Die Kaderbaustellen beim BVB - und wie sie zu lösen sein könnten

Viel Arbeit liegt vor Michael Zorc (l.) und Marco Rose (r.)
Viel Arbeit liegt vor Michael Zorc (l.) und Marco Rose (r.) / Alex Grimm/GettyImages
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Der BVB hat eine schwierige Hinrunde hinter und viele Baustellen vor sich. Mit der baldigen Öffnung des Transferfensters legt sich der Blick zwangsläufig auf den Kader - es besteht definitiv Handlungsbedarf. Wir haben die Baustellen mal genauer unter die Lupe genommen.


Mit einer 3:2-Niederlage gegen Hertha BSC verabschiedete sich der BVB am Samstag in die Winterpause. Und vermutlich auch aus dem Meisterschaftskampf. Der Rückstand auf den FC Bayern ist im Dezember von einem auf neun Punkte angewachsen. Realistische Titelchancen hat die Borussia nur noch in der Europa League und im DFB-Pokal. Puh.

Doch es ist nicht alles Kot, was braun ist. In einer von unfassbarem Verletzungs- und Schiedsrichterpech geprägten Hinrunde zeigte der BVB unter dem neuen Cheftrainer Marco Rose teils sehr gute Ansätze und rangiert mit ordentlichem Polster auf die Konkurrenz aktuell auf Platz Zwei. Ohne das bittere Champions League-Aus hätten viele BVB-Fans dieses Ergebnis zur Winterpause vor der Saison vermutlich unterschrieben.

Auch das ändert nichts an der Feststellung, dass der schwarz-gelbe Kader nicht optimal zusammengestellt wurde. In den kommenden zwei Transferphasen gilt es für die Verantwortlichen, Marco Rose einen maßgeschneiderten Kader zusammenzustellen. Dafür müssen einige Baustellen bearbeitet werden, die wir uns genauer angeschaut haben.

1. Torwärte

Gregor Kobel
Gregor Kobel könnte beim BVB eine Ära prägen / Joosep Martinson/GettyImages

Zwischen den Pfosten hat der BVB mit Gregor Kobel einen absoluten Volltreffer gelandet. Der Nationalspieler der Schweiz könnte eine Ära in Dortmund prägen und diese Baustelle endgültig schließen. Mit Marwin Hitz hat die Borussia zudem einen hervorragenden Ersatz-Keeper.

Eine Lösung muss allerdings für Roman Bürki gefunden werden. Der Schweizer wurde in den vergangenen Monaten von der Nummer Eins zur Kaderleiche degradiert und fristet ein beschäftigungsloses Dasein in Dortmund. Es wäre für alle Beteiligten schön, wenn sich im Winter ein passender Abnehmer findet.

2. Abwehr - Innenverteidigung

Evan N'Dicka
Evan N'Dicka wäre die perfekte Verstärkung für den BVB / Matthias Hangst/GettyImages

In der Abwehr muss sich beim BVB schleunigst etwas tun. Mindestens ein neuer Innenverteidiger steht auf der Wunschliste, zudem eigentlich Außenverteidiger für beide Seiten.

Mit Nico Schlotterbeck, Niklas Stark und Konstantinos Mavropanos soll der BVB bereits drei zentrale Verteidiger aus der Bundesliga ins Visier gefasst haben. Ein weiterer Name, der ein Thema in Dortmund werden könnte: Evan N'Dicka. Der Franzose wäre eine exzellente Verstärkung für den BVB, hat in Frankfurt allerdings auch noch Vertrag bis 2023 - billig wird N'Dicka nicht.

Fraglich ist, was mit Dan-Axel Zagadou passiert. Der Franzose hat unglaublich viel Qualität, leidet aber sehr unter seiner Verletzungsanfälligkeit. Mit der Unregelmäßigkeit, die Zagadou fit ist, ist der Youngster eigentlich keine langfristige Lösung beim BVB. Die beiden Jugendspieler Nnamdi Collins und Soumaïla Coulibaly schon eher.

Mats Hummels, Manuel Akanji, dazu die beiden Jugendspieler Collins und Coulibaly - mit diesen Innenverteidigern plant der BVB definitiv. Zagadou könnte den Verein verlassen und Platz für einen neuen Spieler machen.

