Eine System- und Personalfrage: So plant der BVB in der Abwehr
Von Simon Zimmermann
Der BVB startet mit großen Ambitionen in die neue Saison. Vor dem Start im Pokal gegen 1860 München bleibt vor allem die Besetzung der Defensive spannend. Sowohl personell als auch systematisch.
"Über Qualität im Kader wird sich kein Trainer der Welt beschweren", erklärte Edin Terzic rund vier Tage vor dem Pflichtspielstart in die neue Saison. Der BVB trifft bereits am Freitagabend in der ersten DFB-Pokalrunde auf Drittligist 1860 München (20.45 Uhr).
So plant der BVB hinten links
Die Frage, wer auf der Linksverteidiger-Position ran darf, dürfte schnell geklärt sein. Trotz zahlreicher Spekulationen wird Raphael Guerreiro in Schwarz-Gelb in die neue Saison gehen. Der Portugiese zeigte sich nach einem äußerst durchwachsenen Jahr in der Vorbereitung topfit und gehörte zu den Gewinnern.
Trotz der ungewissen Vertragssituation (bis 2023) darf man aus BVB-Sicht hoffen, dass Guerreiro 22/23 wieder deutlich bessere Leistungen abliefern kann. Das wird auch dringend nötig sein, weil die Alternativen auf der linken Defensivseite rar gesät sind. Zumindest was etablierte Kräfte betrifft. Denn Nico Schulz wird unter Edin Terzic wohl keine Rolle mehr spielen. Ein Transfer von David Raum hat sich offenbar zerschlagen. Dortmunds Wunschspieler auf für die linken Seite dürfte es zu RB Leipzig ziehen.
BVB setzt auf Entwicklung bei Tom Rothe
Da sich bei Schulz derzeit weiter kein Abgang abzeichnet, dürften die Transfer-Planungen auf dieser Position vorerst auf Eis liegen. Die BVB-Verantwortliche wollen nun vor allem Youngster Tom Rothe das nötige Vertrauen schenken. Der 17-Jährige wird offensichtlich als erster Guerreiro-Backup in die Saison gehen.
Das Vertrauen in den U19-Meister ist laut Ruhrnachrichten groß. Die Leistungen aus dem Vorjahr rechtfertigen dies. In der Youth League war der Linksverteidiger in acht Spielen an fünf Toren direkt beteiligt. In der Bundesliga feierte er bei den Profis sein Debüt beim 6:1-Sieg gegen Wolfsburg - und erzielte sofort einen Treffer.
Nun will man Rothe keine externe Verstärkung mehr vor die Nase setzen und seine Entwicklung blockieren. Terzic wird auf das Duo Guerreiro/Rothe vertrauen (müssen).
Drei starke Innenverteidiger für zwei oder drei Plätze
Zumindest dann, wenn der neue alte BVB-Coach auf seine bevorzugte Viererabwehrkette setzen wird. In Stein gemeißelt ist das zum Saisonstart aber nicht. Bei der Saison-Generalprobe gegen den FC Villarreal (0:2) setzte Terzic in einem 3-4-1-2-System auf eine Dreier-Abwehr, bestehend aus Mats Hummels und den Neuzugängen Nico Schlotterbeck und Niklas Süle.
In dieser Formation hätte Terzic auf den Schienenspieler-Positionen mehrere Alternativen. Guerreiro auf links bliebe gesetzt, Meunier auf rechts wohl ebenfalls. Dazu können im aktuellen Kader auch Marius Wolf und Thorgan Hazard auf diesen Positionen auflaufen. Letztgenannter spielt das häufiger in der belgischen Nationalmannschaft.
Hummels nach starker Vorbereitung gesetzt
Mit einer Dreierkette würde Terzic auch der kniffligen Frage aus dem Weg gehen, wer in der Innenverteidigung auflaufen soll. Routinier Mats Hummels hat eine sehr gute Vorbereitung absolviert und ist körperlich in Topform. Hummels scheint derzeit absolut gesetzt zu sein. Schlotterbeck und Süle drängen jedoch ebenfalls in die Startelf.
"Wir haben drei sehr gute Innenverteidiger, die es auch gewohnt sind, in einer Dreierkette zu spielen. Deshalb war es für uns wichtig, das Ganze nicht nur im Training zu testen, sondern gegen einen guten internationalen Gegner", erklärte Terzic sein System gegen Villarreal.
Es sei eine "grundsätzliche Idee" gewesen, in diesem System vor Saisonstart aufzulaufen. Doch auch der Ausfall von Sebastien Haller dürfte eine Rolle spielen. Mit dem vorhandenen Offensivpersonal ohne echte Nummer neun bietet sich eine Doppelspitze an. Entsprechend könnte man auch gegen 1860 München in einer ähnlichen Formation wie gegen Villarreal auflaufen.
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