BVB-Pleite bei Union: Adeyemi-Aussagen lassen tief blicken
Von Jan Kupitz
Der Frust bei Borussia Dortmund über die enttäuschenden Ergebnisse und Leistungen ist groß. Doch offenbar sind sich nicht alle Spieler ihrer schwachen Auftritte bewusst.
Der BVB durchlebt eine Phase, die sich für einen Verein seiner Größe und mit diesen Ambitionen eigentlich nicht gehört. Aus den letzten acht Pflichtspielen gewann Schwarzgelb lediglich zwei Partien - dass es am Sonntag bei Union die bereits vierte Niederlage der laufenden Bundesliga-Saison hagelte, dürfte die meisten BVB-Fans ehrlicherweise kaum noch überrascht haben.
Es war schließlich eines dieser Spiele, die die Dortmunder seit Jahren in schöner Regelmäßigkeit verlieren. Gegen einen unangenehmen, aggressiven Gegner, der sich vor dem BVB nicht in die Hosen macht.
Edin Terzic wollte dem kernigen Spiel der Eisernen mit einer ebenfalls zweikampfstarken Aufstellung entgegnen: So bot er mit Meunier, Süle, Hummels, Schlotterbeck, Özcan, Bellingham und Can gleich sieben Spieler auf, die körperlich robust und keine Kinder von Traurigkeit sind. Doch der Plan funktionierte nicht - auch, weil sich der BVB mal wieder selbst im Weg stand.
Zum wiederholten Male führten Schlampigkeiten und dummes Zweikampfverhalten zu Gegentoren, was den Schluss zulässt, dass manche Spieler der Borussia sich nicht über dem Ernst der Lage im Klaren zu sein scheinen. Nicht von ungefähr monierte Mats Hummels, der sich schon in den Vorwochen regelmäßig über die Sorglosigkeit und das dämliche Verhalten seines Teams aufgeregt hatte, nach Abpfiff gegen Union: "Manchmal ist der einfache 20-Meter-Rückpass besser, auch wenn er danach nicht auf Social Media kommt."
"Wir sehen beim 2:0, in welchen Bereichen Risiko angebracht ist und wann nicht. Wann man schicken soll und wann nicht", kritisierte er in Richtung Karim Adeyemis, ohne dessen Namen zu nennen. Der Youngster war es, der das zweite Gegentor mit einem unnötigen Hackentrick eingeleitet hatte.
Nun darf man natürlich (zurecht!) behaupten, dass solche Fehler immer passieren können. Insbesondere einem jungen Spieler wie Adeyemi, der sich erst in seiner zweiten richtigen Profi-Saison befindet. Nur darf man erwarten, dass beim Spieler anschließend auch eine gewisse Einsicht herrscht, um daraus lernen zu können und es beim nächsten Mal besser zu machen.
Adeyemi lässt keine Kritik zu
Bei Adeyemi ist genau das aber nicht der Fall, wie es scheint. Bei DAZN erklärte der Angreifer nämlich, dass er die Kritik nicht nachvollziehen könne: "Nee, würde ich jetzt nicht sagen." Statt die Schuld auch mal bei sich zu suchen, machte er das neue System von Edin Terzic - der gegen Union auf Dreierkette umgestellt hatte - als möglichen Grund für die Niederlage aus: "Heute haben wir eine andere Formation gespielt, vielleicht war es deswegen."
Mehr muss man in diesen Tagen eigentlich nicht wissen, um zu verstehen, warum der BVB den Ansprüchen dermaßen hinterher hängt. Wenn der 30 Millionen Euro teure (!) Königstransfer des Sommers solch eine Mentalität mitbringt und lieber das System des Trainers als seine eigene Leistung hinterfragt, haben Sebastian Kehl und Co. noch viel Arbeit vor sich.
Und Adeyemi täte wohl auch gut daran, zu begreifen, dass der BVB und die deutsche Bundesliga ein anderes Pflaster als Salzburg und die österreichische Liga sind.