3. Abwehr - Außenverteidigung

Marcel Halstenberg
Findet Marcel Halstenberg den Weg zum BVB noch? / Marc Mueller/GettyImages

Auf den beiden Außenverteidigerpositionen hat der BVB ein Qualitäts-Problem. Allen voran Nico Schulz ist schlichtweg nicht gut genug für die hohen Ansprüche in Dortmund. Ähnliches galt vor der Saison auch für Thomas Meunier; der Belgier hat sich in dieser Saison aber gefangen und spielt mittlerweile eine wichtige Rolle.

Verletzungsprobleme plagen Raphael Guerreiro und Mateu Morey; Letztgenannter wird in dieser Spielzeit voraussichtlich kein einziges Spiel absolvieren. Guerreiro hat immer wieder mit muskulären Problemen zu kämpfen, ist ohnehin kein klassischer defensiver Außenverteidiger, der die Schiene bearbeitet.

Es braucht also zwingend Ersatz, auf beiden Seiten. Mit Marcel Halstenberg hätte der BVB vor der Saison beinahe einen neuen Linksverteidiger verpflichtet, der die Baustelle auf dieser Position geschlossen hätte. Der Vertrag des neunfachen deutschen Nationalspielers läuft im Sommer aus, spätestens dann könnte er von RB Leipzig zum BVB wechseln.

Mit Guerreiro und Halstenberg sowie Meunier und Morey ist der BVB auf den beiden Problem-Positionen eigentlich gut aufgestellt. Bei Morey muss allerdings die Frage gestellt werden, wann der junge Spanier für die Borussia (wieder) eine echte Verstärkung sein kann. Ein weiterer, vielleicht erfahrener Außenverteidiger, würde dem BVB noch gut tun.

4. Zentrales Mittelfeld

Denis Zakaria
Denis Zakaria soll vor einem Wechsel zum BVB stehen / Thomas Eisenhuth/GettyImages

In der Zentrale ist der BVB-Kader aufgebläht. Thomas Delaney verließ die Borussia daher im Sommer; der Däne fehlt definitiv. Emre Can kommt nicht in Form, Axel Witsel hat seinen Zenit überschritten. Die einzigen Garanten in dieser Saison sind Mo Dahoud und Jude Bellingham. Das ist bei einem so hochkarätig bestückten Mittelfeld natürlich zu wenig. Youngster Abdouyale Kamara spielt in dieser Saison wohl noch keine Rolle.

Da auch Julian Brandt, Giovanni Reyna und Raphael Guerreiro zumindest auf die Achter-Positionen rücken können, richtet sich der Baustellen-Fokus im zentralen Mittelfeld auf den defensiven Sechser-Part. Dort scheint eine Trennung von Axel Witsel alternativlos; der Belgier wird den BVB entweder im Winter für kleines Geld (Juve soll interessiert sein) oder im Sommer ablösefrei verlassen.

Emre Can ist beim BVB aktuell kein Verkaufskandidat, muss aber dringend in die Spur finden. Der 27-Jährige könnte so wichtig für die Borussia sein, kriegt aber schlicht keine Konstanz in sein Spiel. Die Borussia muss daher einen neuen Zentrums-Leader verpflichten. Der scheint in Denis Zakaria bereits gefunden zu sein. Der Schweizer wäre die perfekte Ergänzung im Dortmunder Spiel und kennt zudem bereits das System Marco Rose. Bei Zakaria bleiben aber noch die Fragen, ob ein Wechsel im Winter bereits realisierbar ist (Vertrag läuft am Saisonende aus) und ob "Zak" nicht doch lieber in die Premier League wechseln will.

Der BVB sollte beim Gladbacher unbedingt All-in gehen. Witsel im Winter ziehen lassen und Zakaria verpflichten - das steht wohl auf den meisten schwarz-gelben Weihnachts-Wunschzetteln.

