100 Tage BVB-Trainer: Was unter Nuri Sahin gut & schlecht läuft

Seit 100 Tagen ist Nuri Sahin nun Cheftrainer von Borussia Dortmund. Wir schauen, was unter dem jungen Coach schon gut läuft und wo Sahin noch Verbesserungsbedarf hat.
Nuri Sahin
Nuri Sahin / Sebastian El-Saqqa - firo sportphoto/GettyImages
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Die ersten 100 Tage als BVB-Trainer hat Nuri Sahin bereits hinter sich. Für das Jubiläum hätte er sich aber vermutlich eine bessere Stimmung gewünscht als momentan herrscht: Das jüngste 1:5 in Stuttgart hat doch für ordentlich Ernüchterung und einen ersten Realitätscheck gesorgt.

Dennoch ist bei Borussia Dortmund natürlich nicht alles schlecht, im Gegenteil. Die ersten Wochen haben bereits erahnen lassen, wohin Sahin mit den Schwarzgelben will. Dass dieser Weg so manche Hürde parat haben würde, war abzusehen.

Einige Aspekte konnte Sahin schon verbessern, bei anderen hat er noch einiges an Arbeit vor sich. Was gut und was schlecht läuft:

Das läuft gut

1. Selbstkritik & Reflexion

Nuri Sahin
Nuri Sahin / Alex Grimm/GettyImages

Dass der BVB in Stuttgart mit 1:5 unter die Räder kam, lag zu einem gewissen Teil auch an Sahin und seinen personellen Entscheidungen. Aufstellung, Einwechslungen, Ausrichtung - da durfte man von außen durchaus ein paar Fragen aufwerfen.

"Da braucht man nichts schön zureden. Wir haben alles ganz klar angesprochen und analysiert. Alles hat an diesem Tag gefehlt. Von uns als Trainern bis hin zu den Einwechselspielern. Ich war in meinem In-Game-Coaching auch nicht in meiner Bestform. Nichts hat gestimmt!", gestand Sahin nach der Partie.

Dass Sahin derart offen eigene Fehler zugibt, zeugt von Größe - und ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung. Nur wer selbstkritisch ist und eigene Fehler reflektiert, wird sich entwickeln und aus diesen lernen. Sahin ist ein junger Trainer, muss erst seine Erfahrungen sammeln. Dass er offen dafür ist, was er besser machen kann, ist richtig und wichtig. Davon werden er und der BVB langfristig profitieren.

2. Passspiel

Waldemar Anton, Ermedin Demirovic
Waldemar Anton mit gepflegtem Passspiel / Alex Grimm/GettyImages

Im Gegensatz zu Vorgänger Edin Terzic legt Sahin viel Wert auf ein gepflegtes Pass- und Kombinationsspiel. Mit erstem Erfolg: Zu Saisonbeginn ist die Passquote des BVB um fast drei Prozentpunkte höher als unter Terzic - 89,7% der Pässe fanden ihren Weg zum Mitspieler. Das ist auf Augenhöhe mit Bayer Leverkusen, nur der FC Bayern (91%) ist in dieser Kategorie überlegen.

Zum Vergleich: 23/24 waren es nur 87,1% - damals wiederum fast drei Prozentpunkt weniger als Leverkusen und Bayern. Man sieht eine Entwicklung und erkennt, welchen Spielstil Sahin beim BVB etablieren will.

Mit über 2.400 gespielten Pässen ist der BVB zudem eine der Mannschaften, die die meisten Pässe der Bundesliga spielt. Masse und Klasse!

3. Herzstück Groß

Pascal Groß
Pascal Groß ist das Herzstück des BVB / BSR Agency/GettyImages

Nuri Sahin versteht es zudem, mit Pascal Groß ein Herzstück im Zentrum des Spiels aufzubauen. Jahrelang war dem BVB solch ein Spieler abgegangen, doch nun hat Dortmund endlich wieder einen intelligenten Spielmacher vor der Abwehr. Sahin baut Groß als seinen verlängerten Arm auf, weiß um die Wichtigkeit eines solchen Spielertypen.

Mit Sahin selbst und Ilkay Gündogan hatten die besten BVB-Team der jüngeren Vergangenheit genau so ein Metronom im Mittelfeld. Das hat Sahin erkannt und verstanden.

Das muss besser werden

4. Positions-Experimente beenden

UEFA Europa Champions LeagueClub Brugge - Borussia Dortmund
Marcel Sabitzer muss ins Zentrum / ANP/GettyImages

Sahin hat zu Saisonbeginn mit manchen Aufstellungen überrascht. Marcel Sabitzer als Rechtsaußen, Nico Schlotterbeck als Linksverteidiger - Entscheidungen, die nicht wirklich aufgegangen sind. Weder Sabitzer noch Schlotterbeck können ihre Stärken dort wirklich ausspielen, sind im Zentrum deutlich besser aufgehoben. Zwei Schachzüge des neuen Trainers, die nicht aufgegangen sind.

5. Junge Spieler mehr einbinden

Julien Duranville
Julien Duranville wartet auf seine Chance / Alex Grimm/GettyImages

Eine Stärke von Borussia Dortmund war es stets, Youngster einzubinden und ihnen reichlich Spielpraxis zu geben. Sahin hat bislang jedoch kaum geschafft, die jungen Spieler zu fördern - Julien Duranville, Jamie Gittens und Maxi Beier kommen maximal als Einwechselspieler zum Zuge, von einem Startelf-Einsatz scheinen sie derzeit meilenweit entfernt. Auch Yan Couto spielt bislang noch gar keine Rolle.

Sahin muss die jungen Wilden endlich von der Leine lassen und ihnen auch Fehler zugestehen. Sie haben das Zeug, zu echten Stars heranzureifen - aber nur, wenn sie auch regelmäßig spielen.

6. Laufwerte

Jamie Gittens
Jamie Gittens hat Tempo / Alex Grimm/GettyImages

So gut die Passwerte sind, so schlecht sind die Laufwerte: Bei den intensiven Läufen liegt der BVB im Ligavergleich auf Platz 17, bei den Sprints und der gesamten Laufdistanz auf Platz 16. Kurioserweise sind der VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen in ähnlichen Regionen unterwegs - nur der FC Bayern hebt sich ganz klar ab. Die Münchner sind in allen drei Kategorien in den Top-5, weshalb es auch keine Überraschung ist, dass der Rekordmeister das mit Abstand beste Team des Saisonstarts ist.

Natürlich muss Sahin aus seiner Mannschaft keine Laufmaschine machen, wenn man aber stets (deutlich) weniger und langsamer läuft als der Gegner, wird man Probleme bekommen.

7. Zweikämpfe

Julian Brandt, Anthony Rouault
Borussia Dortmund ist schwach in Zweikämpfen / Alex Grimm/GettyImages

Der VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen mögen zwar ähnliche Laufwerte wie der BVB haben - bei den Zweikämpfen sind die beiden Teams aber in ganz anderen Regionen unterwegs und liegen (genau wie der FC Bayern) in den Top-6.

Der BVB wiederum ist auch in dieser Kategorie unten drin: Nur Werder Bremen hat in der Bundesliga weniger Zweikämpfe gewonnen. Mies!


*alle Statistiken von bundesliga.com


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