicht im Interesse der Dortmunder sein.
Contra: Darum macht der Modeste-Deal keinen Sinn
5. Modeste ist zu langsam für Dortmunds Power-Fußball
Mit Spielern wie Adeyemi und Malen stellt der BVB eine sehr schnelle Offensive, die insbesondere bei rasanten Gegenzügen gefährlich werden kann. Mit seinen 34 Jahren ist Modeste aber nicht mehr sonderlich schnell und eher ein Zielspieler, der vorne wartet. Wie das mit dem Dortmunder Fußball harmoniert, ist schwer vorherzusagen. Modeste ist auch gegen den Ball kein Spieler, den man im Gegenpressing als großen Gewinn bezeichnen könnte. Ein Stilmittel, dass der BVB eigentlich sonst auch gerne anwendet.
6. Der BVB hasst Flanken
Wie bereits zuvor erwähnt, ist Modeste ein Zielspieler und der wohl gefährlichste Kopfballspieler der Bundesliga. Dies bringt aber nur wenig, wenn keine Flanken in den Sechzehner fliegen. In der vergangenen Saison hat nur Borussia Mönchengladbach noch weniger Flanken in den Strafraum gebracht als Dortmund. Da muss man sich schon die Frage stellen, ob Dortmund den Stürmer in Szene setzen kann? Weder Meunier, noch die beiden Außenstürmer Malen und Adeyemi sind bekannt für gute Flanken. Bliebe wohl einzig und alleine Guerreiro, der zu präzisen Hereingaben in der Lage ist. Das ist jedoch reichlich dünn.
7. Modeste wird in Fan-Kreisen kritisch gesehen
Anthony Modeste genießt einen etwas zweifelhaften Ruf und pendelt zwischen Fan-Liebling und einem eher unbeliebten Spieler hin- und her. Modeste ist zwar ein offener Mensch, der die Fan-Nähe sucht und von diesen auch zum Teil frenetisch gefeiert wird, hat sich aber auch den Ruf eines Söldners hart erarbeitet. Dieser stammte ursprünglich aus der Zeit, als er einen China-Wechsel vorantrieb und wurde in den letzten Wochen und Monaten erhärtet. Sein fehlendes Bekenntnis zum Effzeh und seine Hoffnung auf mehr Geld nahmen ihm einige Übel.
Auch beim BVB sind in Fan-Foren einige Beiträge zu lesen, die eher Modeste-kritisch sind. Das Problem ist aber, dass Modeste die bedingungslose Unterstützung der Fans und auch des Trainerteams braucht. Nur dann kann Modeste auch knipsen, wie wir unter Baumgart gesehen haben. Niemand weiß, wie es hingegen unter Terzic klappt.
8. Modeste ist fußballerisch limitiert
Bei einem Verein wie dem 1. FC Köln ist man schon ein gewaltiger Gewinn, wenn man einfach vorne die Tore macht. Bei 20 Saisontoren erwartet niemand, dass der Spieler auch noch gut kicken kann. Immerhin gibt es noch reichlich andere Spieler, die fußballerisch ebenso "limitiert" sind. Demnach greift man eben auf "einfachere" Mittel wie Standards und Flanken zurück.
Der BVB ist jedoch ein Top-Klub, der sich unter anderem auch durch Spielstärke auszeichnet. Hiervon bringt Modeste aber wenig mit. Im Gegensatz zu Haller ist Modeste kein Spieler, der Bälle zuverlässig sauber verarbeitet und zu einem Mitspieler passen kann. Zudem ist er auch im Kombinationsspiel eher unbrauchbar. Modeste ist vor dem Tor zu Hause, hat außerhalb der Box aber seine Probleme in Sachen Technik und Passspiel. In der Bundesliga liegt seine Passquote stets bei um die 60 Prozent. Von Mittelstürmern bei Top-Klubs wird mehr erwartet, ansonsten werden sie zu schnell zum Bremsklotz.