5. Offensives Mittelfeld

Marco Reus
Marco Reus spielt eine fantastische Saison / Alex Grimm/GettyImages

Marco Reus ist wieder da. In dieser Saison hat der Dortmunder Kapitän zu seiner alten Stärke gefunden und spielt eine herausragende Saison. Julian Brandt steht dem in nichts nach. Mit Gio Reyna hat der BVB zudem ein Ausnahme-Talent in den eigenen Reihen, der seit einiger Zeit verletzungsbedingt ausfällt - und der Mannschaft fehlt!

Bedarf hat der BVB im offensiven Mittelfeld weder heute noch morgen.

6. Flügelspieler

Filip Kostic
Könnte Filip Kostic die Dortmunder Baustelle auf Linksaußen schließen? / Matthias Hangst/GettyImages

Das Thema Flügel ist wohl das, bei dem sich die Kaderplaner der Borussia am ehesten verzockt haben. Statt schnelle, dribbelstarke Flügelspieler zu verpflichten, baute sich der BVB das Mittelfeld zu und ist dadurch limitiert. Schon im Winter muss Michael Zorc hier aktiv werden und mindestens einen Außenspieler an Land ziehen.

Seit einiger Zeit schielt der BVB auf Callum Hudson-Odoi, den Chelsea aktuell allerdings nicht ziehen lassen will. Aus Portugal berichtet UOL Esporte, dass die Borussia ein Auge auf Benficas Everton geworfen haben soll; günstig würde der Brasilianer aber nicht werden.

Fündig könnte der BVB allerdings auch bei der Bundesliga-Konkurrenz werden. Die optimale Ergänzung würde Michael Zorc nämlich in Filip Kostic finden. Der Serbe ist im deutschen Oberhaus der König der linken Außenbahn und spielt Flanken, die ihresgleichen suchen. Kaum ausrechenbar, wie viel Gefahr Kostic im Zusammenspiel mit Erling Haaland kreieren könnte! Zudem kann Kostic auch in einer Dreierkette als Schienenspieler auf links spielen, was den BVB-Kader diesbezüglich zudem entlasten würde. Konkrete Gerüchte um Kostic und Dortmund gibt es allerdings nicht.

7. Sturm

Borussia Dortmund
Wie lange bleibt Erling Haaland beim BVB / Boris Streubel/GettyImages

Quo Vadis, Erling Haaland? Und vor allem: wann? Der Norweger wird den BVB entweder in diesem oder im nächsten Sommer verlassen, Prognosen sind derzeit kaum möglich. Bis dahin hat die Borussia im Sturmzentrum ausgesorgt. Und dann?

Mit Donyell Malen kommt ein potenzieller Ersatz so langsam in Form; der Sommer-Neuzugang erzielte in den vergangenen 30 Tagen fünf Pflichtspieltore. Zudem hat der BVB mit Youssoufa Moukoko ein Ausnahme-Talent in der Hinterhand. Der seit kurzem 17-Jährige muss in dieser Saison verletzungsbedingt aber kürzer treten.

Karim Adeyemi soll sich mit der Borussia weitestgehend einig sein und könnte gemeinsam mit Donyell Malen stürmen. Als Ersatz hätte Cheftrainer Marco Rose dann noch Moukoko und Thorgan Hazard in petto. Damit wäre der BVB gut aufgestellt - vor allem dann, wenn Haaland doch noch ein Jahr bleibt!

Wie der optimale BVB-Kader zu Beginn der Saison 2022/23 aussehen könnte

Tor: Gregor Kobel, Marwin Hitz, Luca Unbehaun

Innenverteidigung: Mats Hummels, Manuel Akanji, Evan N'Dicka, Nnamdi Collins, Soumaïla Coulibaly / wackelt: Dan-Axel Zagadou

Außenverteidigung: Raphael Guerreiro, Marcel Halstenberg / Thomas Meunier, Mateu Morey, Felix Passlack / optionaler Bedarf: ein weiterer Rechtsverteidiger

zentrales Mittelfeld: Denis Zakaria, Emre Can, Jude Bellingham, Mo Dahoud, Abdoulaye Kamara

offenes Mittelfeld: Marco Reus, Julian Brandt, Giovanni Reyna

Flügelspieler: Thorgan Hazard, Marius Wolf, Ansgar Knauff, Filip Kostic

Stürmer: Erling Haaland, Donyell Malen, Karim Adeyemi, Youssoufa Moukoko